Dec 22, 2016
Hattrick bringt 2,5 Millionen Euro für Startups aus der Forschung
Ein Hattrick gelang dresden|exists bei der aktuellen Auswahlrunde im Förderprogramm EXIST-Forschungstransfer: Mehr als 70 Startup-Teams aus Forschungseinrichtungen hatten sich mit ihrer Geschäftsidee um diese Finanzierung des Bundeswirtschaftsministeriums beworben. Mitte November fielen die Entscheidungen in den Expertenjurys.
»Ich freue mich sehr für unsere Gründer, dass uns diesmal der Hattrick gelungen ist«, sagte Frank Pankotsch, Geschäftsführer von dresden|exists. »Alle drei Teams der TU Dresden, die ein positives Experten-Gutachten erhalten hatten und zur Jury eingeladen wurden, konnten überzeugen und die Förderzusage erhalten.« Die drei Teams zeigen die ganze Breite der Gründungsideen an der TU Dresden: BioPep schützt mit einem Ergänzungsfuttermittel Haustiere vor den Folgen von Bluthochdruck, senorics hilft Landwirten mit einem Sensorsystem bei Entscheidungen rund um Ernte und Fütterung und Redivia nutzt modernste Softwarealgorithmen, um für medizinische Wirkstoffe neue Anwendungsoptionen zu finden. Für die Teams stehen jetzt Dank EXIST-Forschungstransfer mehr als 2,5 Mio. Euro für die Umsetzung ihrer Geschäftsideen bereit. In den kommenden zwei Jahren werden sie dazu weiterhin vom Startup-Service dresden|exists beraten, um aus ihrer Geschäftsidee auch ein erfolgreiches Unternehmen zu machen. Seit 2008 hat dresden|exists bereits für 20 solcher Vorhaben eine Förderung eingeworben, aus denen bisher elf Unternehmen entstanden sind. Alle drei Startup-Teams belegen, dass Gründungen ein erfolgversprechender Weg sind, exzellente Ergebnisse in die Praxis zu überführen.
Hinter dem Konzept von BioPep stehen langjährige Forschungsarbeiten am Institut für Lebensmittelchemie von Prof. Thomas Henle. Mit ihnen wurde nachgewiesen, dass auch natürliche Stoffe einen Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem besitzen. Spezielle, in Milchproteinen enthaltene Eiweißsequenzen, sog. Peptide, haben eine blutdruckregulierende und Blutgefäße schützende Wirkung. Das Team um Projektleiterin Diana Hagemann hat ein Verfahren entwickelt, wie diese Peptide aus einem Abfallprodukt in der Milchproduktion, der Molke, gewonnen werden können. Umgewandelt in ein einfach zu handhabendes Pulver, soll daraus ein Futtermittel entstehen, mit dem Hunde und Katzen vor altersbedingten Krankheiten besser geschützt werden können.
Das Team senorics ist bei diesem Transfer Wiederholungstäter in mehrfacher Hinsicht. Projektleiter Ronny Timmreck hat bereits vor mehr als zehn Jahren sein erstes Unternehmen gegründet. Für Prof. Karl Leo, aus dessen Institut für Angewandte Photophysik (IAPP) die technologischen Grundlagen stammen, ist es die konsequente Fortführung des mit Ausgründungen wie novaled oder heliatek eingeschlagenen Erfolgsweges. Mit sensorics soll nun wieder auf Basis organischer Halbleitermaterialien die Messtechnik der sog. Nahinfrarot-Spektroskopie so verkleinert und um mehr als den Faktor zehn billiger werden, dass sie nicht mehr spezialisierten Anwendern vorbehalten bleibt, sondern breit in Bereichen wie Landwirtschaft, Medizin oder Lebensmittelüberwachung Einzug hält.
Das Konzept von redivia verbindet die Welten aus computer science und life science, um Kosten in der Entwicklung medizinischer Wirkstoffe zu sparen. In einer softwarebasierten Discovery Engine hat redivia neuartige Strukturanalyseverfahren implementiert und mit riesigen Datenbeständen zu bisherigen Wirkstoffen und Wirkstoffzielen kombiniert. Damit kann redivia ohne zeitaufwändige Laborversuche Vorhersagen machen, für welche neuen Indikationen bereits bekannte Substanzen nutzbar wären. Dass dieses in der Arbeitsgruppe für Bioinformatik von Prof. Michael Schroeder am BIOTEC entwickelte Vorgehen funktioniert, konnte bereits an Wirkstoffen zur Hemmung der Resistenzbildung in der Chemotherapie gezeigt werden.
Autor: Frank Pankotsch, Dresdner Universitätsjournal, 27. Jahrgang | Nr. 20 vom 13. Dezember 2016