03.03.2022
Erfolgreiche Panel-Diskussion zu den Sonnen- und Schattenseiten des algorithmischen Managements auf der WI 2022
Algorithmisches Management beschreibt die Delegation von klassischen Managementaufgaben an intelligente Algorithmen und digitale Technologien. Die sich daraus ergebenden Vor- und Nachteile wurden am 22.02.2022 auf der 17. Internationalen Tagung Wirtschaftsinformatik im Rahmen eines Panels diskutiert. Unter der Moderation von Prof. Dr. Alexander Benlian (TU Darmstadt) und Prof. Dr. Martin Wiener (TU Dresden) brachten die Teilnehmenden des Panels (Prof. Dr. Hanna Krasnova (Universität Potsdam), Prof. Dr. Alexander Mädche (Karlsruhe Institute of Technology), Prof. Dr. Mareike Möhlmann (Bentley University), Prof. Dr. Jan Recker (Universität Hamburg) und Prof. Dr. Ulrich Remus (Universität Innsbruck)) vielseitige Sichtweisen zum algorithmischen Management ein.
Mit seinem Ursprung in Gigwork-Plattformen, wie Uber oder Upwork, beschreibt das algorithmische Management eine teil- oder vollautomatisierte Delegation von klassischen Managementaufgaben an intelligente Algorithmen und digitale Technologien. Dadurch ist es möglich, ohne jegliche Interaktion zwischen Menschen und Managern eine hohe Anzahl an Mitarbeitenden zu steuern, zu kontrollieren und zu koordinieren. Da dies als sehr innovativ, effizient und effektiv gilt, weckt diese Praktik auch immer mehr das Interesse in traditionellen Organisationen.
Vor allem Gig-Worker:innen treten im Rahmen des algorithmischen Managements als „einsame Wölfe“ auf: Der Scheinselbständigkeit und einem damit suggerierten hohen Grad an Autonomie stehen fehlende Interaktionsmöglichkeiten, mangelnde Nachvollziehbarkeit algorithmischer Entscheidungen und eine kontinuierliche Verhaltensüberwachung gegenüber. Jedoch stehen diesen Eigenschaften auch positive Aspekte gegenüber: So können Algorithmen im Rahmen der Steuerung von Mitarbeitenden durch entsprechende Hinweise positiv auf ein klimafreundliches Verhalten einwirken, die Einhaltung von Arbeitssicherheitsmaßnahmen überwachen und sicherstellen, oder durch den Einsatz von Gamification digitale Auszeichnungen (="Badges") erteilen.
Doch nicht nur die Eigenschaften von intelligenten Algorithmen sind von erheblicher Bedeutung, sondern auch deren Gestaltung und unter welchem Einfluss die Gestaltenden stehen. Denn immer noch sind es Menschen, die Regeln erstellen und diese technisch an intelligente Algorithmen übertragen. Diese entwickeln sich autonom weiter und damit auch die Steuerung und Kontrolle von Mitarbeitenden. Um als faires soziotechnisches System zu funktionieren, müssen auch die Bedürfnisse von Mitarbeitenden in die Entwicklung und Gestaltung von intelligenten Algorithmen mit einbezogen werden, um gemeinsames und gegenseitiges Lernen zu ermöglichen.
Im Kontext der Ausweitung des algorithmischen Managements auf traditionelle Organisationen und der Weiterentwicklung in Plattformorganisationen gilt es, die negativen Aspekte zu entschärfen und die positiven Aspekte zu stärken. Dazu kann insbesondere die interdisziplinäre Forschung der Wirtschaftsinformatik, die sich sowohl in wirtschaftlichen, sozialen und technischen Themen ergründet, beitragen und genau das macht das algorithmische Management so spannend.