Porträt Professorin Paetzold-Byhain
Prof. Dr.-Ing. Kristin Paetzold-Byhain ist seit Juli 2021 Inhaberin der Professur für Virtuelle Produktentwicklung. Sie wurde 1969 in Saalfeld, Thüringen, geboren.
Ohne die Nutzung der Methoden und Werkzeuge, die uns moderne Informations- und Kommunikationstechnologien liefern ... ständen uns heute nicht die Vielfalt von Produkten zur Verfügung, die uns nicht nur in der Bewältigung des Berufsalltages unterstützen, sondern auch eine Vielzahl von Möglichkeiten für die Gestaltung und Bewältigung des privaten Alltages liefern. Die steigende Komplexität in der Produktentwicklung resultiert nicht nur aus der hohen Funktionalität technischer Systeme, sondern zunehmend auch aus den volatilen Entwicklungsumgebungen. IT-Methoden und Werkzeuge unterstützen zum einen in der Komplexitätsbeherrschung, zum anderen liefern sie erhebliches Potential, um die Kompetenzen der Entwickler zu erweitern, müssen dafür aber an den jeweiligen Nutzungskontext adaptiert werden. In Forschung und Lehre verfolge ich daher einen systemischen Ansatz. Im Fokus steht das soziotechnische System sowie Methoden und Werkzeuge der Produktentwicklung. Genau wie die technischen Systeme können soziotechnische Systeme nur dann ihre Funktionalität entfalten, wenn sie vom Menschen auch adäquat genutzt werden.
Professorin zu sein ... gibt mir die Freiheit, mich immer wieder mit neuen Dingen auseinandersetzen zu können, innovative Ideen aufzugreifen und weiterzuentwickeln. In der Auseinandersetzung mit verschiedensten Meinungen aus den verschiedensten Fachgebieten lernt man schnell, dass scheinbar nichts in der Welt linear ist. Solche vernetzten Ursache-Wirkungsbeziehungen zu analysieren, Wirkzusammenhänge zu erschließen und für die Lösungsfindung in der Produktentwicklung zu nutzen ist mir eine Freude. Damit einher geht auch eine große Verantwortung, weil Technologien und deren Nutzung immer eine gewisse Ambiguität aufweisen. Um aus den Ingenieurwissenschaften heraus nachhaltige Beiträge für die Gesellschaftsentwicklung leisten zu können, muss man sich der komplexen Zusammenhänge bewusst werden und gezielt erschließen. Genau das möchte ich auch den Studierenden vermitteln: es geht nicht nur darum, ein fundiertes Fachwissen aufzubauen, es bedarf heute unbedingt auch eines offenen Mindsets, um die anzugehenden Problemstellungen ganzheitlich lösen zu können.
Studierende ... sollten vor allem offen für Neues und auch mal Anderes sein, Spaß am Entdecken und ausprobieren haben und sich eine gewisse Neugier erhalten. Natürlich sind nicht alle Inhalte in der Ausbildung gleichermaßen interessant und spannend, manchmal braucht man einfach nur etwas Durchhaltevermögen. Aber das Gefühl, etwas geschafft zu haben, entschädigt für all die Mühen.
In Zukunft ... werden wir der Automatisierung in der Produktentwicklung einen großen Schritt näherkommen, müssen uns dann aber intensiver damit auseinandersetzen, welche Rolle der Mensch in den Entwicklungsprozessen einnehmen wird.
Wenn ich noch einmal studieren könnte ... würde ich neben einem ingenieurwissenschaftlichen Studium auch ein sozialwissenschaftliches Studium anstreben.
Exzellenz ... bedeutet für mich, über Fachgebietsgrenzen hinaus mit Kollegen zusammenzuarbeiten, deren Konzepte und Methoden besser kennenzulernen und zu verstehen, um sie mir für meine Forschung nutzbar zu machen.