A
- Achim (Komturei, Deutschland)
- Affiliation
- Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius
- Akkon (Komturei, Palästina)
- Albenga (Komturei ?, Italien)
- Albigenserkreuzzug
- Alcalà de Xivert (= Chivert, Komturei, Spanien)
- Alessandria (Komturei, Italien)
- Alighieri, Dante (Poet)
- Almourol (Burg, Portugal)
- Almersbach
- Altmühlmünster (Komturei, Deutschland)
- Alvensleben, Friedrich von (Provinzmeister, Deutschland)
- Andernach
- Anfänge
- Anklagepunkte
- Apulien
- Aquitanien und Poitou
- Aragon
- Architektur
- Archive der Templer (Zentralarchiv)
- Arcis, Henri d' (Templer, Poet)
- Arima (=Al-Arima, Syrien)
- Armand de Perigord
- Ashmole, Elias
- Assassinen
- Asti (Komturei, Italien)
- Athlit
- Augsburg (Komturei?, Deutschland)
- Aurschinewes (=Uhříněves, Komturei, Tschechien)
- Auzon
- Avaleur (Komturei, Frankreich)
Achim (Komturei, Deutschland)
siehe Tempelachim
Affiliation
siehe Donaten
Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius
Der deutsche Gelehrte, Alchemist, Arzt und Soldat (1486 - 1535) war hoch interessiert an der Geschichte und Praxis von Magie und Okkultismus, insbesondere den hellenistischen Schriften des Hermes Trismegistos, der als 'Vater der Alchemie' galt. In seinem um 1510 verfassten und 1531 gedruckten Werk De occulta philosophia setzte er sich zum Ziel, zwischen der "guten und heiligen Wissenschaft der Magie und den übelwollenden, skandalösen Praktiken der SCHWARZEN Magie" zu unterscheiden und das Ansehen ersterer zu retten. Dabei bannt die schwarze Magie Dämonen und sucht deren Kräfte zu nutzen. Als Beispiele aus der Geschichte nennt Agrippa die gnostischen Magier, die den Priapuskult fortgeführt hätten und "so dass, was man liest die Wahrheit und keine Fabelei ist" - die Templer, sowie die Hexen.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Henrici Cornelii Agrippae ab Nettesheym: De occulta Philosophia: libri tres, Köln 1533, Lib. I, Cap. 39: URL.
Akkon (=Acre / Akko -Hauptsitz des Ordens 1191-1291)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die antike Hafen - und Handelsstadt, die auch für die Wirtschaft der Kreuzfahrerstaaten unschätzbare Bedeutung erhalten sollte, wurde im Jahre 1104 in einer gemeinsamen Operation zu Lande und zu Wasser von Genuesen, Pisanern und Truppen Baudoins I. von Jerusalem erobert und blieb bis kurz nach der Schlacht von Hattin 1187 in christlicher Hand. Nach einer über zweijährigen Belagerung wurde sie im Juli 1191 von den vereinten Kräften der Teilnehmer des III. Kreuzzuges, unter ihnen König Guy von Jerusalem und Richard 'Löwenherz' von England, wiederum zurückerobert.
Die Templer hatten spätestens Mitte des 12. Jahrhunderts eine Niederlassung in Akkon. Die Retrais der Regel (um 1165) erwähnen bereits einen „Komtur des Gewölbes von Akkon“ (§ 119, ed. Curzon, 99).
Nach dem Fall Jerusalems wurde Akkon die Hauptstadt des christlichen Königreichs Jerusalem und die dortige Niederlassung zum Haupthaus der Templer. Der Komturei, die an der Seeseite der Stadt lag, kam nicht nur militärische und administrative Bedeutung zu, sondern sie war auch ein wichtiger religiöser Stützpunkt der Bevölkerung der Region. Der Notar Antonius Sicci sagt während des Prozesses vor der päpstlichen Kommission 1311 aus, dass der Orden in seinem Haus in Akkon eine Reliquie beherbergt hätte - ein Kupferkreuz, angeblich angefertigt aus der Wanne, in der Christus gebadet worden sei - welchem man wundertätige Eigenschaften zuschrieb. Es sei in Prozessionen vom Patriarchen und den Templern durch die Stadt getragen worden und habe seine Macht besonders im Flehen um Regen erwiesen. Auch Wunderheilungen hätten sich in der Templerkirche von Akkon zugetragen. Neben dem auf alten Karten „Templum“ genannten befestigten Komplex gehörten dem Orden auch noch weitere Liegenschaften in der Stadt.
Ein Tunnel von über 300 Metern Länge verband die Pisaner Handelsniederlassung in Akkon mit den Lagerhäusern der Templerkomturei. Eine Abzweigung reichte bis zum Hafen. Auf diesem Wege importierten die Templer ihre (aufgrund der diversen Privilegien) abgabenfreien Waren.
Beziehungen und Konflikte
Zum großen Nachteil der Stadt entwickelten sich die Rivalitäten der italienischen Seerepubliken Venedig, Genua und Pisa, die alle befestigte, eigene Quartiere in Akkon besaßen und sich – unterstützt von ihren jeweiligen Verbündeten – bewaffnete Auseinandersetzungen lieferten, wie im Krieg von St. Sabas. Dies band Ressourcen und zersplitterte die Kräfte der Christen in einer Zeit, die dringend der Einheit bedurft hätte.
Im letzten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts wurde Akkon zum letzten christlichen Stützpunkt im Orient. Lediglich aus Venedig erreichte eine Gruppe Hilfstruppen die Stadt, die ein Massaker unter der einheimischen Bevölkerung, darunter viele Muslime, anrichteten. Damit sah der Sultan von Ägypten den wenige Jahre zuvor unter maßgeblichem Einsatz von Ordensmeister Guillaume de Beaujeu geschlossenen Vertrag als nichtig an. Im Frühjahr 1291 hatte sich Sultan Kalawuns Sohn Khalil mit seinem Heer vor der Stadt versammelt, etwa 100.000 - 200.000 Soldaten, davon etwa 40.000 Kavalleristen (und damit den Verteidigern in der Stadt um das 20-Fache überlegen). Er war entschlossen, Akkon einzunehmen. Beaujeu bemühte sich gemeinsam mit den Meistern der Johanniter und des Deutschen Ordens und den Vertretern der italienischen Seerepubliken, die Verteidigung der Stadt zu organisieren, nachdem letzteVerhandlungsversuche mit den Mameluken gescheitert waren.
Am 5. April 1291 begann die Belagerung. Zunächst war die Situation für die Verteidiger noch nicht einmal hoffnungslos. Einige kleinere Ausfälle verliefen siegreich und man erwartete ein Entsatzheer aus Europa. Am 4. Mai erschien tatsächlich der König von Jerusalem und Zypern, Henri de Lusignan, mit 40 Schiffen im Hafen der Stadt. Eine letzte Verhandlungsinitiative scheiterte, als ein Katapultgeschoß der Christen genau in dem Augenblick neben dem Zelt Khalils niederging, als der König die Kapitulationsbedingungen aushandeln wollte. Von da an gab es keinen Zweifel mehr, dass die Belagerung bis zum bitteren Ende fortgesetzt werden würde.
Akkon besaß einen doppelten, türmebewehrten Mauerring, den die Mamelucken mit Unterminierung zu schwächen suchten. Gleichzeitig wurden Belagerungsmaschinen eingesetzt, und schon Mitte Mai brachen die ersten Türme an den schwächsten Stellen in sich zusammen. Chronisten berichten von den heldenhaften Kämpfen der Ritterorden.
Am 18. Mail 1291 gelang den Belagerern die Einnahme des strategisch bedeutenden sogenannten "Tour maudit". Bei dem Versuch, den Turm zurückzuerobern, wurde Guillaume de Beaujeu tödlich verwundet, was unter den verbliebenen Verteidigern Chaos und Panik auslöste.
Es scheint, dass Evakuierungsmaßnahmen der Bevölkerung im Wesentlichen durch die Templer durchgeführt wurden. Einer ihrer Kapitäne war Roger de Flor, der später beschuldigt wurde, bei den Rettungsmaßnahmen Geld der verzweifelten Städter in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Wem es nicht gelungen war, rechtzeitig auf eines der Schiffe zu kommen, wurde von den eindringenden Mamelucken getötet. Wie auch bei der Eroberung von Arsuf und Caesarea in den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts und später auch in Antiochia und Tripolis wurden kaum Gefangene gemacht.
Die Festung der Templer, in den sich zahlreiche Zivilisten geflüchtet hatten, hielt am längsten stand, während die übrige Stadt schon besetzt war und geplündert wurde. Der Heerführer der Mamelucken offerierte eine ehrenvolle Übergabe, welche der Marschall des Ordens, Pierre de Sevry, akzeptierte. Doch kaum waren die ersten Soldaten des Sultans innerhalb der Festung, begannen sie entgegen der Vereinbarung zu plündern und die Frauen zu vergewaltigen. Die Templer griffen an und töteten die Abordnung. Eine weitere Offerte Khalils, mit dem Marschall zu verhandeln, entpuppte sich als Falle: Pierre de Sevry und seine Eskorte wurde hingerichtet. Ebenfalls am 18. Mai fiel der Donjon der Festung infolge von unternommenen Minierarbeiten in sich zusammen und begrub sowohl die Verteidiger als auch eine große Anzahl der Angreifer unter sich. Die Stadt wurde als Ruinenfeld belassen und die Küstenregion gezielt zerstört, um zu verhindern, dass die Christen sich nochmals dort festsetzen. Erst im 18. Jahrhundert wurde der Stadtraum Akkon wieder bebaut.
Zahlreiche Chronisten, die über den Fall von Akkon berichten, würdigen den Einsatz der Templer in den letzten Stunden der Stadt, auf christlicher Seite der „Templer von Tyrus“, die Österreichische Reimchronik, die Chronik von S. Petri in Erfurt, Riccoldo da Montecroce und Giovanni Villani. Zeitzeugen deuteten den Verlust des Heiligen Landes als Gottes Strafe für die Sünden der Christen und erneuten Ansporn, sich für die Rückeroberung der Region einzusetzen. Thaddäus von Neapel lobt zwar Guillaume de Beaujeu, hat aber wenig Verständnis, dass die Templer (und Johanniter) nicht sämtlich den Märtyrertod wählen, sondern sich nach Zypern zurückzogen. Eine einstimmige Schuldzuweisung an die Ritterorden oder deutlicher an die Templer, existiert in der Berichterstattung über den Fall Akkons aber nicht. Riccoldo da Montecroce, ein florentiner Dominikaner, der die Ereignisse im fernen Bagdad erlebte, fragte sich, ob Gott nicht wolle, dass die Christen Muslime werden, da er jene ja zu bevorzugen scheine. Er ist unter den Chronisten jedoch die Ausnahme.
Architektonische Überreste
1584 berichtete André Thevet in seinen Vrais pourtraits von einer Akkon vorgelagerten Insel mit einer Templerburg, in deren Ruinen er eine Inschrift Jacques de Molays zu entziffern glaubte. Noch im 18. Jahrhundert verzeichnete Jean-Baptiste d’Anville auf Thevets Grundlage die „Isle des Templiers“ mit dem „Chateau de J. Bourguignon“ auf einer Karte. Es handelt sich vermutlich um eine Verwechslung mit der Tartus vorgelagerten Insel Rouad (Aruad), dem letzten Stützpunkt des Ordens Anfang des 14. Jahrhunderts. Die heute dort zu besichtigende Festung ist allerdings osmanischen Ursprungs.
