Nov 16, 2021
Call for Participation: "Blogs, Plakate, #Pics – Workshop zur Bildclusteranalyse"
Workshop am 09.02.2022 mit Prof. Michael R. Müller, TU Chemnitz
Die Analyse visueller Daten in der Qualitativen Sozialforschung hat insbesondere seit dem Aufkommen der Sozialen Medien, in denen die Kommunikation mit Bildern evoziert wird (vgl. Przyborski 2018, S. 261), verstärkt Aufmerksamkeit erhalten. Auch außerhalb des Internets finden wir visuelle Artefakte, die für das Entschlüsseln sozialer Phänomene zentral sind. Neben (massen-)medialen Erzeugnissen und Werbung sind Ausstellungen in Museen, Produktpläne, Schul- und Lehrbücher aber auch Aufklärungsplakate und Hinweisschilder zu Corona zu nennen. Die Formen und Arten des visuellen Materials sind vielfältig, wie auch die Forschungsfelder, in denen dieses zum Gegenstand werden kann. Neben den Chancen, die eine Erweiterung des Blicks auf visuelle Elemente des Sozialen bietet, ergeben sich auch spezifische Herausforderungen. Diese liegen unter anderem darin begründet, dass ein Großteil der methodischen Werkzeuge qualitativer Sozialforschung auf Schrift ausgelegt ist. Auch forschungspragmatisch ist die Analyse von visuellen Daten heraufordernd. Wie kann eine Vielzahl an Bildern adäquat bearbeitet werden, insbesondere dann, wenn der Fokus nicht allein auf diesem Datentyp liegt?
Einen methodischen Zugang hierfür bietet die Bildclusteranalyse. Bildcluster oder Hyperimages sind „relativ großformatige, in der Regel mehrere dutzend oder hundert Bilder umfassende Bildzusammenstellungen“ (Müller/Sommer 2021: 808), wie etwa „Fotoblogs auf digitalen Medien […], politische[] Ausstellungen oder […] Bildfriesen [und] Wandmalereien“ (ebd.). Die an den Begriff Hypertext angelehnte Bezeichnung Hyperimage verweist darauf, dass sich die Bedeutung von Bildzusammenstellungen nicht aus den jeweiligen Einzelbildern erschließen lässt, sondern einen „Modus des vergleichenden Sehens“ (ebd.: 809) erfordern.
Zur Analyse solcher Bildcluster und visuellen Zusammenhänge bietet sich die Methode der vergleichenden Bildanalyse an, welche Prof. Michael R. Müller am 09.02.2022 im Rahmen eines Workshops an der TU Dresden präsentieren und mit den Teilnehmenden am mitgebrachten Material durchführen wird.
Hierzu suchen wir (Nachwuchs-)Wissenschaftler*innen aus sozial- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen, die ihr Material im Workshop präsentieren und zur gemeinsamen Analyse bereitstellen möchten. Unsere Einladung richtet sich sowohl an jene, die bislang noch keinen konkreten analytischen Zugriff auf in ihrem Datenkorpus enthaltene Bildelementen haben, als auch an diejenigen, die bereits konkret mit Bildmaterialien arbeiten. Eine Teilnahme am Workshop ist auch ohne eigenes Material möglich. Dazu folgt eine gesonderte Einladung.
Interessierte wenden sich bitte mit einer kurzen Beschreibung des eigenen Projektes und des Materials (max. 2000 Zeichen) bis 09.12.2021 an Viktoria Rösch ().
Nähere Informationen über den Ablauf des Workshops werden wir nach der Auswahl der Beiträge bereitstellen.
Prof. Michael R. Müller ist Inhaber der Professur für Visuelle Kommunikation und Mediensoziologie an der TU Chemnitz. Er befasst sich unter anderem mit Wissenssoziologie, Interaktionstheorien, materieller Kultur und Ästhetik sowie qualitativen Methoden, insbesondere figurativer Hermeneutik und Bildanalyse. Er leitet das Teilprojekt D04 „Social Displays. On the Accountability of Embodied Digital Technologies in Everyday Life” im SFB 1410 “Hybrid Societies” und hat kürzlich das Projekt “Sehordnungen. Die Rationalität immersiven und explorativen Bildgebrauchs am Beispiel von Stereoskopie und Bildcluster/Hyperimage“ abgeschlossen.
- Müller, Michael R./ Sommer, Matthias (2021): Politisierung der Bilder - Politisierung durch Bilder, in: Oliver Dimbath/ Michaela Pfadenhauer (Hrsg.), Gewissheit. Beiträge und Debatten zum 3. Sektionskongress der Wissenssoziologie. Weinheim: Beltz Juventa, S. 808–830.
- Przyborski, Aglaja (2018): Zur wechselseitigen Konstitution von Medien und Alltag mit dem Fokus Bild. Ein praxeologisches Kommunikationsmodell, in: Müller, Michael R. / Soeffner, Hans-Georg (Hrsg.), Das Bild als soziologisches Problem. Herausforderungen einer Theorie visueller Sozialkommunikation. Weinheim Basel: Beltz Juventa, S. 245-264.