Wege zur Professur
Inhaltsverzeichnis
Ihr Weg zur Professur
Für eine Karriere in der Wissenschaft ist der Doktortitel unerlässlich. In den vergangenen Jahren haben sich die Qualifizierungswege zur Professur stärker ausdifferenziert.
Neben der Habilitation oder dem Erbringen habilitationsähnlicher Leistungen besteht auch die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Juniorprofessur oder Nachwuchsgruppenleitung für die Berufung auf eine Professur zu qualifizieren.
Förderprogramme für unabhängige Nachwuchsgruppenleiter:innen (z. B. DFG, ERC) ermöglichen jungen Forscher:innen bereits zu einem frühen Zeitpunkt in der akademischen Karriere wissenschaftliche Selbstständigkeit: die Bearbeitung eigener Forschungsthemen mit eigenem Budget sowie die Leitung einer eigenen Arbeitsgruppe.
Nachwuchsgruppen sind in der Regel finanziell sehr gut ausgestattet (Mitarbeiterstellen, Sachmittel etc.) und nicht weisungsgebunden, finden also nahezu ideale Bedingungen für eine frühe Profilierung in der Forschung vor.
Bewerbungsverfahren für Nachwuchsgruppen
Bewerbungsverfahren für unabhängige Nachwuchsgruppenleitungen sind in der Regel hochkompetitiv. Zentrales Vergabekriterium ist wissenschaftlich Exzellenz, die sich schon in der frühen Postdoc-Phase vor allem durch herausragende Publikationsleistungen nachweisen lässt.
Die wichtigsten Förderprogramme für Nachwuchsgruppen
- DFG| Emmy Noether-Programm und Heisenberg-Programm
- EU | Starting Grants des European Research Council
- VolkswagenStiftung | Change! Fellowships and Research Groups
- Alexander von Humboldt-Stiftung | Sofja Kovalevskaja-Preis
- Die Max-Planck-Gesellschaft Helmholtz-Gemeinschaft
verfügen über jeweils eigene Nachwuchsgruppenprogramme.
TUD Young Investigator Status
Sie leiten bereits eine unabhängige Nachwuchsgruppe an der TU Dresden
oder einer DRESDEN concept Partnereinrichtung?
Dann bewerben Sie sich
für den TUD Young Investigator Status.
Als nachteilig kann sich die oft geringe Einbindung in die institutionellen Abläufe und Entscheidungsprozesse der Universität/Forschungseinrichtung sowie die häufig fehlende Lehrtätigkeit erweisen. Zudem sind Nachwuchsgruppenleiter:innen i. d. R. nicht für die Begutachtung von Promotionen zugelassen. Um diesen Nachteilen entgegenzuwirken, hat die TU Dresden die Maßnahme TUD Young Investigators etabliert.
Die Habilitation ist als weitere akademische Qualifikationsstufe traditionell im deutschen Hochschulsystem verankert und hat auch heute noch – trotz der Diversifizierung wissenschaftlicher Karrierewege – in vielen Disziplinen eine entscheidende Bedeutung für den Zugang zur Professur. Sie ist eine Hochschul- und Berufszulassungsprüfung, mit der die Befähigung zur selbstständigen Forschung und Lehre bescheinigt (Venia legendi) und der Weg zur Lebenszeitprofessur ermöglicht wird.
Zulassung und Durchführung
Zulassung und Durchführung der Habilitation sind ähnlich dem Promotionsverfahren von den Fakultäten in den jeweiligen Habilitationsordnungen geregelt. Die Habilitation wird von einer Habilitationskommission durchgeführt, der mindestens sechs Habilitierte angehören müssen. Für die Habilitation müssen folgende Leistungen erbracht werden:
- Vorlage einer Habilitationsschrift oder der Nachweis gleichwertiger wissenschaftlicher Leistungen
- ein wissenschaftlicher Vortrag mit anschließendem Kolloquium und eine Lehrveranstaltung mit Diskurscharakter zum Nachweis der Eignung für die Lehre vor dem durch die Habilitationsordnung bestimmten Gremium, dem auch Studierendenvertreter:innen aus dem betreffenden Fachgebiet angehören müssen.