Ab den 1990er Jahren fanden archäologische Grabungen in Akkon statt. Unteredessen teilweise ergraben und restauriert ist die Stadtfestung der Johanniter mit einem eindrucksvollen Säulensaal von 1300 m² und weiteren kleineren Räumen – darunter auch einem Toilettenbau. Vermutlich wird der Baukomplex der Templer ähnlich ausgesehen haben. Allerdings haben sich von ihm kaum Spuren erhalten, außer dem sogenannten „Templertunnel“ zum Hafen. Weitere Reste der mittelalterlichen Befestigungen sind in der Bucht vor Akkon zu finden.
Anke Napp
Quellen
- Cronica S. Petri Erfordiensis Moderna, ed. O. Holder-Egger, in: MGH Scriptores 30,1, Hannover 1896, S. 335-457, hier S. 424f: URL.
- Thaddeus of Naples: Hystoria de desolacione et conculcacione civitatis Acconensis, ed. Paul Riant, Geneva, 1873.
Sekundärliteratur
- M. Barber / K. Bate (Hg.), The Templars. Selected sources translated and annotated, Manchester 2007, S. 115-117 (englische Übersetzung der Aussage von Antonio Sicci zu den Reliquien in Akkon, aus dem Prozess).
- Ch. W. Connell, The Fall of Acre in 1291 in the Court of Medieval Public Opinion, in: J. France (Hg.), Acre and its Falls. Studies in the History of a Crusader City, Leiden / Boston 2018, S. 130-147.
- P. F. Crawford, Did the Templars Lose the Holy Land? The Military Orders and the Defense of Acre, 1291, in: J. France (Hg.), Acre and its Falls. Studies in the History of a Crusader City, Leiden / Boston 2018, S. 105-115.
- H. de Curzon, La règle du Temple, Paris 1886: URL.
- A. J. Forey, The Military Orders in the Crusading Proposals of the Late-Thirteenth and Early-Fourteenth Centuries, in: Tradition 36 (1980), S. 317-345.
- F. Gabrieli, Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, Augsburg 1999, S. 407-414.
- H. W. Kessler / K. Kessler, Ritter im Heiligen Land. Kreuzfahrerstätten in Israel, Mainz 2013, S. 44-52 (zahlreiche Fotos des Johanniterkomplexes).
- H. Nicholson, Love, War and the Grail, Leiden /Boston/Köln 2001, S. 228.
- I. Shagrir, Thadeus of Naples on the Fall of Acre, in: J. France (Hg.), Acre and its Falls. Studies in the History of a Crusader City, Leiden / Boston 2018, S. 148-156.
- A. Wieczorek, Der Fall von Akkon 1291, in: A. Wieczorek / M. Fansa / H. Meller (Hg.): Saladin und die Kreuzfahrer. Begleitband zur Sonderausstellung, Mainz 2005, S. 455-458.
Albenga (Komturei ?, Italien)
Albenga ist eine Küstenstadt in Nordwestitalien, gelegen etwa auf halber Strecke zwischen Nizza im Westen und Genua im Osten. Die Niederlassung ist aufgrund der Bedeutung der Donaten interessant.
Wann die Niederlassung der gegründet wurde, ist unbekannt. Die älteste erhaltene Urkunde von 1143, mit der dem Orden eine Liegenschaft „bei der Kirche des Heiligen Calozerius“ (S. Calocero/Calogero, ein frühchristlicher Märtyrer) übertragen wird, erwähnt bereits „Land der Templer und der Johanniter“ im Stadtbezirk.
Die Schenkung von 1143 wurde von einem Mann namens Oberto „missus de templo de Jerusalem“ entgegengenommen – damals scheint ein lokales Ordenshaus noch nicht existiert zu haben. Im selben Jahr urkundet Oberto nochmals, diesmal als „conversus“ (Donat ?). Weitere Schenkungen von Seiten der Bürger von Albenga folgten in den kommenden Jahren, wiederum empfangen von „missis de casa Templi“. Noch immer gab es scheinbar keine dauerhafte Präsenz von Ordensbrüdern in Albenga.
1167 übergaben sich die Eheleute Robaldo und Giusta Marabotto als Donaten dem Orden („ad honorem Dei et servicium Templi“) und vermachten ihm aus diesem Anlass eine bedeutende Schenkung. Im Gegenzug wurde den beiden Wohltätern durch den Provinzmeister von Norditalien die gesamte Niederlassung samt Kirche und alle zugehörigen Immobilien in Pacht überlassen. Sollte einer der Ehepartner sterben, erhielt der andere das Recht, auch dort zu wohnen. Robaldo verwaltete den gesamten Besitz und nahm in voller Autorisation des Ordens – ohne aber offenbar die Profess geleistet zu haben - auch weitere Schenkungen entgegen, letztmalig 1179. In den darauffolgenden Jahren sind „ministri“ der Templer in Albenga erwähnt. Ob es sich dabei um Komture im administrativen Verständnis handelt, ist strittig.
1191 wurde fast der gesamte Besitz in Albenga an den Ortsbischof verkauft, das Haus mit weiteren Liegenschaften an ihn verpachtet. Ein Grund für diese Maßnahme könnte die nach den verheerenden Niederlagen und Verlusten im Heiligen Land eingetretene finanziell angespannte Lage des Ordens gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt lebten fünf Brüder (?) in der Niederlassung, darunter ein Priester. Für die verpachteten Immobilien hatte der Bischof eine Zahlung zu leisten, der er offenbar nicht immer pünktlich nachkam. Aus dem Jahr 1224 ist ein Streitfall zwischen Templerorden und Bischof von Albenga überliefert, indem letzterer der Zahlungssäumigkeit angeklagt wird und die Templer ihren Besitz zurückverlangen. Der Fall kam vor den Papst und endete mit einer Zahlungsverpflichtung des Bischofs. Die Pachtzahlungen blieben jedoch ein Problem. In einer weiteren Auseinandersetzung Ende der 1260er Jahre scheint sich der Templerorden letztlich zur völligen Aufgabe des Besitzes entschlossen zu haben. Weitere Nachrichten zur Niederlassung fehlen jedenfalls. Auch in den Dokumenten des Johanniterhauses von Albenga taucht sie nicht auf.
Der genaue Standtort von S. Calocero ist laut Bellomo (2007) nicht bekannt. Einige Forscher (und touristische Webseiten) identifizierten sie mit der heutigen San Giorgio Martire -Kirche, dies ist jedoch aufgrund der Quellenlage unsicher. Jenseits des Flusses Centa und außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern befindet sich der, nach der Tradition über dem Grab des Märtyrers befindliche, heutige archäologische Komplex S. Calocero al Monte mit spätrömischen und frühmittelalterlichen Zeugnissen, doch befand sich dort ein Benediktinerkloster.
Verwalter/Komture (nach Bellomo)
1143/44 “missus de Templo/conversus” Obertus
1145 “missi” Ugo und Guglielmo Normanno
1167-1179 Roboaldo Marabotta
1179-1182 “ministri” Guglielmo di Vignano und Guido
1186 „minister“ Enrico
Anke Napp
Sekundärliteratur
- E. Bellomo, The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 229-237.
- F. Bramato, Storia dell‘Ordine Templari in Italia. Le fondazioni, Rom 1991, S. 58, 63.
- M. Cennamo, I Templari ad Albenga, Albenga 1994.
Albigenserkreuzzug
s. Katharer, Beziehungen der Templer zu
Alcalà de Xivert (Burg, Katalonien)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die ursprünglich muslimische Befestigungsanlage von Xivert und ihre zugehörige kleine Siedlung war 1169 den Templern noch vor ihrer Eroberung von den Muslimen übereignet worden. Erst 1234 wurde die Burg von den muslimischen Herren schließlich kampflos übergeben, und es konnte mit dem Ausbau begonnen werden. Dabei wurde die polygonale Kernburg durch eine zweitürmige Schaufront ergänzt, durch eine Kapelle und weitere Konventbauten, wie Grabungen der letzten Jahre gezeigt haben. Wohl ab 1243 hatte die Niederlassung den Status einer Komturei.
Beziehungen und Konflikte
Mit zahlreichen Anreizen, die in sogenannten Cartas de Población festgelegt wurden, versuchte der Orden, Siedler für das von den Muslimen zurück eroberte Land zu gewinnen. Im Laufe des 13. Jahrhunder erhielten mehrere Dörfer ihre Cartas: Alcalà de Xivert, Alcocebre, Almedijar und Castellnou. In Alcalà etwa brauchten die Bewohner keine Steuern auf Gartenprodukte, Wolle und Käse zahlen, dafür musste aber jeder Haushalt ein Huhn geben.
Die Selbstorganisation der einheimischen Bevölkerung wurde beibehalten, und verblieben auch zahlreiche muslimische Einwohner in der Region. Nach einer Revolte 1248 wurden die Muslime in dem unterhalb der Burg befindlichen Dorf enteignet und die christliche Besiedlung forciert. Im weiteren Umland gab es jedoch weiterhin Muslime: ein Vertrag mit dem Komtur versicherte ihnen freie Religionsausübung.
Während des Prozesses, als sich in anderen Burgen die Templer verschanzten, wurde kein Versuch unternommen, den Platz zu verteidigen. 1310 wurde der Ertrag aus den zur Niederlassung gehörenden Gütern zum Unterhalt gefangener Templer verwendet.
Die Burg und ihre zugehörigen Besitzungen und Dörfer kam 1319 an den Orden von Montesa, wie auch andere Besitzungen in der Region Valencia, nicht an die Johanniter.
Architektonische Überreste
Im 16. Jahrhundert hatte die Burg ihre militärische Bedeutung verloren. Die Vertreibung der „Morisken“ (christianisierte, maurisch-stämmige Einwohner) im Jahr 1609 wurde die Region weitgehend entvölkert und Xivert dem Verfall preisgegeben.
Die um die Jahrtausendwende durchgeführten Ausgrabungen und Restaurierungsarbeiten haben die Lage der Konventsgebäude und der 12 x 6 Meter messenden Kapelle erkennen lassen. Weithin sichtbar sind heute noch die Mauern mit ihren zum Teil 13 Meter hohen Türmen. Die fotogene Anlage auf ihrem Felsvorsprung ist heute ein touristischer Anziehungspunkt.
Anke Napp
Sekundärliteratur
- T. Biller: Templerburgen, Darmstadt 2014, S. 117ff.
- A. Forey: The Templars in the Corona de Aragón, London 1973, S. 206.
- V. Hofbauerová: El conjunto monumental de Xivert y las recientes obras de consolidación y restauración, in: Penyagolosa 2 (1983), S. 56-73.
- Restaurierungsprojekt von Vera Hofbauerová, URL.
Alessandria (Komturei, Italien)
Die Existenz einer Komturei in Alessandria wird erst durch die Teilnahme ihres Komturs 1268 bei einem Provinzialkapitel bestätigt. Die Niederlassung mit ihrer der Hl. Margarethe geweihten Kirche befand sich im Stadtteil Borgoglio - der im 18. Jh. abgerissen wurde, um Platz für die Zitadelle zu schaffen. Dokumente aus dem 14. und 15. Jh. belegen den Transfer des Ordenshauses und seiner Liegenschaften an die Johanniter. Zur Komturei gehörten wahrscheinlich noch ein Landgut an der Straße nach Asti, und ebenfalls an der Straße, der sogenannte Torre del Tempio. Auch bei Letzterem handelt es sich wahrscheinlich um ein landwirtschaftliches Gebäude. Beide Bauten werden allerdings von mittelalterlichen Dokumenten nicht erwähnt.
