Patientenzentrierte Gesundheitsinformationssysteme
Sowohl die patientenzentrierte Versorgung als auch die Befähigung und Ermächtigung von Patient:innen zur aktiven Mitwirkung an ihrer eigenen Gesunderhaltung und Gesundung (Patient Empowerment) sind im letzten Jahrzehnt zu Grundpfeilern einer qualitativ hochwertigen, medizinischen Leistungserbringung geworden und werden gesundheitspolitisch sowohl gefördert als auch gefordert. Die Transformation, weg von einer institutionenbasierten und paternalistischen Versorgungsperspektive, hin zu einer patientenorientierten Sichtweise, befähigt Patient:innen, in einem integrierten Gesundheitsnetzwerk interdisziplinärer Versorgungsdienstleister, zum Co-Manager ihres individuellen Versorgungsprozesses zu werden. Positive Effekte dieser Entwicklungen, wie zum Beispiel eine erhöhte Zufriedenheit von Patient:innen und Gesundheitsdienstleistern, effizientere Ressourcenallokation und verbesserte Gesundheitsergebnisse, wurden in der Forschung bereits zahlreich bestätigt. Trotz dieser vorhanden Evidenz ist die Umsetzung der patientenzentrierten Versorgung in der Praxis weiterhin eine Herausforderung. Unter Betrachtung von Gesundheitsnetzwerken als soziotechnische Informationssysteme adressieren wir daher mit dieser Forschungslinie die Patientenzentrierung, -teilhabe und -stärkung im Gesundheitswesen, insb. unter der Fragestellung, wie digitale Technologien und Gesundheitsanwendungen sie ermöglichen und verbessern können. Dabei spielen die Modellierung, Entwicklung und (digitale) Implementierung von Patientenpfaden (engl. Patient Pathways) eine besondere Rolle.
"A patient pathway is an evidence-based tool that supports the planning and management of the care process of individual patients within a group of similar patients with complex, long-term conditions. It details the phases of care, guiding the whole journey a patient takes by defining goals and milestones, and supports mutual decision-making by the patient and his/her multidisciplinary care team collaborating in a comprehensive network of care providers." (Richter, Hickmann & Schlieter 2021) |
Themenbereiche
Innerhalb der Forschungslinie, rund um patientenzentrierte Gesundheitsinformationssysteme, thematisieren die Forscherinnen und Forscher unsere Digital Health Gruppe unter anderem folgende Themenbereiche:
- Patient Engagement, Patient Empowerment, Shared Decision-Making
- Patient Pathways (Patientenpfade)
- Patientenportale
- Patientensicherheit
- Gesundheitsnetzwerke
Dabei werden jeweils Aspekte der modellgestützten Analyse und Gestaltung, Möglichkeiten der Digitalisierung als auch der Evaluation adressiert.
Ausgewählte Projekte
- Digitaler FortschrittsHub Gesundheit MiHUBx
- QPath4MS (Pfadgestütztes Qualitätsmanagement in der Versorgung von Patient:innen mit Multipler Sklerose)
- Europäische Joint Action iPAAC (Entwicklung und Implementierung von Patientenpfaden in Europäischen Krebsnetzwerken)
Ausgewählte Publikationen
Richter, P. & Schlieter, H. (2021). Patient pathways for comprehensive care networks - A development method and lessons from its application in oncology care. In: Proceedings of the 54th Hawaii International Conference on System Sciences (HICSS 2021): 3753–3763. Link zum Paper
Hickmann, E., Richter, P. & Schlieter, H. (2021). Let’s get engaged: On the evidence of patient engagement tools and their integration in patient pathways. In: Proceedings of the 16th International Conference on Wirtschaftsinformatik (WI2021). Link zum Paper
Benedict, M., Schlieter, H., Burwitz, M., Scheplitz, T., Susky, M., Richter, P. & Ziemssen, T. (2019): Patientenintegration durch Pfadsysteme. In: T. Ludwig, V. Pipek (eds.),
Proceedings of the 14th International Conference on Wirtschaftsinformatik (WI 2019),
Siegen, Germany: Universitätsverlag Siegen, pp. 927–941. Link zum Paper