Die Begutachtung der Habilitationsschrift erfolgt grundsätzlich durch drei Hochschullehrer:innen, von denen mindestens eine Person nicht der verleihenden Hochschule angehören darf. Der Doktorgrad kann um den Zusatz "habil." (Doctor habilitatus) ergänzt werden.
Finanzierung
Üblicherweise befinden sich Habilitanden in einem befristeten Beschäftigungsverhältnis an einer Hochschule. Nach dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz ist eine solche Anstellung auf einer sogenannten Haushaltsstelle auf sechs Jahre beschränkt, was auch dem Zeitrahmen entspricht, der häufig für die Durchführung eines Habilitationsprojekts veranschlagt wird.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der Finanzierung über Drittmittelprojekte oder Habilitationsstipendien. Habilitanden sind weisungsabhängig gegenüber den Inhaber:innen der jeweiligen Professur und somit zuweilen in ihrer wissenschaftlichen Eigenständigkeit eingeschränkt.
Neben Habilitationsstipendien von Drittmittelgebern (z.B. Emmy Noether-Programm, Heisenberg-Programm) bieten wir weitere interessante Fördermöglichkeiten, wie z.B. Reisekostenzuschüsse für Konferenzen oder Auslandsaufenthalte, Förderung internationaler Kooperationen zwischen Arbeitsgruppen (AGs) oder Förderangebote zur Entwicklung und Schärfung des wissenschaftlichen Profils.
Sie haben Fragen rund um das Thema Finanzierung der Habilitation?
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Die 2002 von Bundesministerium für Bildung und 2007 durch die Novellierung des Sächsischen Hochschulgesetzes ins Landesrecht übertragene Juniorprofessur gibt jungen, exzellenten Wissenschaftler:innen die Möglichkeit, auch ohne Habilitation an der Universität zu lehren und zu forschen.
Damit wurde ein wichtiger Beitrag geleistet, um die deutsche Hochschullandschaft im wissenschaftlichen Wettbewerb attraktiver zu gestalten.
Für die Einstellung auf eine W1-Juniorprofessur sind gemäß § 63 SächsHSFG
folgende Voraussetzungen nachzuweisen:
- abgeschlossenes Hochschulstudium
- pädagogische Eignung und
- besondere Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit, die in der Regel durch die Qualität einer Promotion belegt wird.
- Zudem sollen Promotions- und Beschäftigungszeiten als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in oder wissenschaftliche Hilfskraft zusammen nicht mehr als sechs Jahre, im Bereich der Medizin nicht mehr als neun Jahre betragen.
- Sind der Juniorprofessur ärztliche oder zahnärztliche Aufgaben zugewiesen, sollen die Anerkennung als Facharzt bzw. Fachärztin oder eine ärztliche Tätigkeit von mindestens 5 Jahren nach Erhalt der Approbation oder Erlaubnis der Berufsausübung nachgewiesen werden. Für die Wahrnehmung erziehungswissenschaftlicher oder fachdidaktischer Aufgaben in der Lehrerbildung sollte eine dreijährige Lehrpraxis an einer Schule vorhanden sein.
Berufung
Juniorprofessuren werden in der Regel international als befristete Stellen ausgeschrieben. Die Ernennung erfolgt in der Regel für drei Jahre, die nach einer positiven Evaluation auf insgesamt sechs Jahre verlängert werden können. In einigen Fällen besteht die Möglichkeit zur Weiterführung der Juniorprofessur, sodass nach einer weiteren positiven Evaluation (ohne erneute Berufung) die Berufung sofort in eine W2- oder W3-Lebenszeitprofessur (Tenure Track) umgewandelt wird.
Besoldung
Juniorprofessoren werden in der Regel in den Beamtenstatus versetzt und erhalten ein Gehalt der Besoldungsgruppe W1. Es werden keine Leistungsbezüge gezahlt, aber das Gehalt erhöht sich nach einer positiven Zwischenevaluation. Die Ausstattung (personelle und materielle Ressourcen) der Juniorprofessuren werden häufig über Drittmittel eingeworben.
Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften
In den kommenden Jahren müssen zahlreiche Professuren an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) nachbesetzt werden. Die Tätigkeit als Professor:in an einer HAW ist ein attraktiver Karriereweg: anwendungsorientierte Forschung, Hochschulmanagement und praxisorientierte Lehre gehören zu den interessanten Aufgaben einer HAW-Professur, die damit in vielerlei Hinsicht interessante Perspektiven für Nachwuchswissenschaftler: innen bietet.
HAW Professuren erfordern aber nicht nur ein exzellentes akademisches Profil, sondern auch Berufserfahrung außerhalb der Hochschulen, was wesentliches Unterscheidungs-merkmal zur Professur an einer Universität ist.
Karrieretipps für Ihren Weg zur Professur
Wissenschaftliche Karrierepfade bedeuten über weite Strecken ein Höchstmaß an Kompetitivität und Mobilität. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass nur ca.
10 – 15 Prozent der besten Doktorand:innen den Weg auf eine Professur erfolgreich schaffen. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig mit den Leistungsanforderungen an das akademische Karriereportfolio auseinander zusetzen.
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Erweitern Sie strategisch Ihr Karriereportfolio.
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Bauen Sie frühzeitig ein tragfähiges Netzwerk auf.
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Nutzen Sie Beratungs- und Unterstützungsangebote.
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Entwickeln Sie auch berufliche Alternativen zur Professur.
Literatur & Links
Mirjam Müller (2014)
Promotion – Postdoc – Professur. Karriereplanung in der Wissenschaft
Mirjam Müller erklärt Hintergründe und benennt Erfolgsfaktoren der entscheidenden Phase zwischen Promotion und Professur:
- Welche Leistungen müssen in Forschung, Lehre und Management erbracht werden?
- Welche ungeschriebenen Gesetze sind zu beachten?
Für jeden Teilbereich des akademischen Portfolios zeigt sie, welche konkreten Karriereschritte zu planen sind und wie das eigene Profil schlüssig präsentiert werden kann. Neben den Leistungsanforderungen werden auch die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz Wissenschaft beleuchtet.
Christine Färber, Ute Riedler (2016)
Black Box Berufung. Strategien auf dem Weg zur Professur
Das Buch erläutert die Abläufe und Anforderungen, von der Ausschreibung über die Arbeit von Auswahlkommissionen, von der schriftlichen Bewerbung über das „Vorsingen“ bis hin zur Berufungsverhandlung und zur Besoldung. Darüber hinaus werfen sie einen Blick hinter die Kulissen des Prozesses. Auch über Berufungsverfahren im Ausland klären die Autorinnen auf.
Links
Beruf & Berufung
Stellenausschreibungen an der TUD
Deutscher Hochschulverband (DHV)
Wissenschaftlicher Nachwuchs | Karriere (FAQs)
DHV-Webinar: Die Juniorprofessur - Good to know
Hier finden Sie Antworten zu häufig gestellten Fragen, die sich für junge Wissenschaftler:innen rund um ihre Karriere und ihre ersten Schritte in
Forschung und Lehre stellen.
Research in Germany (BMBF)
Research in Germany (BMBF) bietet Ihnen mit der Online Talk Series einen Einblick in die deutsche Forschungslandschaft, Fördermöglichkeiten und andere Themen.
academics
Postdoc-Ratgeber
Berufsbild, Bewerbungstipps, Gehalt und Finanzierungsmöglichkeiten – hier finden Sie alles Wichtige für die Postdoc-Phase sowie aktuelle Stellenangebote.
Ratgeber Professur
Berufungsverfahren, Vorsingen und Leistungsbezüge richtig verhandeln - hier finden Sie alle Antworten und Tipps für die letzten Schritte auf dem Weg zum Professor sowie Ratgeber für die Arbeit als Professor.
Ratgeber Juniorprofessur
Ursprünglich eingeführt, um die Habilitation zu ersetzen, ist sie in vielen Fächern
zur attraktiven Alternative geworden.
Ratgeber HAW-Professur
Die HAW-Professur bietet Lehre mit anwendungsbezogenem Schwerpunkt.
Was kann als Berufspraxis geltend gemacht werden und wie wird eine
HAW-Professur vergütet?
Angebote des Postdoc Centers
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