01.11.2019
Georg-Helm-Preis 2019: Blauhelme in der Kritik, resistente Bakterien und Mathematik für mehr Nachhaltigkeit
Gerechtigkeit für zivile Opfer von UN-Blauhelmeinsätzen, ein besseres Verständnis der Entstehung von Antibiotika-Resistenzen, ein mathematisches Modell für optimierte Ressourcennutzung: Die TU Dresden verleiht am 2. November 2019 wieder die Georg-Helm-Preise für den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Ausgezeichnet werden drei wissenschaftliche Arbeiten, die in ihren Disziplinen in besonderem Maße neue Impulse setzen.
Dr. iur. Sylvia Maus (Juristische Fakultät)
Dissertation: „United Nations Peace Operations and Human Rights – Between Responsibility and Compliance”
Im Jahr 2010 brachten Blauhelmsoldaten der Vereinten Nationen (UN) die Cholera nach Haiti; mehrere tausend Menschen starben und Hunderttausende erkrankten. Den UN wurden Fahrlässigkeit und schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, beides bis heute ohne nennenswerte Konsequenzen. Das Verhalten der UN in Haiti ist besonders dramatisch, aber kein Einzelfall. Gleichzeitig unterlässt es die UN regelmäßig, angemessen auf Menschenrechtsverletzungen zu reagieren, z.B. in Form von Schadensersatz. Dies ist – auch angesichts des schwindenden Vertrauens in die auf Würde und Menschenrechten basierende multilaterale Weltordnung – eine Herausforderung; nicht nur für die Weltorganisation, sondern für die internationale Gemeinschaft als Ganzes. Die Arbeit befasst sich mit dem Umfang der menschenrechtlichen Verpflichtungen der UN, benennt existierende Lücken und zeigt auf, was getan werden muss, um die Einhaltung dieser Verpflichtungen zu verbessern.
Dr. rer. nat. John Martinovic (Fakultät Mathematik)
Dissertation: „The Additive Integrality Gap of the Skiving Stock Problem – Theoretical Concepts, Upper Bounds and Construction Principles”
John Martinovic befasste sich in seiner Dissertation unter anderem mit theoretischen Grundlagen zum sogenannten Skiving Stock Problem (SSP). Dabei handelt es sich um ein Optimierungsmodell für eine effiziente Material- oder Ressourcennutzung. Durch Zusammenfügen von (kleineren) Objekten eines gegebenen Vorrats soll dabei eine maximale Anzahl (größerer) Einheiten erzeugt werden. Ein klassisches Anwendungsgebiet des SSP ist das Recycling. Dort ermöglicht die optimale Rekombination von Abfällen oder Verschnittteilen zu neuem Rohmaterial einen nachhaltigen Umgang mit Wertstoffen. Darüber hinaus wird das SSP in den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften genutzt. Bei der Belegungsplanung für Maschinen oder Prozessoren ermöglicht das Modell eine energie- oder zeiteffiziente Zuweisung von Teilaufgaben auf die ausführenden Einheiten.
Leonard Schärfen (Center for Molecular and Cellular Bioengineering – CMCB) Masterarbeit: „Mobility of LexA during the SOS Response revealed by single-molecule Microscopy in living Bacteria”
Bakterielle Resistenzen gegen Antibiotika gehören zu den akuten Bedrohungen im modernen Gesundheitswesen. Viele Bakterien besitzen einen Mechanismus, der zu erhöhten DNA-Mutationsraten während einer Behandlung mit Antibiotika führt, was die Resistenzentwicklung drastisch beschleunigt. Diese sogenannte SOS-Antwort wird von einem einzelnen Protein reguliert. Mit Hilfe von modernen Mikroskopietechniken konnte Leonard Schärfen einzelne Moleküle dieses Proteins in lebenden E.coli-Bakterien visualisieren. Dies ermöglicht eine quantitative Beschreibung der SOS-Antwort auf Einzelmolekül-Ebene und somit ein besseres Verständnis, wie antibiotische Resistenzen entstehen. Dieses Wissen ist die Grundlage für die Entwicklung neuer Wirkstoffe zum Hemmen der SOS-Antwort.
Stifter
Der Georg-Helm-Preis wurde im Jahr 1995 durch den Verein zur Förderung von Studierenden der Technischen Universität Dresden e.V. als Wissenschaftspreis gestiftet und wird jährlich durch die TU Dresden vergeben. Die Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von je 2.500 Euro verbunden. Sie werden im Rahmen einer Festveranstaltung am 2. November 2019 im Gasthof Weißig verliehen. https://tu-dresden.de/tu-dresden/profil/freunde-foerderer/foerdervereine/vfs/georg-helm-preis
Informationen für Journalisten
Pressestelle der TU Dresden
Tel.: 0351 463-32398