Jun 27, 2017
Europa-Investition fördert Aufbau telemedizinischer Strukturen in Ostsachsen
Die Carus Consilium Sachsen GmbH, das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus sowie die Technische Universität Dresden nehmen am Freitag, dem 23. Juni 2017, Zuwendungsbescheide des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des Freistaates Sachsen in Höhe von 2,6 Millionen Euro entgegen.Die Fördersumme fließt in die Projekte „Telemedizinisches Netzwerk Psychotraumatologie (TeleNePS)“ und das „Integrierte Betreuungsportal Multiple Sklerose (IBMS)“. Die beiden telemedizinischen Behandlungsnetzwerke sollen für Patienten mit den Krankheitsbildern Multiple Sklerose oder Traumafolgestörungen künftig effizientere Beratungen und Therapien auf höchstem Niveau – unabhängig vom Wohn- und Behandlungsort – ermöglichen. Beide Portale werden an die bestehende Telemedizin-Plattform CCS Telehealth Ostsachsen (CCS-THOS) anknüpfen und die Expertise der Dresdner Hochschulmedizin in ländlichen Räumen verfügbar machen.
HeLiCT ist in den Projekten für die Implementierung und Koordination der technischen Komponenten zuständig. Wir verantworten die Implementierung der Fallaktenstrukturen sowie weiterer medizinspezifischer fachlicher Komponenten unter Verwendung der CCS Telehealth-Plattform Ostsachsen. Die Sicherstellung der technischen Interoperabilität sowie der technischen Nachhaltigkeit der entstehenden eHealth-Lösungen stehen dabei in besonderem Fokus. Die Projekte als praktische Projekte zur Strukturinnovation in Sachsen bilden für uns einen wichtigen Ausgangspunkt zur Sicherstellung einer praxisnahen eHealth-Forschung. So werden die Erkenntnisse im Rahmen der Projekte wissenschaftlich reflektiert und Best-Practice-Muster für die Sicherstellung nachhaltiger eHealth-Projekte erarbeitet.
Weiterführende Informationen
Wir müssen die vielversprechenden Möglichkeiten der Telemedizin nutzen, um die Gesundheitsversorgung im Freistaat weiter zu verbessern und effizienter zu gestalten“, erklärt Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, die den Projektpartnern die Zuwendungsbescheide überreichte. „Durch die beiden Projekte wird es gelingen, die Versorgung der betroffenen Patienten mittels Telemedizin entscheidend zu verbessern. Wichtig ist dabei, dass wir die Patienten und ihre Angehörigen frühzeitig einbinden und informieren“, so die Staatsministerin weiter. Auch Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden, sieht in der Telemedizin einen entscheidenden Versorgungsvorteil: „Die Telemedizin überwindet räumliche Grenzen und wird so zum verlängerten Arm der Expertenmedizin in ländlichen Gebieten. Beide Patientengruppen – sowohl Traumapatienten als auch von Multipler Sklerose Betroffene – können bisher nur an wenigen Spitzenzentren exzellent behandelt werden. Mit den Möglichkeiten der Telemedizin können wir den behandelnden Ärzten in der Fläche nicht nur mit bisherigen Untersuchungsergebnissen, sondern auch mit individuellen Ratschlägen unkompliziert zur Seite stehen und damit die Versorgungssituation insgesamt verbessern.“
„Über ein Patientenportal beziehen wir den Patienten aktiv in seine Versorgung ein und schaffen damit die Möglichkeit den Patienten telemedizinisch zu erreichen und in seiner Therapie zu bestärken“, führt Prof. Esswein, Vertreter des Entwicklungsteams aus.
Von Vorteil ist dabei der bewährte Dreiklang aus Carus Consilium Sachsen, Universitätsklinikum und Technischer Universität Dresden: „Durch die Expertise im Rahmen ähnlicher Kooperationsprojekte haben die drei Partnerinstitutionen ihre Zusammenarbeit gefestigt und sich eine umfassende Expertise in der Planung und Einführung telemedizinischer Lösungen erarbeitet. Die großzügigen Fördergelder des Freistaates Sachsen und der Europäischen Union ergänzen die etablierte CCS Telehealth-Infrastruktur jetzt an entscheidender Stelle und kommen den spezifischen Anforderungen der Patientengruppen zugute“, betont Dr. Olaf Müller, Geschäftsführer der Carus Consilium Sachsen GmbH.
