Auch der Sprachunterricht musste sich in den vergangenen Jahren den Herausforderungen der digitalen Lehre stellen. Die Explosion der Materialiendatenbanken vieler Online-Autorenwerkzeuge zeigt, dass viele Lehrkräfte extrem schnell für sie geeignete Werkzeuge gefunden und digitale Lernmaterialien entwickelt haben. Bei der Rückkehr zur Präsenz stellt sich die Frage, wie man diese Materialien sinnvoll in die reguläre Lehre integriert und Konzepte entwickelt, die auch in den hybriden Settings der kommenden Jahre tragfähig sind.

Lehrer:innenteams des Lehrzentrums Sprachen und Kulturen (LSK) der TU Dresden und des Sprachenzentrums der TU Liberec suchten im Projekt CroBoLearn nach Antworten und entwickelten kooperative, projektorientierte Lernszenarien, die die „lernende Gemeinschaft“ (Community of Inquiry) in den Mittelpunkt stellen. Entstanden sind Konzepte für virtuelle Austauschprojekte und Lerneinheiten nach dem Modell des Flipped Classroom.

Das tschechisch-deutsche Projekt startete mit einer intensiven Online-Schulungsphase im April 2021. Lehrkräfte auf beiden Seiten tauschten sich zu Best-Practice Beispielen und erprobten Online-Werkzeugen aus. Schließlich wurden Konzepte für den Virtual Exchange sowie den Flipped Classroom entwickelt und im WiSe21/22 und SoSe2022 an beiden Einrichtungen pilotiert und evaluiert.

Die Ergebnisse

In 6 konkreten virtuellen Austauschen erprobten Studierende aus dem Länderdreieck die Zusammenarbeit in internationalen Projekten, wie z. B. der Erstellung eines multimedialen Campusguides, der Durchführung und Auswertung einer Studierendenbefragung oder der Untersuchung von kulturellen Unterschieden im Bewerbungsprozess. Neben der Sprachkompetenz wurden hierbei vor allem mediatorische, interkulturelle und aufgabenplanerische Fähigkeiten gefördert.

Eine zweite Gruppe von Lehrkräften modellierte Lehrszenarien für den Flipped Classroom. Entstanden sind Lehreinheiten für die englische, tschechische und deutsche Sprache, digital begleitet durch ein interaktives Angebot für das Selbststudium. Für letztere nutzten die Kolleg:innen ein breites Spektrum an Werkzeugen zur Gestaltung von feedbackgestützten interaktiven Aktivitäten, (z. B. h5p, Quizizz, Learningapps, PDF-Annotation) sowie zur Modellierung von unterrichtsbegleitenden, kollaborativen Aktivitäten (z. B. Mindmeister, Flipgrid, Padlet, Jamboard).

Ganz im Sinne der Community of Inquiry beschritten die Projektteilnehmer:innen bei der Konzeption selbst auch neue Wege, in dem sie mit kollaborativen Planungs- und Designwerkzeugen wie Myscripting gemeinsam Lehrskripte erarbeiteten.

Die Skripte, wie auch die begleitenden digitalen Aktivitäten sind in Form von digitalen Bausteinen auf den Lernplattformen beider Einrichtungen für alle Sprachlehrkräfte zugänglich. Die Bausteine sind didaktisch annotiert, mit Durchführungsempfehlungen für Kolleg:innen versehen und können von der Lehrkraft in ihren Zielkurs importiert und dort adaptiert werden.

Die Abschlusstagung vom 9. – 10. Juni 2022 in Liberec stand schließlich ganz im Zeichen der Evaluation und Verstetigung. Dr. Małgorzata Kurek beleuchtete in ihrem Vortrag den Kompetenzgewinn der Lehrenden durch Lernerzentrierung und Virtual Exchange. In der Präsentation des IMPRESS-Projektes (Dr. Yi Li) und der anschließenden Diskussion lag der Schwerpunkt auf den Möglichkeiten, (virtuellen) Austausch zu fördern und curricular zu integrieren.

Auch wenn das Projekt im August 2022 offiziell endet, so sind doch Lehr- und Lernpartnerschaften entstanden, die andauern und eine Fortführung der Austauschprojekte versprechen. Am 20.07.2022 sowie in der letzten Septemberwoche 2022 finden am LSK Workshops für Sprachlehrkräfte statt, um Möglichkeiten der Integration der Szenarien in die eigenen Kurse aufzuzeigen.

Mehr über das Projekt: https://tu-dresden.de/gsw/slk/lsk/msz/projekte/crobolearn und  https://crobolearn.tul.cz/de/

Kontakt:

Karin Schöne (Koordination)
Antje Neuhoff (Projektleitung)
Lehrzentrum Sprachen und Kulturen, Mediendidaktik
Tel.:  +49 351 463-32669
E-Mail: