Dec 12, 2022
Dr. Věra Soukupová ist neue Humboldt-Stipendiatin am Institut für Geschichte
Seit November ist Dr. Věra Soukupová, Mitarbeiterin am Institut für tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften in Prag, an der Professur für Mittelalterliche Geschichte von Prof. Uwe Israel zu Gast. Ermöglicht wird ihr der achtmonatige Aufenthalt durch ein Humboldt-Forschungsstipendium, mit dem die Alexander von Humboldt‐Stiftung überdurchschnittlich qualifizierte Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt fördert und bei der internationalen Vernetzung unterstützt.
Nach dem Studium der Geschichte und französischen Philologie in Olomouc hat Dr. Věra Soukupová die Möglichkeit genutzt, das Promotionsstudium en cotutelle an der Karlsuniversität in Prag und der Sorbonne-Université in Paris zu absolvieren. Ihre Dissertation zu den Chroniken von Jean Froissart wurde 2021 veröffentlicht. Nach der Elternzeit trat sie 2020 als Mitarbeiterin am Institut für tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften in Prag ein. Über mehrere Jahre hat sie außerdem in einem Programm für auswärtige, vor allem amerikanische Studierende in Prag unterrichtet. Im Steckbrief stellt sie sich und ihre Forschung vor:
Name: Dr. Věra Soukupová
Position: Post-doc (Humboldt-Stipendiatin)
Institut: Institut für Geschichte
Fakultät: Philosophische Fakultät
Dauer des Aufenthalts an der TUD (von-bis): 1. 11. 2022 – 30. 6. 2023
Wo liegen Ihre Forschungsschwerpunkte und Forschungsinteressen?
In meinem Dissertationsprojekt habe ich mich mit spätmittelalterlicher Geschichtsschreibung beschäftigt, insbesondere im Zusammenhang mit dem Hundertjährigen Krieg. Ich interessiere mich auch für Gender History, vor allem in Bezug auf literarische und chronistische Darstellungen. In den letzten Jahren habe ich mich auf die religiöse Literatur des Mittelalters und ihre Rezeption im Königreich Böhmen konzentriert.
Was war Ihr interessantestes bzw. spannendstes Forschungsprojekt?
Alle Forschungsprojekte finde ich spannend, da sie immer eine neue Herausforderung vorstellen. Eine spannende Erfahrung war die kommentierte tschechische Übersetzung des „Buchs von der Stadt der Frauen“ von Christine de Pizan, einer mittelalterlichen Autorin aus dem 14./15. Jahrhundert. Das Werk stellt wichtige Themen dar, die die Natur der Frauen betreffen, und stellt fest, dass ihr Leben oft durch soziale Konventionen negativ geprägt wird.
An welchem Projekt arbeiten Sie aktuell, bzw. werden Sie an der TU Dresden arbeiten?
Zur Zeit arbeite ich an einem Projekt, das an meine Forschung zur Personifikationen in der (meistens alttschechischen) mittelalterlichen Literatur anknüpft. Es geht um argumentative und literarische Strategien im Text von Ctibor Tovačovský von Cimburk, einem mährischen Adeligen, der den utraquistischen König Georg von Poděbrady unterstützte und versuchte es, eine funktionelle Lösung für multikonfessionelle Gesellschaft im Königreich Böhmen vorzuschalgen.
Was bedeutet Ihnen den Humboldt-Forschungsstipendium?
Das Stipendium gibt mir die Möglichkeit, mich mit Kollegen in Deutschland über meine Forschung auszutuschen. Außerdem kann ich einen Einblick in die deutsche akademische Kultur gewinnen und andere Wissenschaftler treffen. Die Arbeit in den Geisteswissenschaften ist oft etwas einsam, aber finde es äußerst wichtig, ein Netzwerk von Kontakten aufzubauen.
Warum haben Sie sich für die TU Dresden als Ort für Ihre Forschung entschieden?
Die Kollegen an der TU arbeiten im Rahmen des Projekts über Invektivität an ähnlichen Themen wie ich und können mir deshalb neue methodologische Impulse geben.
Was darf auf Ihrem Schreibtisch auf keinen Fall fehlen?
Ich bin ganz flexibel und daran gewöhnt, dass ich fast überall arbeiten kann, solange ich meinen Computer mit habe. Ich bin auf kein bestimmtes Objekt fixiert.
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
Ich lerne Deutsch durch die Übersetzung von Harry Potter. Diese Strategie hat schon gut geklappt, als ich Französisch gelernt habe. Im wissenschaftlichen Bereich habe ich letztens ein faszinierendes Buch über die Sammlung der Marienwunder von Gauthier de Coincy aus 13. Jahrhundert gelesen. Aus der Belletristik war es eine Trilogie von der tschechischen Autorin Anna Bolavá, die sich für zerbrechliche und psychisch gestörte Personen interessiert und anhand ihrer eigenen Erfahrungen sowie fantastischer Motive soziale Spannungen in einer Kleinstadt analysiert.
Weitere Infos über Sie gibt es auf:
https://ucl.cas.cz/pracovnik/soukupova/