Komture (nach Bellomo):
~ 1268-1271 Manfredo
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 343f.
Alighieri, Dante (Poet)
In seiner vermutlich zwischen 1307 und 1321 verfassten "Divina Commedia" kommentiert Dante Alighieri den Templerprozess und seine Protagonisten König und Papst mit bissigen Tönen. In der Hölle kündigt ihm Papst Nikolaus III. die baldige Ankunft Clemens V. an, während Bonifatius VIII. bereits angekommen ist (Inferno, 19. Gesang). Im fünften Kreis des Purgatoriums platziert der Dichter Philippe IV., den er als "neuen Pilatus" bezeichnet, und der sich aus Habgier und jenseits allen Rechts am Templerorden vergriffen habe und fragt sich, wann er die rächende Strafe für diese Tat sehen würde.
Historiker, Anthroposophen und Esoteriker späterer Jahrhunderte sahen in Dante einen "eingeweihten Templer" und Kenner der geheimen Lehren des Ordens, so Joseph P. Strelka und Arthur Schult.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Arthur Schult: Dantes Divina Commedia als Zeugnis der Tempelritter-Esoterik, Turm-Verlag, Bietigheim 1979.
- Joseph P. Strelka: Dante und die Templergnosis, A. Francke Verlag, Tübingen 2012
Almourol (Burg, Portugal)
Die Burganlage befindet sich strategisch und malerisch gelegen auf einer Felseninsel im Tejo, 35 km südlich von Tomar.
Bauliche und territoriale Entwicklung
Laut dem Elucidario (1798) hatten sich dort bereits ältere Befestigungen aus römischer Zeit befunden. Ausgrabungen an der Wende zum 20. Jahrhundert bestätigten dies. Auch während der muslimischen Zeit gab es den archäologischen Funden zufolge eine Anlage auf der Insel.
Das Gebiet, in dem sich Almourol befand, wurde den Templern im Oktober 1169 durch König Afonso I. übereignet. Die Ansiedlung der Templer sollte die damalige Grenze zum maurischen Süden sichern. In der entsprechenden an die höchsten Würdenträger des Ordens in Europa gerichteten Urkunde ist allerdings von keinen erhaltenen Befestigungen auf der Insel die Rede. Die Burgen von Tomar, Cardiga und Zêzere sind explizit in der Schenkung genannt.
Mehrere Inschriften kommemorieren die Taten des Provinzmeisters Gualdim País und die Errichtung diverser Burgen, darunter Tomar und Almourol ab 1170. Eine der Inschriften befindet sich heute in Tomar. Eine weitere, leider stark zerstörte, Inschrift befindet sich noch in Almourol über dem Tor und lautet: “[…] DOMus : TEmPLI : PORTUGALis : ProCURATOR : Hoc : COnSTRUXit : CASTRa […] ET HOC Quod : ALMOUREL DiCitur […]“ (ed. Barocco, Nr. 137, S. 361).
Vermutlich formten die Burgen von Zêzere, Almourol und Cardiga bis ins 14. Jahrhundert eine einzige Komturei. Sie verfügte über reiche Besitzungen und Einkünfte und stand in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an achter Stelle aller 38 Komtureien des nunmehrigen Christusritter-Ordens.
Die Burganlage besteht aus Bergfried mit Oberburg und einer Unterburg, die durch eine Mauer mit halbrunden Türmen geschützt wird. Zahlreiche Baudetails wie zum Beispiel die Zinnen sind aber eine Interpretation späterer Jahrhunderte.
Beziehungen und Konflikte
Zur Niederlassung gehörten mehrere Dörfer, für die die Templer die „Forals“ (Gesetze und Gemeinderegeln) erließen. Darunter zwei Gemeinden an den Ufern des Tejo, für die nach dem Elucidario bereits Gualdim País die Gemeindeordnung aufstellte. Auf das tägliche Leben der Komturei verweist eine 1201 getätigte Schenkung eines Ehepaars, das den dritten Teil seiner Güter dem Templerorden vermacht, und dafür als Donaten aufgenommen wird.
Nach Aufhebung des Templerordens ging auch Almourol an den in Portugal neu gegründeten Christusritter-Orden über. 1321 ist in der Region jedoch nur eine Komturei „Santa Maria do Zêzere“ aufgeführt, weder Cardiga noch Almourol sind genannt. Wenig später wurde die Besitzung in die Komtureien Cardiga und Almourol aufgeteilt. Auch in den folgenden Jahrhunderten erhielten die beiden Niederlassungen weitere Schenkungen an Land, Einkünften und Rechten.
Nachleben und Populärkultur
Die nach Ende der Reconquista obsolet gewordene Burg wurde 1755 bei einem Erdbeben schwer beschädigt. Im 19. Jahrhundert erfolgte der Wiederaufbau im Stil der Romantik. 1910 erhielt Almourol die Denkmalklassifizierung als Monumento Nacional. Während des „Estado Novo“ von António de Oliveria Salazar (1932-1968) wurde die Burg nationalpolitisch instrumentalisiert. Während des Empfangs des diplomatischen Corps 1938 empfingen als Templer kostümierte Darsteller die Gäste, und auf der Burg war das Beauceant, das Banner des Ordens, mit rotem Kreuz gehisst. Weitere Umbauten fanden in den folgenden Jahren statt, um die Anlage zur Residenz auszubauen. Heute ist Almourol eines der touristischen Zentren für Templer- und Burgenbegeisterte. Im nahen Vila Nova de Barquinha ein Museum des Templer- und Christusritter-Ordens, das Templar Interpretation Center (CITA).
Komture (nach Alves DIAS):
~ 1188 D. Gil
~ 1201 Joao Domingos
~1231 Beltradus
~ 1302 Gonçalo Fernandes
Anke Napp
Quellen
- M. J. Barroca, Epigrafia medieval portuguesa, Bd. II, Lissabon 2000, Nr. 136, 137, 138, S. 349-369: URL.
- M. Lopes de Almeida / I. Ferreira da Costa Brochado / A. J. Dias Dinis (Hgg.), Monumenta Henricina, Bd. 1, Coimbra 1960, Nr. 7, S. 15f (Schenkungskurkunde von 1169).
- Original der Urkunde von 1169: Lissabon, Arquivo Nacional Torre do Tombo, DigitArq PT-TT-OCCT-A-005-0001-00004: URL.
Sekundärliteratur
- J. J. Alves Dias, As comendas de Almourol e Cardiga, das ordens do Templo e de Cristo, na idade media, in: As Ordens Militares em Portugal, Actas do 1° Encontro sobre Ordens Militares, Estudos Locais, 3, Palmela 1991, S. 101–113.
- T. Biller, Templerburgen, Darmstadt 2014, S. 123–125.
- J. Gaio: Quando Salazar ofereceu uma festa ao corpo diplomatic no castelo de Almourol, mediotejo.net, 1. 12. 2018 (Zugriff: 9.9.2024): URL.
- A. Gonçalves da Costa, O castelo de Almourol e o Turismo, in: Livro do Congresso. Primeiro Congresso sobre monumentos militares portugueses, Lissabon1982, S. 14–20
- M. Osorio, O castello de Almourol, in: Revista de Engenheria Militar 1/7 (Juli 1896), S. 199-208 und 2/1 (Januar 1897), S. 32–42.
- J. de Santa Rosa de Viterbo, Elucidário das palavras, termos e frases que em Portugal antigamente se usaram [...], 2. Erweiterte Edition, Porto-Lissabon 1865, Bd. 2, S. 240: URL.
Almersbach (vermutete Niederlassung, Deutschland)
Almersbach ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Altenkirchen im Bundesland Rheinland- Pfalz, in der Nähe eines Jakobsweges.
Dass es hier eine Templerniederlassung gegeben habe, beruht auf den Überlegungen des Heimatforschers Günther Fleischer aus Amteroth. Er beruft sich darauf, dass die Almersbacher Pfarrkirche in der Steuerliste des Cassiusstiftes Bonn 1199 auftauche, und dann erst wieder 1320 in einer Steuerliste aus Trier erwähnt wird, dazwischen eigenständig verwaltet gewesen sein müsse. Darüber hinaus führt er diverse Symbolik und das Johannes-Patrozinium der Kirche an.
Es gibt keine tatsächlichen Anhaltspunkte, schon gar nicht für ein „Templerinnenkloster“, oder die Existenz eines Pilgerhospizes.
Anke Napp
Sekundärliteratur:
- A. Seelbach, Geschichte – Almersbach: URL
- G. Fleischer, Das Almersbacher „Kloster“: URL
- D. Höroldt, Das Stift St. Cassius zu Bonn von den Anfängen der Kirche bis zum Jahre 1580, Bonn 1957, S. 340.
- K. Ramseger, Geschichte meiner Heimat, in: Chronik und Heimatblatt der Heimatbeilage der Altenkirchener Zeitung, Altenkirchen 1933, S. 19.
Altmühlmünster (Komturei, Deutschland)
In einem Seitental des Altmühltales im Bundesland Bayern befindet sich Altmühlmünster.
Die älteste Nachricht über eine Templerkomturei am Ort stammt erst aus dem 16. Jahrhunder, von. Johannes Turmair, genannt Aventinus, dem „Vater der Bayerischen Geschichtsschreibung“. In seinen Annales ducum Boiariae berichtet er im 7. Buch, die Grafen Heinrich und Otto von Riedenburg hätten das „Tysiam atque Alemani Monasterium“ gegründet und den Ritterordensbrüdern, die man nach dem Tempel in Palästina benennt („a templo Palestino cognominavit“) übergeben. Nach dem Ende des Ordens seien beide Liegenschaften an die Ritter von Rhodos – die Johanniter – gelangt. Aventinus benutzte Archive für seine Geschichtswerke, an dieser Stelle findet sich jedoch kein Hinweis auf Urkunden. Das letzte zuvor genannte Datum ist das Jahr 1158. Spätere Druckausgaben und Editionen identifizieren die beiden Orte mit Altmühlmünster und Teising. Letzteres allerdings wurde nicht von den Riedenburgern im 12. Jahrhundert gestiftet.
Belegt ist Altmühlmünster als Komturei der Johanniter ab der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts: 1325 urkundet Albrecht von Oettlingen als „Chumptur Datz Münster“ (Mayer, S. 206). Dies macht einen vorherigen Besitz durch die Templer möglich, aber nicht zwingend. Das älteste Salbuch (Grund- und Einkunftsbuch) der Komturei stammt aus dem Jahr 1394. Urkunden ab dem 15. Jahrhundert befinden sich im Diözesanarchiv von Regensburg. Eine Aktensammlung der Komturei aus dem 17. Jahrhundert gibt als Gründungsdatum der Niederlassung 1158 an. 1311 sei Altmühlmünster an die Johanniter gelangt. Auch hier sind keine älteren Urkunden aufgeführt. Eine Übernahme der Daten aus Aventins Annalen ist wahrscheinlich.
Die romanische Kirche St. Johannes, ursprünglich vermutlich mit einem rechteckigen Chorabschluss versehen, erhielt im 15. Jahrhundert unter den Johannitern einen polygonalen Chor und Seitenkapellen. Sie dient noch heute als Pfarrkirche des Ortes.
Der Volksmund erzählt, die Templer von Altmühlmünster seien zu Beginn des Prozesses gegen ihren Orden mitten in der Nacht von Bewaffneten gefesselt abgeführt worden. Wie alt die 1805 von Janner vermerkte und später im Sagenbuch der bayerischen Lande aufgeführte Überlieferung ist, ist unbekannt.
Frank Sengstock / Anke Napp
Quellen:
- Johannes Turmair (Aventinus), Annales ducum Boiariae, libri VI et prima pars libri VII, BSB Clm 286, Lib. VII, Cap. 1, fol. 100r: URL.
- Johannes Turmair (Aventinus), Annalium Boiorum Libri VII, Leipzig 1710, S. 621: URL.
Sekundärliteratur:
- F. H. Hofmann, (Hg.), Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Beilngries II, München 1982 S. 19-23 (Literatur- und Quellenhinweise zur Architekturgeschichte der heutigen Pfarrkirche St. Johannes)
- F. Janner, Geschichte der Bischöfe von Regensburg, 3 Bde., Regensburg 1883-86, Bd. II, S. 130f.
- J. N. von Löwenthal, Geschichte des Schultheißenamts der Stadt Neumark, München 1805, S. 103
- E. Mages, Riedenburg: die Pfleggerichte Riedenburg, Altmannstein und Dietfurt (Historischer Atlas von Bayern. Teil Altbayern, Reihe 1, Heft 68, München 2021, S. 102-108: URL.
- F. X. Mayer, Monographien, oder topographisch-historische Ortsbeschreibungen des Landgerichtsbezirkes Ritenburg in der Oberpfalz, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg Bd. 4 (1837/39), S. 181-392, Altmühlmünster: S. 204-208: URL.
- G. Neckermann, Beiträge zur Geschichte der Johanniter- (Malteser-) Ordens-Komturei zu St. Leonhard in Regensburg, Verhandlungen des Hist. Vereins f. d. Oberpfalz u. Regensburg Bd. 62 (1910), S. 47-68.
- A. Schöppner, Sagenbuch der bayerischen Lande, 3 Bde., München 1874, Bd. II, S. 121
- M. Schüpferling, Der Tempelherren-Orden in Deutschland, Bamberg 1915, S. 65f.
Alvensleben, Friedrich von (Provinzmeister, Deutschland)
Der aus einer alten (und heute noch existierenden) Adelsfamilie stammende Friedrich von Alvensleben amtierte um 1300 als Komtur der bedeutenden Niederlassungen in Süpplingenburg und möglicherweise auch Wichmannsdorf, ab etwa 1303 war er bereits Provinzmeister von Deutschland und Slawien. Noch 1308, ein Jahr nach Beginn der Prozesse in Frankreich, hatte er diese Würde inne und urkundete bei einem Güterverkauf. Im gleichen Jahr kam es zum Konflikt der Templer mit Erzbischof Burchard III. von Magdeburg, der noch vor dem offiziellen päpstlichen Erlass die Ordensbrüder seines Jurisdiktionsbezirks verhaften ließ – darunter Friedrich von Alvensleben – und ihre Güter einzog Templer, die sich in der befestigten Anlage von Beyernaumburg verschanzten, ließ er belagern und geriet so in Streit mit Bischof Albert von Halberstadt, der hier territoriale Rechte geltend machte. Erst im November 1308 konnte ein Vertrag zwischen Bischof, Erzbischof und Templern ausgehandelt werden, der die persönlichen und materiellen Rechte aller Parteien respektierte und auch den Templern ihre Sicherheit garantierte. Am Zustandekommen des Vertrages war Friedrich von Alvensleben maßgeblich beteiligt. Er starb vermutlich vor dem 9. Februar 1313, denn an diesem Tag stiftete seine Schwester, Äbtissin in Halberstadt, ein Jahresgedächtnis zu seinen Ehren.
Wie hoch Friedrichs Ansehen bereits zu seinen Lebzeiten war, zeigt die Entwicklung diverser Legenden um seine Person. Die Johanniter reklamierten ihn als hochrangiges Mitglied (ob er tatsächlich nach Ende des Templerordens bei ihnen eintrat, ist jedoch nicht nachweisbar). Einige Sagen aus der Neumark, die Ende des 19. Jahrhunderts erstmals schriftlich fixiert wurden, erwähnen Friedrich von Alvensleben als tapferen Ordensritter, der zu bestimmten magischen Zeiten (Johannisnacht), aus dem Grabe aufersteht und seine Templer ins Heilige Land führt oder im Kampf gegen die heidnischen Wenden sogar Ungeheuer bändigt, gleichzeitig aber christliche und ritterliche Milde walten lässt.
Sekundärliteratur
- G. von Mülverstedt, Codex diplomaticus Alvenslebianus – Urkunden – Sammlung zur Geschichte des Geschlechts von Alvensleben und seiner Besitzungen 4 Bd., Magdeburg 1879–1901.
- W. Wohlbrück, Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben und dessen Gütern, 3 Bd., Berlin 1819–1829.
Sekundärliteratur
- R. von Alvensleben, Friedrich von Alvensleben: letzter Präzeptor von Slawien und Alemannien, Erfurt 2008.
- E. Handtmann, Neue Sagen aus der Mark Brandenburg, Berlin 1883.
- Website Familie Alvensleben: URL.
Andernach
Andernach liegt nördlich im Bundesland Rheinland- Pfalz im heutigen Landkreis Mayen- Koblenz. Laut einem Eintrag in der Andernacher Schreinsrolle von 1226 übertrug ein Johann, Sohn eines Philipp und einer Hildeburge, bei seinem Eintritt in den Templerorden diesem sein Erbe. Als Zeugen werden Schöffen und der Pfarrer von Andernach benannt. Ein Wohnhaus in Andernach, von dem ein Zins an die Templer gezahlt wurde, ist außerdem in einer Urkunde von 1256 erwähnt, mit der die Immobilie dem Augustinnerinnenkloster Sankt Thomas übereignet wird. Verwaltet wurde der Besitz in Andernach durch die Komturei in Breisig.
Frank Sengstock
Quellen:
- A. Goerz, Mittelrheinische Regesten, Bd. II, Koblenz 1879, Nr. 1790, S. 478.
- A. Goerz, Mittelrheinische Regesten, Bd. III, Koblenz 1881, Nr. 1352, S. 304f.
- R. Hoeniger, Der Rotulus der Stadt Andernach (Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 42), 1884, S. 27f., Nr. 96.
Sekundärliteratur:
- H. Neu, Die Templer von Niederbreisig – Versuch der Geschichte eines Rheinischen Templerhauses, in: Rheinische Vierteljahresblätter, Mitteilungen des Bonner Institutes für Geschichtliche Landeskunde des Rheinlandes 32 (1968), S. 274-289, hier S. 282: URL.
Anfänge
Spätantike Grundlagen
Die frühen Christen waren pazifistisch eingestellt und lehnten das Tragen von Waffen ab. Dies änderte sich mit der Konversion Kaiser Konstantins und der schließlich 393 folgenden Erklärung des Christentums zur Staatsreligion des Römischen Reiches. Militia Christiana stand für den Entsagungskampf der Eremiten und frühen Mönche. In den folgenden Jahrhunderten kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen die alte heidnische Leitkultur, ihre Kulte und noch verbliebenen Tempelanlagen. Nunmehr galt es für die Christen, ihre christliche Kultur und ihr christliches Reich unter dem von Gott eingesetzten Kaiser gegen alle außerhalb der Christianitas befindlichen Individuen und Gruppen zu verteidigen – der Keim der Idee des Miles Christi. Anfang des 5. Jahrhunderts formulierte Kirchenvater Augustinus seine Idee des Gerechten Krieges: er musste von einer legitimen Macht befohlen sein und der Wiederherstellung der gerechten Ordnung (= unter dem christlichen Kaiser) und des Friedens dienen. Seine Teilnehmer durften nicht aus Motiven der Gewinnsucht oder des Hasses handeln.
Gottesfriedensbewegung und Kreuzzug
Ab dem 5. Jahrhundert nahmen Bischöfe innerhalb des Römischen Imperiums zunehmend administrative Aufgaben war, zu denen auch die Verteidigung der Städte und ihrer Bevölkerung gegen Angreifer wie Ungarn, Muslime und Wikinger gehörten. Im Fränkischen Reich führte die Einbindung des Hochklerus in die Reichsregierung faktisch zur Aufhebung des Waffenverbots für den höheren Klerus. Es kam zu einer wachsenden Sakralisierung dieser defensiven Kriegshandlungen. Religiöse Handlungen und Konnotationen begleiten jedoch die mittelalterlichen Kriegszüge im Allgemeinen, so dass es schwer ist, einen spezifisch religiösen Krieg gegen etwaige weltliche Kriege abzugrenzen. Papst Leo IV. erklärte, wer im Kampf gegen die Rom bedrohenden Muslime falle, den erwarteten die himmlischen Königtümer. Gleichzeitig bemühte sich die Geistlichkeit um die Eindämmung kriegerischer Handlungen unter Christen. In der sogenannten „Gottesfriedensbewegung“ ab dem 10. Jahrhundert regulierte die Kirche das Fehdewesen und seine Folgen durch die Inschutznahme bestimmter Personengruppen und Immobilien. Im zehnten Jahrhundert wurde die Aufgabe des waffentragenden Standes im Schutz der waffenlosen und darum auf Hilfe und Verteidigung angewiesenen Bevölkerungsteile – Kirchenangehörige und Bauern – definiert. Die Waffenträger wurden unter Eid auf Reliquien zur Einhaltung des Friedens verpflichtet, bei Aufnahme kriegerischer Handlungen drohten entsprechende Kirchenstrafen. „Friedensmilizen“, rekrutiert aus Bauern und Angehörigen des niederen Adels, wurden aufgestellt.
Die „Aufrechterhaltung des Friedens bzw. der gerechten christlichen Ordnung“ wurde zu einer verdienstvollen Tat, für die Gott himmlischen Lohn gewährte. Diente er diesem Ziel, konnte auch ein Waffenträger der „weltlichen Miliz“ in den Stand der göttlichen Gnade und sogar Heiligkeit gelangen, ohne die Waffen niederzulegen und zur „geistlichen Miliz“ der betenden Mönche zu wechseln. Der „gerechte Krieg“ trug den Keim in sich, zum „Heiligen Krieg“ zu werden: Waffenhandlungen unter Gottes direkter Führung, wie sie das Alte Testament vom Volk Israel berichtet. Auch die Kreuzzüge hatten das primäre Ziel, „Wiederherstellung der gerechten Ordnung“ – in diesem Fall die christliche Oberhoheit über die Heiligen Stätten, die bis zur muslimisch Expansion von Byzanz ausgeübt worden war. Dies schloss nicht die Missionierung des Gegners ein, konnte sich aber sehr wohl auf dessen Vernichtung ausweiten. Gleichzeitig wurden diejenigen, welche „das Kreuz genommen“ hatten Nachfolger Christi, da sie ebenso das eigene Leben für die christlichen Mitmenschen einsetzten. Die Vergebung der Sündenstrafen für Teilnehmer der Kreuzzüge ist ein immer wiederkehrendes Thema in den päpstlichen Aufrufen, zeitgenössischen Chroniken und Urkunden.
