05.12.2024
Eröffnung der Ausstellung „Cottbus hört zu, Cottbus erzählt"
Um (Lebens-)Geschichten von Menschen mit Migrationsgeschichte in Ostdeutschland geht es in der neuen Ausstellung „Cottbus hört zu, Cottbus erzählt“, die am 7. Dezember 2024 in Cottbus eröffnet.
Wie sprechen wir über Migration in Vergangenheit und Gegenwart? Wer ist Teil dieses „Wirs“? Wessen Erzählungen werden gehört? Wie lassen sich Mitspracherecht und Teilhabe gestalten und vergrößern?
Die Ausstellung, die im Rahmen des an der TU Dresden durchgeführten Citizen Science-Projekts „Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen“ (MigOst) gemeinsam mit dem Geflüchtetennetzwerk Cottbus und dem Stadtmuseum Cottbus entwickelt wurde, nähert sich diesen Fragen im Hinblick auf die jüngere Geschichte Ostdeutschlands, insbesondere die der Stadt Cottbus.
Migration in Ostdeutschland
Obwohl auch die ostdeutsche Gesellschaft eine von Migration geprägte Geschichte und Gegenwart hat, gehen die Stimmen von migrantischen Zeitzeug:innen in Erzählungen über die Vergangenheit oft unter.
Dabei sind sie Teil einer gemeinsam geteilten Geschichte, machen (andere) Lebensrealitäten sichtbar und sollten in aktuellen Diskussion über „die ostdeutsche Gesellschaft“ Gehör finden und in diese einbezogen werden.
Die Ausstellung will migrantischen Stimmen Raum geben. So förderten Arbeitskräfte aus Vietnam, Polen oder Mosambik zu DDR-Zeiten Kohle in der Lausitz oder fertigten Textilien im Textilkombinat Cottbus an. Menschen kamen für eine Ausbildung oder einen der raren Studienplätze nach Cottbus, andere als politische Emigrant:innen. Ab den 1990er Jahren folgten Spätaussiedler:innen, sogenannte Kontingentflüchtlinge und Kriegsgeflüchtete aus dem ehemaligen Jugoslawien, später aus Syrien, Afghanistan, heute aus der Ukraine. Andere, die z. B. als Kinder binationaler Paare in Ostdeutschland geboren wurden, machten und machen Erfahrungen des Andersseins, obwohl sie selbst keine Migration erlebten.
Partizipative Ausstellungsentwicklung
Während der Ausstellungsentwicklung wurden migrantische Zeitzeug:innen aus Cottbus ermutigt, ihre eigene Migrationsgeschichte zu reflektieren und zu teilen, an gemeinsamen Erzählungen zu arbeiten und diese weiterzuvermitteln. Die Dauerausstellung des Stadtmuseums wurde aktiv in diese Auseinandersetzung einbezogen, indem sie auf ihre migrationsgeschichtlichen Bezüge, aber auch Lücken untersucht wurde.
Entstanden ist eine Ausstellung, die einerseits migrationsgeschichtliche Bezüge in der Dauerausstellung sichtbar macht, andererseits die Lebensgeschichten migrantischer Zeitzeug:innen über Erinnerungsobjekte erzählt. Eine die Ausstellung flankierende Broschüre gibt Einblick in die jüngste Migrationsgeschichte der Stadt Cottbus und verknüpft diese ebenfalls mit den Lebensgeschichten der Zeitzeug:innen.
Die Ausstellung lädt ein, neue Perspektiven auf Cottbus in Vergangenheit und Gegenwart zu werfen und Menschen kennenzulernen, die Cottbus zu ihrem neuen Lebensmittelpunkt machten und machen. Sie ist zudem als mobile Ausstellung konzipiert, die später in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen gezeigt werden kann.
Die Umsetzung der Ausstellung konnte durch Mittel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Freistaat Sachsen im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern finanziert werden.
Kontakt:
Dr. Karoline Oehme-Jüngling
Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften, TU Dresden
Robert Büschel
Stadtmuseum Cottbus
Link zur Ausstellung: https://www.stadtmuseum-cottbus.de/eventsleser/ausstellungseroeffnung-283.html
Mehr zu MigOst: https://www.damost.de/projekte/beendete-projekte/migost/