20.06.2017
Diskussion zu digitalen Medien und Bürgerbeteiligung beim Tag des offenen Rathauses
Der Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften der TU Dresden wirkte beim diesjährigen Tag des offenen Rathauses am 10. Juni mit. Gemeinsam mit Wissenschaftler*innen sowie Vertreter*innen aus Politik und Medien wurde zum Thema „Demokratie 4.0 – Chance oder Risiko?“ über Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene diskutiert sowie die Rolle der digitalen Medien in diesem Bereich. Moderiert wurde die Veranstaltung von Gunda Röstel, der Vorsitzenden des Hochschulrats der TU Dresden.
In Impulsvorträgen stellten zwei Wissenschaftler der TU Dresden Forschungsergebnisse ihrer Institute zum Thema vor. So beschäftigt sich Prof. Dr. Thomas Köhler vom Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken damit, wie Wissenschaftler soziale Medien nutzen. Dabei steht im Fokus, welche Werkzeuge notwendig sind, um soziale Medien stärker in den Forschungskontext einzubeziehen. Er machte zudem auf einen aktuellen Call for Papers aufmerksam: Für die GeNeMe Konferenz 2017 können noch bis zum 30. Juni 2017 Beiträge zu digitalen Transformationsprozessen eingereicht werden. Anschließend stellte Prof. Dr. Lutz Hagen vom Institut für Kommunikationswissenschaften Befunde zum Zusammenhang zwischen digitalen Medien und Bürgerbeteiligung vor. Dabei betonte er, dass der Umgang mit digitalen Medien eine wichtige Kompetenz sei, die bereits in der Schule erlernt werden sollte. Für problematisch hält er zudem den zunehmenden Vertrauensverlust in die Medien sowie die kontinuierlichen Kürzungen in Redaktionen. Dirk Birgel, Chefredakteur der Dresden Neuesten Nachrichten, erweiterte die Wissenschaftsperspektiven noch um Ansichten aus den Medien. Er stellte fest, dass das die sozialen Medien zum einen eine Wohltat für die Demokratie seien, da sie die Gegenöffentlichkeit sichtbar mache. Zum anderen werde dadurch allerdings auch das Auftreten von „alternativen Fakten“ begünstigt.
In der anschließenden Publikumsdiskussion waren zusätzlich die Stadträtinnen Anke Wagner (CDU) und Kerstin Harzendorf (Bündnis 90/Die Grünen) beteiligt. Deutlich wurde dabei, dass Bürgerbeteiligung auch Grenzen hat. Einig waren sich alle, dass Bürger*innen vor allem durch mehr Informationen stärker in kommunalpolitische Vorgänge einbezogen werden sollten. Kerstin Harzendorf machte sich zudem für mehr informelle Formen der Bürgerbeteiligung stark. An ihre Grenzen stoße Bürgerbeteiligung hingegen, wenn die Themen sehr komplex seien. So kritisierte Dirk Birgel, dass die Dresdner*innen im Jahr 2012 über die Rechtsform von Krankenhäusern abstimmen durften. Gelobt wurden verschiedene Formate der Stadt Dresden zum Thema Bürgerbeteiligung, wie etwa die e-Petitionen oder der Themenstadtplan. Zum Abschluss sprachen sich alle noch einmal für den Ausbau geeigneter Formen der Bürgerbeteiligung aus.