Jun 07, 2019
GSW Lightning Talks zur Langen Nacht der Wissenschaften
Zur Langen Nacht der Wissenschaften am 14. Juni 2019 findet ab 18:30 Uhr in den Räumen der Kustodie die dritte Auflage der GSW Lightning Talks statt. Die Lightning Talks sind als Ideenplattform gedacht, in deren lockerem Rahmen Forschende in kurzen Vorträgen über ihre aktuellen Themen referieren und im Anschluss mit dem Publikum ins Gespräch kommen. Das Ziel ist es, die verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen zusammenzubringen, Austausch zu ermöglichen und Ideen für neue, fachübergreifende Projekte zu generieren.
Wir haben die vier Vortragenden gebeten, ihre Projekte kurz vorzustellen und uns zu erzählen, wie sie ihr jeweiliges Forschungsthema gefunden haben.
Kirsten Vincenz, Direktorin der Kustodie der TU Dresden
Thema: Die Art Science Labs der Kustodie der TU Dresden. Dialogforen für Wissenschaft und Kunst
Die Kustodie der TU Dresden ist als Zentrale Einrichtung für den Erhalt der 40 universitären Forschungs- und Lehrsammlungen zuständig und betreut den umfangreichen Kunstbesitz der TU Dresden. In der Altana Galerie im Görges-Bau zeigt die Kustodie Ausstellungen zeitgenössischer Kunst im Kontext von Forschung und Gesellschaft. Sie fungiert dabei auch als Dialogforum- innerhalb unserer ART SCIENCE LABS können verschiedenste künstlerische und wissenschaftliche Positionen mit einem interessierten Publikum ausgetauscht werden.
Das aktuelle Projekt »DEAR HUMANS, ...« ist ein langfristig angelegtes Diskurs- und Ausstellungsprojekt zum Themenfeld 'MENSCH 4.0'. In transdisziplinären Forschungskooperationen zwischen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen zu #Mensch #Maschine #Zukunft #Interaktion werden Vorstellungen unserer Zukunft analysiert und erforscht. Im Austausch zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Forschung formulieren wir seit Herbst 2018 gemeinsame Fragen und Herausforderungen: Wie wollen wir in naher Zukunft leben? Wie verändern Algorithmen, Bots und Big Data unsere Gesellschaft, unsere Arbeit und unser Privatleben und welchen Anteil haben wir an diesen Veränderungen? Wie – und wenn überhaupt – sieht uns KI und was würde sie uns raten? (Text: Kirsten Vincenz)
Johannes Schütz, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Neuere und Neueste Geschichte im Institut für Geschichte
Thema: Im Bann der Heimat - Wie Vorstellungen, Praktiken und Gefühle Gemeinschaftskonstruktionen in Sachsen zwischen 1969 und 2000 strukturierten
Heimat ist erneut zu einem Sehnsuchtsort geworden, der in politischen Auseinandersetzungen und (populär)kulturellen Diskursen beschrieben, beschworen und befestigt wird. Aber vielleicht war die Bedeutung von Heimat als zentraler Legitimationsressource für Gemeinschaftskonstruktionen auch nie weg? Hier setzt mein Vortrag ein. In einem kurzen Abriss werde ich zeigen, dass im 20. Jahrhundert Gemeinschaft zentral unter dem Begriff Heimat organisiert wurde. Das hat auch die politische Führung in der DDR erkannt und das Konzept einer sozialistischen Heimat ubiquitär propagiert. Aber wie haben sich die Menschen zu dieser Besetzung der Heimat verhalten? Anhand von ausgewählten Akteuren, die in Sachsen zwischen 1969 und 2000 die unterschiedlichsten Heimataktivitäten betrieben, analysiere ich Vorstellungen, Praktiken und Gefühle, die auf Heimat gerichtet waren.
Ziel des vorgestellten Projektes ist es, empirisch zu untersuchen, ob die Heimat tatsächlich das Gravitationszentrum von Gemeinschaftsvorstellungen und Vergemeinschaftungs-praktiken in der DDR ebenso wie in der Transformationsgesellschaft bildete. Inwiefern also die zahllosen Ideen und Bilder, Konzepte und Vorstellungen von der Heimat für die Menschen in Sachsen zwischen 1969 und 2000 tatsächlich handlungsleitend waren, über welche Praktiken Gemeinschaft hergestellt und stabilisiert wurde und welchen Anteil Gefühle daran hatten. (Text: Johannes Schütz)
Solvejg Nitzke, Open Topic Postdoc an der Professur für Medienwissenschaft und Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Thema: Grüne Germanistik? Von eigensinnigen Pflanzen und neuen Perspektiven auf die Literatur
Es gibt so viele Gedichte über Blumen und Goethe-Worte über Ginkgos, dass es auf den ersten Blick vielleicht gar nicht auffällt, wenn Literaturwissenschaftler*innen sich mit Pflanzen beschäftigen. Natur und Dichtung scheinen mehr denn je zusammen zu gehören, warum also nicht ein paar Untersuchungen zum Grünen in Texten. Aber müssen es gleich „Plant Studies“ sein? Ist das nicht etwas für die Botanik?
Mitnichten, denn neben dem Sammeln, Ordnen und Kategorisieren, der molekularbiologischen Auskundschaftung, pharmazeutischen und agrarwissenschaftlichen Nutzung von Pflanzen und ihrer ökologischen Netzwerke braucht die Gegenwart eine kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung, die die Beziehung von Menschen und Pflanzen neu in den Blick nimmt. Literatur aus Pflanzensicht zu lesen – und nicht nur nach vegetabilen Motiven zu suchen – hält also Entdeckungen bereit, die die Germanistik (und die Geisteswissenschaften insgesamt) in ein grünes Licht rücken können. Denn wer verstehen will, wie „wir“ die Umwelt gestalten, muss die Pflanzen befragen können, die „uns“ das erst möglich machen. (Text: Dr. Solvejg Nitzke)
Marlene Rummel, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Professur für Germanistische Linguistik und Sprachgeschichte
Thema: Wenn der kleine Hunger kommt – dann was? Wie wir Sprache und Welt verknüpfen
Konnektoren (Satzverknüpfer) sind als Bindeglieder zwischen Aussagen grundlegend für jede sprachliche Kommunikation. Wie die einzelnen Konnektoren eingesetzt werden können – ob sie etwa vorangestellt werden dürfen oder welche Verbstellung sie fordern – ist bereits gut erforscht. In meinem Projekt untersuche ich, welche Funktionen diese syntaktischen 'Fähigkeiten' konkret erfüllen. Bedeutet ein vorangestelltes weil etwas anderes als ein nachgestelltes? Und verhält es sich bei da genauso? Was passiert, wenn auf ein wenn kein dann folgt und weshalb können Konnektoren mitunter ganz ohne einen zweiten Satz auskommen?
Auf das Thema bin ich durch meine Zeit im Greifswalder DFG-Projekt "Muster in der Sprache der Ingenieurwissenschaften" gestoßen. Dort geht es darum, deutschlernende Studierende besser auf die sprachliche Realität in ihrem Fachgebiet vorzubereiten. Für mein Dissertationsprojekt möchte ich allerdings einen möglichst breiten Blick auf den Sprachgebrauch werfen, um funktionale Unterschiede in verschiedenen Kontexten herauszuarbeiten. (Text: Marlene Rummel)