Effiziente Behandlungsangebote bei traumatischer Folgestörung
Belastende Erlebnisse, wie schwere Unfälle, Naturkatastrophen, körperliche und sexuelle Gewalt, Krieg, Folter oder Flucht, können psychisch verwunden und Traumafolgestörungen verursachen. Im Universitätsklinikum Dresden werden diese Patienten in der Traumaambulanz für Seelische Gesundheit behandelt. Hier sind sie in eine sichere und integrierte Behandlungskette eingebunden. Dieses Angebot wird nun seit April 2017 um das Projekt „Telemedizinisches Netzwerk Psychotraumatologie Sachsen (Tele-NePS)“ ergänzt. In einer digitalen Trauma-Akte können ab sofort Behandlungsergebnisse und Diagnostiken abgespeichert und gemeinsam mit Auswertungshilfen Hausärzten sowie niedergelassenen Fachärzten ohne psychotherapeutischen Hintergrund zur Verfügung gestellt werden. Der Anschluss an das telemedizinische Netzwerk ist für die Behandlungsqualität der betroffenen Patienten von hoher Bedeutung. Denn aktuell verursacht die Erkrankung aufgrund ihrer Vielschichtigkeit und oft chronischem Verlauf einen gesteigerten Versorgungsaufwand. Die inhaltlich oft wenig aufeinander abgestimmten Hilfeleistungen erschweren eine leitliniengerechte Diagnostik und Behandlung und bedingen nicht selten eine Fehlversorgung. Hinzu kommen Versorgungslücken in der psychotherapeutischen Behandlung, die wiederum zu hohen Wartezeiten für die Patienten führen. Mit der neuen elektronischen Trauma-Akte soll eine institutionsübergreifende Dokumentation und Koordinierung des Versorgungsprozesses garantiert sowie Fachwissen flächendeckend verfügbar gemacht werden.
Standardisierte Screening und Diagnoseverfahren können so die vorhandene Diagnosesicherheit bei den Hausärzten und nicht psychotherapeutischen Fachärzten enorm verbessern. Betroffene erhalten niedrigschwellig und ortsunabhängig Zugang zum Behandlungsnetz und bestimmen selbst, ob etwa der Hausarzt Einblick in die Akte und damit eine Anbindung an das fachliche Schwerpunktzentrum in Dresden bekommen soll. Einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau eines solchen integrierten Behandlungsnetzwerkes leisten hier das TeleMedizinische TraumaZentrum Seelische Gesundheit (TMTZSG) mit deren regionalen Partnern und die bestehende Telemedizin-Infrastruktur CCS Telehealth Ostsachsen.
Effektive Betreuung von Patienten mit Multiple Sklerose
In Deutschland leiden derzeit rund 200.000 Menschen an Multipler Sklerose (MS). Hierbei handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der körpereigene Abwehrzellen Teile der Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark angreifen. In den meisten Fällen beeinträchtigt die MS die Lebenserwartung der Betroffenen kaum und besteht somit über Jahrzehnte hinweg. Eine früh im Krankheitsverlauf begonnene Therapie kann sich daher hemmend auf das Voranschreiten der MS auswirken. Doch die therapeutischen Behandlungsstrategien sind mit einem hohen Begleitungs- und Überwachungsaufwand verbunden. Mithilfe des seit April 2017 laufenden Telemedizin-Projekts „Integriertes Betreuungsportal Multiple Sklerose“ (IBMS) sollen die Therapieoptionen insgesamt verbessert werden. Dazu soll das in zahlreichen Behandlungszentren etablierte Multiple Sklerose-Dokumentationssystem(MSDS3D) mit der bestehenden Telemedizin-Infrastruktur CCS Telehealth Ostsachsen verbunden werden. Für MS-Patienten wird so eine einrichtungsübergreifende elektronische Fallakte geschaffen. Notwendige Untersuchungsergebnisse (zum Beispiel MRT, Laboruntersuchungen) werden damit breiter und schneller verfügbar. Zudem unterstützen Experten konsiliarisch leitliniengerechte therapeutische Entscheidungen. Auch können Informationen zu Vorerkrankungen oder Medikation von verschiedenen Behandlern in die gemeinsame Fallakte eingespeist und von dort jederzeit abgerufen werden.
