Jun 16, 2021
Lebenslanges Lernen schwingt überall mit
Alina Praun beschäftigt sich in ihrer Masterarbeit an der TUD mit der Erwachsenenpädagogik
Seit rund zehn Jahren kombiniert der Masterstudiengang »Weiterbildungsforschung und Organisationsentwicklung « an der TU Dresden zwei Aspekte: die Weiterbildungsforschung als erziehungswissenschaftlichen Schwerpunkt mit der Organisationsentwicklung, die den Wirtschaftswissenschaften entstammt. »Im Begriff der Weiterbildung ist gewissermaßen der Begriff des Lebenslangen Lernens enthalten: Sie hilft Menschen, sich nach Ausbildung und Studium weiter zu qualifizieren, beispielsweise, um beschäftigungsfähig zu bleiben«, sagt die Studentin Alina Praun, die gerade ihre Masterarbeit in diesem Studiengang schreibt.
Als Alina Praun vor rund drei Jahren nach einem Masterstudiengang suchte, der sie interessieren könnte, wurde sie auf der Homepage der TU Dresden fündig: »Damals studierte ich in Regensburg Erziehungswissenschaft im Bachelor. Der Fokus war auf empirische Aspekte gerichtet. Ich entschied mich für den Master in Weiterbildungsforschung und Organisationsentwicklung, weil ich vor allem den Bereich Erwachsenenbildung vertiefter studieren wollte«, berichtet die Studentin, die heute 23 ist. Auch die Kombination von pädagogischen Themen in der Weiterbildungsforschung mit wirtschaftswissenschaftlichen Problemstellungen in der Organisationsentwicklung sprach sie an. Mittlerweile ist Alina im fünften Semester und schreibt ihre Masterarbeit. Außerdem fungiert sie als studentisches Mitglied im Prüfungsausschuss ihres Faches. Sie erhofft sich gute Berufsaussichten nach dem Abschluss, denn sie weiß: Der Studiengang, den es seit 2010/11 gibt, wurde nach einer deutschlandweiten Bedarfsanalyse unter Unternehmen gezielt nach deren Bedürfnissen entwickelt. Er gehört zum Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktik. Die Professorin für Erwachsenenbildung mit dem Schwerpunkt berufliche Weiterbildung und komparative Bildungsforschung, Sandra Bohlinger, koordiniert ihn.
Alina Praun beschreibt anhand der Lehrveranstaltungen, die sie besucht hat, wie breit und praxisnah der Studiengang angelegt ist: »Auf pädagogischer Seite habe ich zum Beispiel ein Tutorium zur Grundlagenvorlesung der Berufsund Erwachsenenpädagogik angeboten. Hier rollt man das deutsche Bildungssystem unter verschiedenen Fragestellungen auf, untersucht die allgemeine Situation, die rechtlichen Grundlagen, die Vorzüge, wie unter anderem das Duale System, das dafür sorgt, dass wir EU-weit die geringste Jugendarbeitslosigkeit haben. « Auf wirtschaftswissenschaftlicher Seite nennt die Studentin Lehrveranstaltungen, die sich mit Kosten-Leistungsrechnung und Controlling beschäftigen, die sich auch auf die Wirtschaftlichkeitsbewertung von Bildungsangeboten übertragen lassen. Im Bildungsmanagement lernten die Studierenden durch praktische Beispiele wie man innerhalb von Bildungsorganisationen plant, gestaltet und konkrete Schulungen ausarbeitet. Jetzt, am Ende des Studiums, fühlt sich Alina Praun so vielseitig ausgebildet, dass sie sich vorstellen könnte, in der Bildungsplanung, im Bildungsmanagement, im Personalmanagement, der Personalentwicklung, dem E-Learning, der Forschung, der Beratung oder dem Coaching zu arbeiten. »Ich habe parallel zum Studium einige Nebenjobs gehabt und gemerkt, dass ich fachlich breit aufgestellt bin. Besonders bei der Personalund Organisationsentwicklung konnte ich auf gute Grundlagen aus dem Studium zurückgreifen.« Absolventinnen und Absolventen der vergangenen Jahre – so kann man es auf der Homepage des Studiengangs nachlesen – sind nun unter anderem bei einem Start-up im Automobilsektor, bei der DEKRA SE im E-Learning oder in der Personalentwicklung einer Bank tätig.
»Lebenslanges Lernen« ist nicht nur der Name eines Seminars innerhalb des Studiengangs, sondern gewissermaßen auch Programm dabei. »Das Thema ist ja durch den Weiterbildungsaspekt schon im Titel des Studiengangs enthalten und schwingt eigentlich überhaupt immer mit«, sagt Alina Praun. »Weiterbildung soll ja Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ermöglichen, sich weiter zu qualifizieren, um beschäftigungsfähig zu bleiben.« EU-Bildungspolitik ist ein Thema, das die Studentin sehr interessiert und welches beim Lebenslangen Lernen auch eine Rolle spielt: Die Europäische Gemeinschaft fördert in verschiedenen Aktionsprogrammen Lebenslanges Lernen. »Dieses lässt sich mit den Begriffen, die die EU benutzt, unter anderem in formelles, wie zum Beispiel eine Meisterausbildung, und informelles Lernen gliedern.« Informelles Lernen bezeichnet dabei einen Lernfortschritt, der sozusagen »nebenbei« entsteht, zum Beispiel, wenn man durch eigene Erfahrungen wirkungsvolle Strategien zur Problemlösung entwickelt. Die Ergebnisse formellen Lernens lassen sich zum Beispiel durch Zeugnisse nachweisen. »Beim informellen Lernen ist das nicht so einfach, die Fortschritte sichtbar zu machen. Daher forscht man unter anderem an der Hochschule dazu, wie man Kompetenzen erfassen und anerkennen kann, wo dies mittels einer Qualifikation oder eines Zeugnisses nicht möglich ist«, fasst Alina Praun zusammen. Sie selbst könnte sich unter all den Beschäftigungsfeldern, die sie genannt hat, gut vorstellen, die Forschung zu wählen.
B. D.
Weitere informationen unter: www.tu-dresden.de/ew/wbf-oe
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 11/2021 vom 15. Juni 2021 erschienen. Die komplette Ausgabe ist im Online-Auftritt des UJ unter https://tu-dresden.de/uj oder hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei bestellt werden.