Gründung der Templer
Wilhelm von Tyrus
Die genauen Umstände der Gründung werden von den Chronisten unterschiedlich wiedergegeben. Wilhelm von Tyrus, der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts schrieb, berichtet, dass im Jahre 1118 sich einige Ritter zusammenfanden und in die Hände des Patriarchen von Jerusalem die Gelübde der Keuschheit, des Gehorsams und der Armut ablegten. Unter ihnen sollen sich Hugues de Payens und Geoffroi von Saint-Omer befunden haben. König Balduin II. von Jerusalem habe ihnen einen Teil seines Palais' überlassen, welches sich nahe dem "Tempel Salomos" befand. Der Patriarch habe der neuen Gemeinschaft ihre Zielsetzung gegeben: Verteidigung der Pilger und Bewachung der Wege und Heiligen Stätten. In seiner Vorliebe für heilige Zahlen fügte Wilhelm von Tyrus hinzu, sie seien während neun Jahren lediglich neun Mitglieder geblieben -- doch das scheint unwahrscheinlich. Möglicherweise verbreiteten aber die Templer selbst diese Gründungslegende, denn 1311 während des Prozesses sagt der Notar Antonius Sicci vor der päpstlichen Kommission gegen den Orden aus, er habe während seiner Zeit im Dienst der Templer von jenen selbst gehört, wonach 9 Jahre lang die ersten beiden Brüder allein geblieben seien und sich ihnen dann 9 weitere hinzu gesellt hätten.
Simon von St. Bertin
Der Chronist Simon aus der Abtei St. Bertin von Stadt Saint-Omer, schrieb um 1136 in seinen Annalen, dass die Gründer des Ordens auf den Rat der Fürsten des Kreuzfahrerheeres sich 'Gottes Tempel', einer monastischen Lebensform und der Verteidigung der Heiligen Stätten verschrieben hätten.
Ernoul-Chronik
Die Chronique d'Ernoul, redigiert Ende des 12. Jahrhunderts, erzählt, wie jene, die man später 'Templer' nennen sollte, bereits seit der Eroberung Jerusalems 1099 Gefährten gesucht und bereits eine große Zahl gefunden hätten. Zunächst hätten diese Männer sich dem Prior der Heilig-Grab-Kanoniker unterstellt. Später hätten sie jedoch den Rat des Königs von Jerusalem gesucht, als sie sich entschieden, 'zur Hilfe für das Land' doch die Waffen zu ergreifen und einen Meister zu wählen. Nach einer Beratung mit den geistlichen und weltlichen Fürsten seines Reiches habe König Balduin II. der kleinen Gemeinschaft dann 'Landbesitz und Burgen' gegeben und überdies erreicht, dass die Brüder von ihrer Unterstellung unter die Heilig-Grab-Kanoniker befreit wurden. Die Chronique d'Ernoul erwähnt weder Hugues de Payens noch einen anderen der von Wilhelm von Tyrus genannten Ordensgründer.
Michael der Syrer
Ende des 12. Jahrhunderts abgefasst, berichtet diese Chronik, wie Hugues de Payens mit dreißig Gefährten nach Jerusalem gekommen sei, um dem König drei Jahre lang als Ritter zu dienen und sodann Mönch zu werden. Auf Bitten des Königs seien sie aber anschließend doch im Militärdienst verblieben, um die Pilger und Heiligen Stätten weiterhin zu schützen, und der König habe ihnen das "Haus des Salomo" als Wohnstätte gegeben.
Walter Map
Walter Map berichtet, wie Hugues de Payens aus Burgund sich zunächst allein dem Schutz der Pilger an einer gefährlich gelegenen Pferdetränke gewidmet habe. Als die sarazenischen Überfälle an jenem Ort immer zahlreicher geworden seien, habe er sich Gefährten gesucht, die ihn bei der Aufgabe unterstützen sollten. Von den Kanonikern des Tempels hätten er und seine Gefährten eine Wohnstatt erhalten.
Wahrscheinlich liegen die Wurzeln des Templerordens in einer Bruderschaft, die den Kanonikern des Heiligen Grabes angegliedert war. Bruderschaften dieser Art waren in der Geschichte der Kirche nichts unbedingt Neues. Sie standen in der Tradition der öffentlichen Buße, und ihre Mitglieder drückten durch ihr äußeres Erscheinungsbild aus, dass sie 'in der Welt' Buße taten, ohne durch eine Kirchenstrafe dazu verpflichtet worden zu sein. Dieser Bruderschaft von 'Kanonikalkonversen' am Heiligen Grab schlossen sich Hugues de Payens und Geoffroi von Saint Omer um 1118 an. Zumindest diese beiden Männer beschlossen, sich dem Dienst an den Pilgern zu widmen. Möglicherweise 1120 während des Konzils von Nablus wurde die kleine Gemeinschaft von ihren Verpflichtungen gegenüber dem Prior des Heiligen Grabes befreit und leistete ihre Gelübde vor dem Patriarchen von Jerusalem. Damit waren sie dessen Gerichtsbarkeit unterstellt. Die Ritter erhielten Schenkungen vom König und dem Patriarchen und bezogen einen Teil des alten Königspalastes, der den Namen 'Salomos Tempel' trug und zu dem die Kirche 'Heilige Maria vom Tempel' - heute die Al Aksa-Moschee - gehörte.
Doch in der jungen Gemeinschaft gab es Probleme mit einer zugleich monastischen und kriegerischen Berufung, denn das Waffentragen war Mönchen noch immer verboten. König Balduin II. regte Hugues de Payens an, sich mit Bernhard von Clairvaux in Verbindung zu setzen. Vielleicht hatte sogar der König selbst an Bernhard geschrieben und sich für die Templer eingesetzt. Auf jeden Fall reiste Hugo in Begleitung einiger Gefährten in den Westen. Er und der Abt von Clairvaux trafen sich einige Male. Vielleicht 1128 antwortete Bernhard in seinem Werk ‚De laude novae militiae‘ auf die drängenden Fragen der neuen Ordensgemeinschaft. 1128 wandte sich Hugues de Payens an den Papst, um die offizielle Bestätigung seiner Gemeinschaft zu erlangen. Die Angelegenheit wurde dem französischen Kardinal Matthäus von Albano übertragen, päpstlicher Legat in Frankreich und Vorsitzender eines geplanten Provinzialkonzils. Im Januar 1129 versammelte sich diese Synode in Troyes in der Champagne. Bernhard von Clairvaux befand sich unter den Konzilsvätern. Mit der Approbation ihrer vorgelegten Regel durch den Kardinal und das Konzil wurden die Templer ein anerkannter Orden.
Rezeption und moderne Populärkultur
Die Populärkultur baut vor allem auf Wilhelm von Tyrus‘ Bericht auf und kapriziert sich auf die „neun Ritter“, denen zudem eine geheime Agenda jenseits der Verteidigung der Heiligen Stätten unterstellt wird: die Suche nach dem Gral und/oder der Bundeslade oder die Bergung weiterer Geheimnisse. Unterstützend wird angeführt, die Templer hätten ihr Haupthaus im „Tempel Salomos“ errichtet. Der biblische König mit der sprichwörtlichen Weisheit hatte selbst ein reges Nachleben entfaltet, nicht zuletzt in freimaurerischen und anti-freimaurerischen Gedankengebilden, von wo aus das Motiv in die Esoterik und Pseudohistorie Eingang fand.
Hugues de Payens wird eine arabische Abstammung unterlegt, oder eine Vewandtschaft mit der schottischen Familie Sinclair (s. Rosslyn Chapel).
Anke Napp
Quellen
- Chronique d’Ernoul et Bernard le Trésorier, (Hg.) L. DE MAS LATRIE, Paris 1871.
- Chronique du Michel le Syrien, Patriarche Jacobite d’Antioche, lib. 15, Cap. 11, (Hg.) J. CHABOT, Bd. 3, Paris 1905.
- Walter Map, De Nugis Curialum, (Hg.) M. JAMERS / C. BROOKE / R. MYNORS, Oxford
- Willelmi Tyrensis Archiepiscopi Historia rerum in partipus Transmarinis gestarum lib. 12, Cap. 7, RHC Bd. 1, Paris 1894.
Sekundärliteratur
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- A. Demurger, Qu'est – ce que l'Ordre du Temple?, in: A. BAUDIN / G. BRUNEL / N. J. FLORI, Les racines lointaines de l'Ordre du Temple. L'èglise et la guerre, du pacifisme à la croisade in: A. BAUDIN / G. BRUNEL / N. DOHRMANN (Hgg.), Les Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne, Paris 2012, S. 19–25.
- H.-W. Goetz, Die Gottesfriedensbewegung im Licht neuerer Forschungen, in: A.
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München-Wien-Zürich 2002, S. 31–54. - H.-W. Goetz, ‚Holy Wars‘? ‚Religious Wars‘? The perception of religious motives of
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- Dohrmann (Hgg.), Les Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne, Paris 2012, S. 19–25 1983.
- A. Luttrell, Templari e ospitalieri, alcuni confronti, in: I Templari, la guerra e la
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Populärkultur
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- Hrh Prince M. of Albany u. W. SALHAB, The Knights Templar of the Middle East.
- G. de Séde, Die Templer sind unter uns oder das Rätsel von Gisors (Orig. Les
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S. 70–90.
Anklagepunkte
Arrestationsbefehl 1307
Der Arrestationsbefehl für die Templer, erlassen durch den französischen König Philipp IV. im September 1307, enthielt die ersten Anklagepunkte: während ihrer Profess sollen die Ordensbrüder dreimal Christus verleugnen, dreimal auf ein Kruzifix spucken, sich einen dreifachen Kuss auf „das Ende des Rückgrates“, den Nabel und den Mund erteilen, sowie sich zu homosexuellen Handlungen verpflichten. Überdies hätten sie „Gott verlassen und Dämonen angebetet“.
Dies sind die Anschuldigungen, die das gesamte Mittelalter hindurch in literarischen und historischen Werken gegen die Muslime erhoben werden. Jene, so wurde behauptet, zwängen ihre christlichen Gefangenen, ihren Glauben zu verleugnen und auf das Kreuz zu spucken und praktizierten dies auch selbst. Diese Anschuldigungen gegen die Muslime in der Zeit der Kreuzzüge mögen zum Teil der historischen Wahrheit entsprechen – die Anklage der Götzenverehrung ist jedoch rein legendär. Aber in zahlreichen Chansons de geste und hagiographischen Werken findet man „mohammedanische Götzen“ und ihre Abbilder. Im Grunde beschuldigte König Philipp die Templer, Muslime der Legende geworden zu sein. Man findet außerdem Parallelen zwischen den gegen die Templer erhobenen Anklagepunkten und denen gegen Papst Bonifatius VIII., die ebenfalls im Umfeld Philipps IV. formuliert wurden. Die Beschuldigung der unsittlichen Küsse stammt
vermutlich aus dem Volksglauben, wo Erzählungen über Analküsse als Zeichen des Lehnseides an den Teufel im Umlauf waren. Mit der Bulle Vox in Rama von Papst Gregor IX. hatten diese Ideen das offizielle Lehrgebäude der Kirche erreicht und wurden Teil der ideologischen Kriegsführung gegen tatsächliche oder fiktive häretische Strömungen. Zahlreiche bildliche Darstellungen ab Mitte des 13. Jahrhunderts zeigen Juden, Muslime oder „Häretiker“, wie sie einen Dämon oder eine Katze auf das Hinterteil küssen.