Das Multiple-Sklerose-Zentrum am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung an der Technischen Universität Dresden sowie die Carus Consilium Sachsen GmbH entwickeln im Verbund eine den medizinischen Erfordernissen des Patienten angepasste eHealth-Portallösung, die verschiedene (professionelle und informelle) Teilhaber der Versorgung einbezieht und notwendige Versorgungsmodelle unterstützt und damit medizinische und ergänzende Versorgungsangebote effizient nutzbar macht.
Kontakte
Carus Consilium Sachsen GmbH |
Geschäftsführer |
Dr. Olaf Müller |
Tel.: 0351 458 5040 |
E-Mail: |
www.carusconsilium.de |
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden |
Zentrum für klinische Neurowissenschaften |
Prof. Dr. Tjalf Ziemssen |
Tel.: 0351 458 3565 |
E-Mail: |
www.uniklinikum-dresden.de |
Klinik und Poliklinik für Psychatrie und Psychosomatik |
Dr. Julia Schellong |
Tel.: 0351 458 7092 |
E-Mail: |
www.uniklinikum-dresden.de |
Technische Universität Dresden |
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung |
Prof. Dr. Werner Esswein |
Tel.: 0351 463 32354 |
E-Mail: |
www.tu-dresden.de/bu/wirtschaft/sysent |
www.helict.de |
Über die Carus Consilium Sachsen GmbH
Die Carus Consilium Sachsen GmbH (CCS) etabliert Kooperationen zwischen Krankenhäusern, ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzten, ambulanten Pflegediensten, Rehabilitationseinrichtungen und weiteren versorgungsrelevanten Institutionen und Verbänden. In ihrer Rolle als Managementgesellschaft für die Plattform CCS-Telehealth Ostsachsen übernimmt CCS das Fördermittelmanagement, Öffentlichkeitsarbeit, Vertrags- sowie Projektmanagement. Darüber hinaus stellt CCS dank ihrer Erfahrung in der Verhandlung innovativer Vertragsmodelle mit den Kostenträgern deren frühe und kompetente Einbeziehung in die Vorhaben sicher.
Über das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Als Krankenhaus der Maximalversorgung deckt das Universitätsklinikum Dresden das gesamte Spektrum der modernen Medizin ab. 20 Kliniken und Polikliniken, vier Institute und 10 interdisziplinäre Zentren, die eng mit den klinischen und theoretischen Instituten der Medizinischen Fakultät zusammenarbeiten ermöglichen medizinische Versorgung auf höchstem Niveau. Mit 1.295 Betten und 160 Plätzen für die tagesklinische Behandlung von Patienten ist es das einzige Krankenhaus der Maximalversorgung in Ostsachsen. Rund 910 Ärzte sowie 1.900 Schwestern und Pfleger kümmern sich um das Wohl der Patienten.
Über die Technische Universität Dresden, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung
Der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung beschäftigt sich mit der Anwendung der Theorien und Werkzeuge der Wirtschaftsinformatik im Gesundheitswesen und arbeitet dabei eng mit Partnern der Praxis zusammen. Im Jahr 2012 wurde auf Initiative und unter der Leitung von Dr. Hannes Schlieter das Healthy Living Competence Team (helict) als interdisziplinäre Forschergruppe gegründet.
Im Fokus der Forschergruppe liegen die Gestaltung und Optimierung von klinischen Prozessen, wobei betriebswirtschaftliche Optimierungsbestrebung und informationstechnische Unterstützung als Einheit gesehen werden. Der Anspruch ist, durch eine systematische Konzeption, Projektbegleitung und Umsetzung die Leistungsfähigkeit sowie Ressourceneffizienz zu verbessern. Im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungsarbeit steht das Design praktikabler Lösungen, die sich reibungslos in die fachlichen Prozesse integrieren, immer im Vordergrund. Inzwischen betreut und leitet die Gruppe mehrere nationale und internationale Verbundprojekte im Themenfeld der Digitalen Transformation im Gesundheitswesen.