02.03.2017
Deutsch-italienische Kombination: Doppel-Master steigert Job-Chancen
Die Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften (SLK) der TUD bietet – wie mehrere andere Fakultäten – Doppelabschlüsse mit einer italienischen Universität an, der Università degli Studi di Trento. »Unser Doppel-Master ermöglicht es Absolventen, neben einem deutschen Mastertitel einen vollwertigen italienischen Abschluss zu erwerben und damit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verdoppeln. Mit dem zusätzlichen Abschluss können sie sich auch in Italien völlig ohne Anerkennungsprocedere bewerben«, sagt Marie-Christin Piotrowski, SLK-Fakultätsbeauftragte für das bilinguale Masterprogramm.
Die Zahlen zeigen, wie bedeutend ihre Universität für die norditalienische Stadt Trento ist: Reichlich 100 000 Menschen leben in Trento, rund 15 000 davon sind Studierende. »Die Kooperation der TUD mit Trento entstand aus dem persönlichen Kontakt zwischen dem Dresdner Soziologieprofessor Karl-Siegbert Rehberg und Fabrizio Campi, Trentiner Professor für deutsche Literatur«, kommentiert Marie-Christin Piotrowski. Als Fakultätsbeauftragte fungiert sie als Schnittstelle: zwischen Verwaltungs- und didaktischer Ebene, wenn sie die Stundenpläne für Studierende erstellt, zwischen Studierenden und dem Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD), wenn es um Ausschreibungen von Stipendien geht, oder zwischen Studierenden und Prüfungsamt, wenn sie italienische Noten in deutsche umrechnet. »Ich berate Studierende auch zu den praktischen Fragen des Doppel-Masters. Manchmal muss ich schnell per Mail oder Telefon helfen«, erzählt Piotrowski, die selbst vor einigen Jahren an dem Programm teilgenommen hat. Sie stimmt sich bei wichtigen Fragen mit der Romanistik-Professorin Maria Lieber ab, die das Doppelabschlussprogramm an der Fakultät leitet.
Jede TU-Fakultät, die Doppelabschlüsse mit Trento anbietet, arbeitet mit einem fachlichen Gegenüber auf italienischer Seite zusammen. Für die Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften ist das das Dipartimento di Lettere e Filosofia. Seit dem Studienjahr 2008/09 fördert der DAAD den deutschen Teilnehmern die vorgeschriebenen zwei Semester in Italien durch ein Vollstipendium. An der TUD können die Masterstudiengänge Europäische Sprachen, Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften mit den Teilfächern Romanistik, Anglistik, Slawistik, Germanistik und Klassische Philologie sowie Philosophie teilnehmen. »Die deutschen Studierende verbringen das erste Semester an der Heimatuni, das zweite und dritte an der Gastuni und kehren meist für die Masterarbeit an die Heimathochschule zurück. Sie bereiten ihre Arbeit bei einem Kolloquium hier vor und verteidigen sie in Trento«, sagt Marie-Christin Piotrowski. Die Hälfte der Lehrveranstaltungen absolvieren sie in Italien. Für die italienischen Teilnehmer gilt ein ähnliches System. Alle Beteiligten müssen die Sprache des Gastlandes gut beherrschen. Sonst können sie den Vorlesungen nicht folgen. Für deutsche Studierende ist mindestens B2 des Europäischen Referenzrahmens für Sprachen vorgeschrieben – oberes Mittelstufenniveau. In den letzten Jahren hat sich die Teilnehmerzahl in beiden Ländern bei je fünf oder sechs pro Jahr eingependelt. »Das ist in etwa die Zahl der Stipendien, die jeweils ausgeschrieben werden. Die Platzvergabe entscheiden wir danach, wie gut das Bachelorzeugnis oder wie überzeugend das Motivationsschreiben ist«, erläutert die Fakultätsbeauftragte.
Die Abbrecherquote ist bei dem SLKDoppelmaster gering. Das heißt aber nicht, dass der bilinguale Studiengang ein Spaziergang ist. Die meisten Studierenden brauchen eine gewisse Zeit, bevor sie mit dem italienischen Hochschulsystem und der italienischen Mentalität vertraut sind. »Doch die zwei vollwertigen Abschlüsse zu erwerben lohnt sich: Es bringt Lebenserfahrung, Sprachkenntnisse, soziale Kompetenz, fachlichen Zugewinn und Vorteile auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitgeber im In- und Ausland schätzen die interkulturellen Fähigkeiten. Man kann sich außerdem für Arbeitsstellen im jeweils anderen Land bewerben, ohne seinen Abschluss aufwändig anerkennen lassen zu müssen«, lobt Marie-Christin Piotrowski. Federico Andriolli, Absolvent des Doppel-Master-Programms im Master Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften und in Filologia e Critica Letteraria, berichtet von positiver Rückmeldung seines Arbeitgebers:
»Das Doppel-Master-Programm wird in meiner heutigen Arbeit anerkannt und geschätzt.«
Autorin: Beate Diederichs
Dresdner Universitätsjournals, 28. Jahrgang, Ausgabe 4|2017, Seite 4