Anklagepunkte der Kommissionen ab 1308
Die ersten Anklageartikel bildeten die Verhörgrundlage in den ersten beiden Verfahren des Prozesses. Philipp IV. hatte befohlen, besonders auf dem Geständnis der Verleugnung Christi zu insistieren – wenn nötig mit Hilfe der Folter. Die Geständnisse der Templer aus diesen beiden Verfahren, zunächst vor den Beamten des Königs, dann vor der Inquisition, dienten als Grundlage für die Ausformulierung einer Liste von 88 Anklagepunkten, die 1308 für die Diözesan-kommissionen des dritten Verfahrens redigiert wurde. In dieser Liste findet man nun verschiedene Varianten für die Verleugnung, die Profanation des Kreuzes und, vor allem, die verschiedensten Beschrei-bungen des angeblichen Idols. Die Zeugen greifen bei ihrer Aussage offensichtlich auf Beschreibungen von Götzenbildern zurück, die sie aus der Hagiographie, aus biblischen Erzählungen oder aus dem ikonographischen Programm von Kirchen kannten. Andere Beschreibungen orientieren sich an den zu dieser Zeit nicht seltenen Schädelreliquiaren. Die zweite Liste der Anklagepunkte enthält aber auch viele neue Beschuldigungen theologischer Art, die den bischöflichen Kommissaren dabei helfen sollten, die angebliche Häresie der Ordensbrüder einzuordnen. Man findet hier zum Beispiel Fragen über den Glauben und die Sakramente der Kirche, insbesondere die Eucharistie. Fast in allen Fällen bekräftigen sowohl die externen Zeugen als auch die Templer selbst ihren Glauben an die Eucharistie, auch wenn sie im vorangehenden Zeugnis aussagen, sie hätten Christus verleugnet. Aber dieses Paradoxon wurde von den Kommissaren nicht weiter verfolgt. Erstmalig taucht in dieser zweiten Liste von Anklagepunkten auch der Vorwurf der Anbetung einer Katze auf, ein Element, das aus der deutschen anti-häretischen Tradition stammt.
Die 88 Artikel wurden in die Liste der päpstlichen Kommission des vierten Verfahrens übernommen und auf 127 Artikel mit weiteren Detailfragen zu Art und Umfang der angenommenen Häresie erweitert.
Spätere legendäre Versionen
Andere Anklagepunkte gibt die Chronik von Saint-Denis (um 1400) wieder. Hier finden sich
folgende Vorwürfe:
- Nachdem die Templer ihren Habit erhalten haben, verleugnen sie Gott undspucken auf das Kreuz,
- Sie beten ein Götzenbild an,
- Sie verrieten König Louis IX. (den späteren Heiligen) während des Kreuzzugesund lieferten die Stadt Akkon dem Feind aus,
- Sie machten gemeinsame Sache mit den muslimischen Herrschern undverkauften die Christen,
- Sie hatten homosexuelle Beziehungen untereinander,
- Sie hatten sexuelle Beziehungen zu Frauen und rösteten die aus diesenVerbindungen stammenden Kinder über dem Feuer, um mit dem dabeigewonnenen Fett ihre Götzen zu salben,
- Sie banden ihre Gürtel um jene Götzen um sie zu weihen,
- Es war den Brüdern verboten, ein Haus zu betreten, in dem eine Entbindung stattfand und es war ihnen verboten, Kinder zu taufen.
Die Artikel 1, 2, 5 und 7 der Liste entsprechen den aus dem Prozess bekannten Vorwürfen. Artikel 8 ähnelt einer Vorschrift aus der Ordensregel, die Patenschaften betrifft. Artikel 3 und 4 wiederholen alte Kritiken an der Ordenspolitik. Aber Artikel 6 ist in Zusammenhang mit den Templern vollkommen neu. Nichtsdestoweniger handelt es sich um einen alten legendären Vorwurf gegen andersgläubige/“häretische“ Gruppen aller Art. Er findet sich beispielsweise bereits in einer Erzählung des Jahres 1022 über angebliche Ketzer in Orleans. Und schon gegen die Christen im alten Rom führte man den Vorwurf des rituellen Kindsmordes auf, ebenso wie später gegen die Juden in Mitteleuropa.
Anke Napp
Quellen
- Paris, Archives Nationales J 413, Nr. 22.
- Paris, BNF, Bulles des Papes, Procés de Templiers, Nr. 697: URL.
- Chronik von St. Denis, Handschrift BNF Ms fr. 2608, fol. 387v.: URL.
Sekundärliteratur
- A. Demurger, Die Verfolgung der Templer: Chronik einer Vernichtung, München 2017.
- B. Hergemöller, Vox de Templo. Die Verketzerung der Tempelherren, in: B.
- A. Krüger, Schuld oder Präjudizierung? Die Protokolle des Templerprozesses im
Textvergleich (1307–1312), in: Historisches Jahrbuch 117, 2 (1997), S. 340–377. - G. Lizerand, L’affaire des Templiers, Paris 1923, Réedition Boulougne 1999, S. 41–
48 (Übersetzung der Anklageartikel des Königs). - C. Port (Hg.), Mélanges historiques, Paris 1877, Bd. 2, S. 441–445 (Artikel der Provinzialkommissionen).
- J. Michelet, Le procès des Templiers, Paris 1841, 2 Bd., Bd. I, S. 89–96 (Artikel der
päpstlichen Kommission).
s. auch: Baphomet
Apulien
Ordensprovinz auf dem Gebiet des heutigen Italien.
s. Italien-Süd
Aquitanien und Poitou
Ordensprovinz auf dem Gebiet des heutigen Frankreich
Aragon
Ordensprovinz auf dem Gebiet des heutigen Spanien.
s. Spanien
Architektur
Nicht alle Kirchen, die sich im Besitz der Templer befanden, wurden unter ihrer Leitung gebaut. Oft waren diese Kirchen bereits Teil einer Schenkung, die an den Orden ging. Der Großteil der tatsächlich unter der Ägide der Templer errichteten Kapellenbauten haben einen rechteckigen einschiffigen Grundriss und entweder einen flachen Chor (Gardeny, Mas-Deu, Per- pignan in Katalonien, South-Witham in England etc.) oder einen apsidialen bzw. polygonalen Chor (Barcelona in Katalonien, Mücheln in Deutschland).
Kirchen auf kreisförmigen oder polygonalen Grundrissen sind eine Ausnahme – die Mehrheit der christlichen Zentralbauten hat nichts mit dem Orden zu tun, sondern erweist sich als Bauzitat der Grabeskirche und/oder Umsetzung theologischer Prämissen (Taufe/Tod/Auferstehung). Die oktogonale Kirche von Montmorillon ist beispielsweise eine Kapelle der Johanniter. Ebenfalls keine Templerkirche ist die berühmte Eunate auf dem Jakobsweg in Nordspanien: bei ihr handelt es sich um die Stiftung einer adligen Dame für ein Pilgerhospiz – die Urkunde, in der die Templer nicht erwähnt werden, existiert noch heute. Trotzdem sind es gerade die vermeintlich templerischen Zentralbauten, die immer aufs Neue die Forscher und Esoteriker inspirieren. Der Mythos der TemplerZentralbauten taucht in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Texten auf: in Spanien, wo er (fälschlicherweise) anhand der Kapelle in Segovia ausgeformt wird und in England am Beispiel des New Temple in London. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vertrat auch Viollet-le-Duc innerhalb seines berühmten Architekturlexikons die Auffassung, es hätte in jeder Komturei eine Rundkirche gegeben. Durch die Niederschrift dieser Einschätzung erlangte der Gedanke den Stellungswert einer autoritativen Lehrmeinung. Gerade in der Populärkultur wird Zentralbau heute oft umgehend mit „Templerkirche“ und im gleichen Atemzug mit dort verankerten esoterischen Geheimnissen gleichgesetzt.
Auch die nachweisliche Hl.-Grab-Kirche in Speyer, zunächst Teil eines Nonnenklosters, später eines Brüderkonvents vom Hl. Grab, wurde aufgrund ihrer Form als „Templerkirche“ bezeichnet, eine Meinung, die sich bis ins 20. Jahrhundert hielt, wie dieses Diapositiv nach einer Buchvorlage von 1934 beweist.
Tatsächlich gibt es nur wenige nachweisliche Zentralbauten der Templer: Die älteste Zentralkirche der Templer ist der "Old Temple" von London, errichtet um 1135, eine Rotunde unter dem Patrozinium der Heiligen Maria. Der Konstruktionsplan wurde um 1160 beim Bau des "New Temple" in London wiederaufgenommen. Der "New Temple" war zunächst eine Rotunde mit zwölf Seiten und einer sechsfachen Säulenstellung im Innenraum. 1240 wurde jedoch ein rechteckiger Chorraum angefügt ein Zentralbau genügte den religiösen Erfordernissen nur bedingt. Auch der "New Temple" stand unter dem Patrozinium der Heiligen Maria, Patronin des Ordens. Andere Templerkirchen in England folgten dem Vorbild der Hauptkirche in London:
- Bristol, nach 1150
- Aslackby, um 1164
- Garway, um 1180 (die Anzahl der Stützen ist in diesen drei Kirchen aufgrund von Zerstörungen oder Umbauten leider nicht mehr zu rekonstruieren)
- Temple Bruer, um 1186: eine Rotunde mit acht Säulen
- Dover, um 1185, mit sechs Säulen
Der Plan einer Rotunde mit 6 Säulen wurde auch von den Johannitern in ihrer Kirche von Little Marplestead angewendet. Aber die berühmteste Nachfolgerin des Londoner "New Temple" war die Templerkirche von Paris, erbaut um 1160. Der "Temple" von Paris reproduziert den Grundriss der Londoner Kirche bis ins Detail: eine zwölfseitige Rotunde mit 6 Pfeilern im Innenraum. Anfang des 13. Jahrhunderts fügte man einen rechteckigen Chorraum an, und Ende des 13. Jahrhunderts erweiterte man diesen Chor noch mit einer Apside. Die Pariser Ordenskirche wurde mitsamt dem zugehörigen Konventsareal übrigens 1796 abgerissen. Ein Oktogon errichteten die Templer in Laon und in Tomar. Der letzte zentrale Kirchenbau der Templer wurde im Heiligen Land errichtet, in der Festung des Château Pélerin zu Anfang des 13. Jahrhunderts. Die heute zerstörte Kapelle hatte einen polygonalen Grundriss, wahrscheinlich mit zwölf Seiten. Sie war nur ein Anbau an der rechteckigen Konventskirche der Festung.
Uneinigkeit herrschte auch über das Vorbild, welches die Templer für ihre Zentralkirchen
nutzten. Denn auch die (nicht-templerischen) Kirchen, die nachweislich als Bauzitat des Heiligen Grabes in Jerusalem (Rundkirche mit drei Apsiden und Ambulatorium, bestehend aus acht Säulen und acht Pfeilern; in ihrer Mitte die oktogonale bzw. runde Grabkapelle) verstanden werden wollten, waren keine exakten Kopien. Selten sind Bauzitate, die die Zahl zwölf im Grundriss oder den Stützen verwenden. Eher findet man das Zahlenverhältnis acht und 16 in den Heilig-Grab-Kirchen Europas. Eine Imitation des Heiligen Grabes ist die Kirche der Templer in Tomar, Portugal. Die Kirche wurde Ende des 12. Jahrhunderts errichtet. Der Innenraum offenbart ein Oktogon, umgeben von einem Ambulatorium mit 16 Seiten. Als Vorbild des Londoner Temple ist die Heilig-Grab-Kirche in Cambridge auszumachen. Die Templerkapelle in Laon ist eine Kopie der dortigen älteren Friedhofskapelle von St. Madeleine. Viollet-le-Duc hielt sich an die Idee der Grabeskirche als Vorbild für die Templerbauten, der deutsche Architekturhistoriker Dehio sah den Felsendom (vier Pfeiler und 12 Säulen tragen eine Kuppel; ein oktogonaler Umgang führt um den heiligen Felsen) nachgebildet.
In den Grenzgebieten christlicher Herrschaft, wie dem Heiligen Land, den spanischen Königreichen und Portugal, wurden unter der Ägide der Templer auch Burgen gebaut, bzw. bestehende Befestigungen weiter ausgebaut. In dieser Militärarchitektur nahmen sie Entwicklungen sowohl des Burgenbaus aus Europa als auch Palästina auf.
Anke Napp
Sekundärliteratur
- Generell:
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Archive der Templer (Zentralarchiv)
Der Verbleib des zum Zeitpunkt des Prozesses auf Zyprn befindlichen Zentralarchiv des Ordens ist in der Forschung umstritten. Am wahrscheinlichsten ist - wozu jüngste Forschungen tendieren - sein Verbleib in Zypern selbst, wo es im 16. Jahrhundert bei der türkischen Eroberung der Insel vernichtet wurde. Einige Provinzialarchive haben jedoch in den europäischen Archiven überlebt. Einzelne Niederlassungen betreffende Urkunden haben sich aber auch in den Archiven von Geschäftspartnern bzw. juristischen Gegnern des Ordens erhalten, wurden über Archive der Landesherrn oder der Rechtsnachfolger – die Johanniter – tradiert. Gerade durch die Güterübertragung an die Johanniter wissen wir von zahlreichen ehemaligen Templerniederlassungen. Die Quellenlage zu den Templern ist daher nicht so schlecht, wie manche sensationslüsterne Autoren Glauben machen wollen, die von einer zielstrebigen Vernichtung der Templerarchive sprechen.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Barber, Malcolm. Die Templer. Geschichte und Mythos. Berlin 2015, 275-277.
- Bramato, Fulvio: Il mito degli archivi templari perduti e la teoria esoterica dell' inutilità die documenti. In: Giordano, Giuseppe/Guzzo, Cristian (Hg.). Pavalon. Laboratorio di studi templari per le Provincie meridionali. Atti secondo convegno nazionale sul tema: Terra d'Otranto: Templari fra Occidente e Terra Santa. Manduria 2002, S. 31-39.
- Carraz, Damien: L'Ordre du Temple dans la basse vallée du Rhône, 2005.
- Sarobe, Ramon: Els Templers, de la realitat al mite, in: Ausstellungskatalog Templers. Guerra i religiò a l'Europa de les croades, Museu d'Historia de Catalunya, 2017, S. 35.
Arcis, Henri d' (Templer, Poet)
Henri d'Arcis war Ordensbruder in der englischen Niederlassung von Temple Bruer im 13. Jhd. Er nennt sich als Autor einer französischen Fassung der "Vitae Patrum", einer im Mittelalter weit verbreiteten Sammlung von Lebensbeschreibungen und monastischen Tugenden der Väter des Mönchtums. Fast jedes Kloster besaß eine Abschrift, nachdem bereits Benedikt von Nursia in seiner Ordensregel die Lesung aus den "Vitae Patrum" anempfohlen hatte.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Paris, Bibl. Nationale de France, MS fr. 24862, ab fol. 64r
Arima (=Al-Arima, Syrien)
Die Burg lag 15 km südwestlich von Chastel Blanc an der Küste. Die Ruinen wurden noch nicht ausgegraben und archäologisch untersucht. Es scheint sich aber um ein rechteckiges Kastell mit Rechtecktürmen gehandelt zu haben, das durch zwei Vorburgen ergänzt war.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Biller, T.: Templerburgen, Darmstadt 2014, S. 72.
Armand de Perigord
Siehe Périgord, Armand de
Ashmole, Elias
Der englische Gelehrte, Alchemist, einer der frühesten bekannten Freimaurer und Mitbegründer der Royal Society (1617-1692) lobt die Templer in seinem Werk über den Hosenbandorden (Institutions, Laws and Ceremonies of the most noble Order of the Garter) als tapfere Verteidiger des Heiligen Landes und Kämpfer gegen die Ungläubigen und gibt einen kurzen Überblick über den Prozess. Negativ sieht er den Stolz und die Reichtümer des Ordens, die die Templer dazu verleitet hätten, sich dem Patriarchen von Jerusalem zu entziehen und dem Papst zu unterstellen.
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Ashmole, Elias: The institution, laws & ceremonies of the most noble Order of the Garter collected and digested into one body, London 1672, S. 55. Online
Assassinen
Die sogenannten „Assassinen“ (ein Schimpfwort, das vom Arabischen „Hassasin“
(Haschischleute - abgeleitet ist und die Gruppierung auf die von einigen ihrer Mitglieder
verübten Attentate reduziert) sind eine ismaelitische Sekte, die im 8. Jahrhundert entstand. Ab 1126 kontrollierte sie die Festung Banyas und deren Umland. Die sunnitischen Herren von Damaskus wie auch die Bevölkerung der Stadt empfanden die Ismaeliten zunehmend als Bedrohung, was sich in Säuberungsaktionen niederschlug. 1129 ersuchte der derzeitige Führer der Assassinen, Ismail, Hilfe bei König Balduin von Jerusalem und bot den Christen die Übergabe von Banyas im Gegenzug für militärische Unterstützung. Der daraufhin gegen Damaskus unternommene Feldzug Balduins scheiterte jedoch. Dennoch blieb das Bündnis bestehen. Auch in der Schlacht von Inab am 29. Juni 1149 kämpften Assassinen an der Seite der Christen gegen die Truppen von Nur ed-Din. 1152 allerdings ermordeten Mitglieder der Sekte Graf Raimond II. von Tripolis, woraufhin die Templer eine Strafexpedition unternahmen.
Chronisten über die Ermordung des Gesandten 1173
Sowohl Walter Map als auch Wilhelm von Tyrus erwähnen einen Zwischenfall, der sich 1173 im Königreich Jerusalem ereignete: Wilhelm von Tyrus gibt an, die Assassinen hätten versprochen, den christlichen Glauben anzunehmen. Nach Walter Map hatte das Oberhaupt der Sekte sich nach Lesen eines vom Patriarchen von Jerusalem übersandten Evangeliums zu diesem Schritt entschlossen. Beide Chronisten berichten, dass der Abgesandte der Assassinen auf der Rückreise in sein Territorium in einen Hinterhalt der Templer geriet und dabei ums Leben kam. Wilhelm von Tyrus nennt den Templer Gautier de Mesnil als Mörder des Gesandten. Nachdem der damalige Ordensmeister Odo de Saint-Amand die Übergabe des Schuldigen verweigerte, ließ König Amalric den betreffenden Templer entführen und in Tyrus einkerkern. Beide Chronisten werfen den Templern vor, aus Habgier und ohne Rücksicht auf den christlichen Glauben gehandelt zu haben, da ein etwaiger Frieden sie der bis dato geübten Tributzahlungen der Assassinen beraubt hätte.
Historischer Hintergrund und Forschung
Sowohl die Beweggründe der Assassinen, sich Anfang der 1170er Jahre neuerlich um eine Allianz zu bemühen, wie auch die Hintergründe des von den Templern geführten Überfalls, sind in der Forschung bis heute unklar. Ein geplanter Übertritt der Assassinen zum Christentum scheint unwahrscheinlich. In den Auseinandersetzungen zwischen Saladin und den Kreuzfahrerstaaten schlugen sich die Ismaeliten letztlich auf die Seite Saladins. 1192 ermordeten sie Konrad von Montferrat, den Leiter der Verteidigung von Tyrus. In der Folgezeit kolportierten Chronisten immer wieder geplante oder vollstreckte Morde durch Assassinen – selbst in Europa.
Populärkultur
Die europäische Legendenbildung um die Templer und die Assassinen (nicht zuletzt auf der Grundlage des Berichts von Wilhelm von Tyrus) sorgte dafür, dass in der Populärkultur beide einander angenähert und spirituelle wie organisatorische Verbindungen konstruiert wurden. Ein Beispiel hierfür ist das 2007 auf den Markt gebrachte, sehr erfolgreiche und unterdessen umfangreiche Emanationen umfassende Computerspiel - Universum "Assassins Creed", in dem auf der Prämisse einer klassischen Verschwörungstheorie durch Jahrhunderte der "Geheimbund der Assassinen" den "Geheimbund der Templer" bekämpft.
Anke Napp
Quellen
- Gualteri Mapes, De nugis curialium distinctiones quinque, (Hg.) Th. WRIGHT, London 1850, S. 29f.: URL.
- Walter Map, De Nugis Curialum, (Hg.) M. R. JAMERS / C. N. L. BROOKE / R. A. B. MYNORS, Oxford 1983.
- Willelmi Tyrensis, Archiepiscopi Historia rerum in partipus Transmarinis gestarum lib. 12, cap. XXIX, RHC, Historiens occidentaux, Bd. 1 (1844), S. 995–996.
Sekundärliteratur
- M. BARBER, Die Templer. Geschichte und Mythos, Berlin 2015, S. 116–118.
- P. HILL, The Knights Templar at War. 1120–1314, Barnsley 2017, p. 22.
Populärkultur
Asti (Komturei, Italien)
Das Ordenshaus von Asti bestand zweifellos bereits für einige Zeit, als 1203 hier ein Provinzkapitel abgehalten wurde - das Datum der ersten Erwähnung der Komturei. Die Niederlassung hatte eine bedeutende Stellung innerhalb des Ordens in Nordwestitalien inne. Die Beziehungen zur städtischen Regierung von Asti waren sehr eng. Hierzu trug auch die Person Rolando Bergogninos bei, Mitglied der städtischen Oligarchie, Inhaber einiger bedeutender Positionen in der kommunalen Regierung und schließlich Templerkomtur. Die Zusammenarbeit ging offenbar soweit, dass die Templer von Asti den Verkauf ihrer Immobilie in Gorra an die Stadt Chieri - eine Verbündete Astis - favorisierten, entgegen der Interessen des Ordens. Auch im Streit der Templer von Asti mit dem Bischof von Albenga 1224 stellte sich ein bedeutender Vertreter der Stadt auf die Seite des Ordens. Auch für die Stadt wichtige Verträge wurden im Templerhaus besiegelt. 1251 wollte der Orden eine Niederlassung in Murello der Stadt übereignen, wurde aber durch päpstlichen Befehl daran gehindert.
Die Komturei befand sich im Distrikt La Vittoria, außerhalb der Porta Arco, an der Straße Richtung Lombardei. Die Kirche war der Hl. Maria geweiht. Die Niederlassung und ihre zugehörigen Besitzungen gingen nach 1312 an die Johanniter.
Komture (nach Bellomo):
~1244 Bianco da Pigazzano
~1268-1271 Alberto di Canelli
~1285 Federico de Bargiis
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Bellomo, Elena: The Templar Order in North-West Italy, 2007, S. 299ff.
Athlit
Siehe Château de Pélerin
Augsburg (Komturei?, Deutschland)
Die Chronik des Augsburger Kaufmanns Burkhard Zingg aus dem 15. Jahrhundert berichtet „Anno 1270 jar do komen auff die weissen münch mit den roten creutzen ( = die weißen Mönche mit den roten Kreuzen“, ed. Frensdorf/Roth, S. 305) was der Herausgeber der Chronik im 19. Jahrhundert auf den Templerorden in Augsburg bezog.
In der Chronik von Clemens Sender aus dem 16. Jahrhundert heißt es, Immobilien und Einkünfte der Templer in Augsburg seien nach Aufhebung des Ordens durch Bischof Degenhard an die Dominikaner übertragen worden: „Dieser templierherrn hie gütter und zins und behaussung hat bischoff Degenhard geben den minchen sant Dominicus“ (ed. Roth, S. 27). Allerdings starb Bischof Degenhard bereits 1307, kann für die Güterübertragung also nicht verantwortlich gemacht werden. Bäumer (1828) nennt – ohne Angabe weiterer Quellen – Bischof Friedrich Speth von Thurnegg als Verantwortlichen der Güterübertragung von „Hof und Wohnung der Tempelherren“ in der Stadt.
Im Stadtarchiv Augsburg konnten bisher keine Archivalien zur Komturei des Templerordens in Augsburg ermittelt werden. Das Augsburger Dominikanerkloster befand sich zwischen Vorderem Lech und Predigerberg.
Die Übernahme des Besitzes der Templer durch die Dominikaner wäre eine Augsburger Besonderheit. Die letzte Erinnerung an die Zeit der Tempelherren soll noch im Jahr 1759 ein unter der steinernen Treppe im Kreuzgang angebrachter Grabstein festgehalten haben, der die eingemeißelte Aufschrift „F. Fridericus Zipelins“ trug und einen mit Mantel und zwei Schwertern bekleidete Rittergestalt zeigte.
Frank Sengstock
Quellen:
- Burkhard Zingg, Chronik von Augsburg, ed. F. Frensdorf / F. Roth, Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, Leipzig 1865, S. 305.
- Die Chronik von Clemens Sender von den ältesten Zeiten der Stadt bis zum Jahre 1536, ed. F. Roth, Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg:, Bamberg 1894, Bd. 04 (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. Bis ins 16. Jahrhundert, Bd. 23), Leipzig 1894, S. 26-27.
Sekundärliteratur
- Anonym: Wegweiser für die Stadt Augsburg mit hierzu bearbeitetem Grundrisse, Augsburg 1828, S. 35.
- A. Layer, Der Templerorden in Schwaben, in: Schwäbische Blätter für Heimatpflege und Volksbildung 21/1970, S. 70 f.
- P. Polykarp, Geschichte des Dominikanerklosters St. Magdalena in Augsburg, in: Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland, Heft 33 (1936), S. 25-31 und 236-239.
- M. Schüpferling, Der Tempelherren- Orden in Deutschland, Bamberg 1915 S. 66f.
Aurschinewes (=Uhříněves, Komturei, Tschechien)
Aurinowes (Aurzimowes, Aurschinewes) ist die deutsche Bezeichnung für einen heutigen Prager Stadtteil. Im Mittelalter befand sich der Platz außerhalb der Stadtmauern. Wann die Templerkomturei hier entstand, ist nicht feststellbar. Das erste Mal urkundlich erwähnt wird die Niederlassung in einer Schenkungsurkunde 1292, mit der Gräfin Maria von Hardek, verwitwete Frau von Neuhaus, und deren Sohn Ulrich das Patronatsrecht der Kirche zu Stodolek bei Prag den Templern zu Aurinowes schenken. Die Gabe wird durch Erzbischof Tobias von Prag ratifiziert. Spätestens in den 1290er Jahren wurde Aurschinewes auch Sitz eines Komturs.
Über das weitere Schicksal dieser Kommende und ihrer Güter ist nichts bekannt. Nach Ende des Templerordens gelangte sie vermutlich in den Besitz der Johanniter.
Komture
~1295 Ekko, gleichzeitig Komtur von Scheikwitz
Anke Napp
Quelle
F. M. Pelzel, Beiträge zur Geschichte der Tempelherren in Böhmen und Mähren, Prag 1798, S. 226f, Nr. IV (Schenkungsurkunde),URL
Sekundärliteratur
M. Schüpferling, Der Tempelherren- Orden in Deutschland" Bamberg 1915, S. 165f, URL.
(Update in Progress)
Auzon (Ozon, Komturei, Frankreich)
Bauliche und territoriale Entwicklung
Die Komturei in der Templerprovinz Aquitanien-Poitou lag an der Via Turonensis nach Santiago de Compostela, an den Grenzen von Poitou, Touraine und Anjou, nahe der Stadt Châtellerault. Schon 1617 bedauerte der damalige Johanniterkomtur, dass in den Religionskriegen sämtliche Urkunden seiner Niederlassung zerstört worden seien. Eine Verkaufsurkunde von 1285 ist das einzige überlebende Dokument der bedeutenden Niederlassung.
Aufgrund stilistischer Analysen kann die Kapelle in zwei Bauphasen geteilt werden. Ein älterer Bau aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde im 13. Jahrhundert erweitert. Wahrscheinlich datiert also die Gründung des Ordenshauses von Auzon aus den 1130er Jahren.
Zum Besitz der Komturei gehörten zumindest ein Haus in Châtellerault, Land bei Saint-Georges-de-Baillargeaux, wo sich eine Furt befand, vermutlich auch bereits zu Templerzeit Mühlen und Pachthöfe in Velaudon, sowie Wald, der neben der Holzwirtschaft auch dem Anbau von Esskastanien diente.
Der letzte Komtur von Auzon, Audebert de Porta, wurde 1307 verhaftet und in Niort inhaftiert. Im Frühjahr 1310 erschien er vor der päpstlichen Kommission in Paris und erklärte, dass keine unerlaubten Dinge während seiner Profess abgelaufen seien.
Nach Aufhebung des Templerordens gelangte Auzon an die Johanniter, die den Sitz ihrer Baillie aber nach Saint-Georges verlegten.
Architektonische Überreste
Beschreibungen des Baukomplexes sind erst aus dem 17. Jahrhundert und später erhalten. Aus Templerzeit steht lediglich noch die Kapelle, ein Saalbau mit Apsis, 7 Meter breit und 30 Meter lang. Das Gebäude diente lange als Scheune und wurde erst 1880 durch Mitglieder der Societé des Antiquaries de l’Ouest ‚wiederentdeckt‘. Damals wurden auch die teilweise noch gut erhaltenen Wandmalereien beschrieben und gezeichnet. Ein von Tetramorphen umgebener Christus im Apsisgewölbe, eine Kreuzigungsszene und eine Seelenwägung, sowie die Heilige Radegunde von Poitiers konnten identifiziert werden. Darüber hinaus schmückten florale (Lilien) und geometrische Muster im Sinne einer Scheinarchitektur die Wände und Gurtbögen. Auch Wappen sind zahlreich zu erkennen. Heute sind nur noch wenige Reste der Fresken auszumachen.
Die Kapelle steht seit 1938 als Monument Historique unter Denkmalschutz. Eine Restaurierung wurde 1966 eingeleitet.
Komture (nach „Association Guillaume de Sonnac”, URL)
~ 1223 Guillaume de Sonay („rector“) 1228 Komtur
~ 1236 Renaud de Vichiers
~ 1269 Pierre de Val-Gourdon
~ 1303 Jean de Saint-Benoit
~ 1307 Audebert de la Porte
Anke Napp
Quellen:
- Archives de la Vienne, 3H1 795 (Beschreibung des Gebäudekomplexes und der Liegenschaften aus dem Jahr 1691), URL
- Dossier de Classement von 1913 (Grundriss und Beschreibung der Freskenreste der Kapelle, Fotos), URL
- Societé Guillaume de Sonnac (zahlreiches Quellenmaterial und moderne Publikationen zusammengetragen), URL
Sekundärliteratur:
- A. de Longuemar: Les anciens fresques des églises du Poitou, Poitiers 1881.
- R. Ducluzeau / J.-F. Lavrard: Templiers et maisons templières en Poitou, 2013, S. 53ff.
- M. Ferrari: Châtellerault, commanderie d’Auzon, URL (zur Heraldik in den Wandmalereien).
H. de la Rochebrochard: Etudes sur quelques commanderies des Templiers d’Aquitaine, in: Revue poitevine et saintongeaise: histoire, archéologie, beaux-arts et littérature 71 (1889), S. 417-422, hier S. 420-422. URL
Avaleur (Komturei, Frankreich)
Diese Niederlassung befand sich in der Champagne, in der heutigen Gemeinde von Bar-sur-Seine. Sie ist seit 1172 sicher bezeugt - in diesem Jahr werden den Ordensbrüdern von Avaleur Ländereien in Polisot übereignet. Möglicherweise waren aber bereits 1167 Templer vor Ort. Es handelte sich um eine typische ländliche Komturei, deren Mitglieder (wohl nicht mehr als 5 Templer) und Dienstleute sich mit der Bewirtschaftung der Felder, dem Weinberg, sowie der Viehzucht beschäftigten. Zum Zeitpunkt des Prozesses gab es keine Ritterbrüder mehr in Avalleur. Die Kapelle wurde durch einen Weltpriester bedient.
Ab der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde eine Dependance in Buxières errichtet, wo sich ebenfalls eine Kapelle befand. Die Einkünfte dieses Besitzes sollten der Absicht des ursprünglichen Schenkers gemäß zu gleichen Teilen an die Templer und die Abtei von Mores gehen - was zu einer Quelle beständiger Konflikte wurde. Anfang des 14. Jahrhunderts lagen die Besitzungen in einem 25 - 30 km verstreuten Radius um die Komturei. Dazu gehörten Mühlen, Weiden für die Zucht von Schafen und Waldgebiete für die Zucht von Schweinen. Aus den Gemeinden von Arrelles, Lingey, Villiers-Merderel und Buxières ging überdies der Zehnte an die Templer. Noch im Jahr 1300 erfolgte die Schenkung der Gerichtsbarkeit und der Einkünfte von Serre-lès-Montceaux, Saint-Parres, Courgelains sowie der Vogtei von Isle.
Nach der Aufhebung des Ordens verfielen die Bauten. Heute noch sichtbar ist die der Hl. Maria Magdalena geweihte einschiffige Kapelle mit plattem Chorchluss aus dem 13. Jh., sowie ein unterirdisches Gewölbe und eine Zisterne. Die übrigen Gebäude stammen aus der Johanniterzeit.
Komture:
~1307: Humbert
Avaleur, 10110 Bar-sur-Seine Frankreich
Anke Napp
Quellen für diesen Artikel und weiterführende Literatur:
- Alanièce, V., Gilet, F.: Les Templiers et leur commanderies. L'exemple d'Avalleur en Champagne, Langres 1995.
- Baudin, Arnaud, Brunel, Ghislain, Dohrmann, Nicolas (Hrsg.): Templiers. De Jérusalem aux commanderies de Champagne (Katalog), Troyes-Paris 2012, S. 112-127 u. S. 272f.
- Leroy, Thierry: Hugues de Payns, chevalier Champenois, Fondateur de l'Ordre des Templiers, Troyes 2001.