18.11.2024
Lernprozessbegleitung an Versuchs- und Universitätsschulen - Auftakt BMBF-Verbundprojekt QualiPro bei der VUVS-Verbundtagung
„Bei so vielen Kindern in meiner Klasse kann ich unmöglich für alle spezifische Angebote machen.“ So, oder so ähnlich lauten zuweilen die verzweifelten Aussagen von Schulleitungen und Lehrkräften im Umgang mit einer heterogenen Schüler:innenschaft. Solche gut nachvollziehbaren Überforderungen verweisen auf ein Entwicklungsdefizit des Schulsystems in Deutschland. Denn menschenrechtlich verbürgt durch die UN-Behindertenrechtskonvention müssten sich Schulen in einem inklusiven Schulsystem der Heterogenität der Schülerschaft anpassen – und nicht die Schüler:innen einer homogenisierenden Schule.
Nach fast zwanzig Jahren unzureichender Implementierung der UN-Behindertenrechtskonvention ist allerdings auch klar, dass diese Forderung nicht leicht einzulösen ist. Es bedürfte systemisch verankerter Verfahren der Lernprozessbegleitung für eine individuelle Förderung jedes einzelnen Schülers und jeder einzelnen Schülerin. Wie können diese in Schule implementiert und weiterentwickelt werden? Und welche Entwicklungs- und Lernprozesse sind hierfür sowohl auf Seiten der Lehrkräfte als auch der Schüler:innen notwendig? Und wie könnte eine solche Lernprozessbegleitung als Qualitätsentwicklungsinstrument in der Schulentwicklung verankert werden?
Diesen Fragen widmet sich das BMBF-Verbundprojekt „Qualität von Lernprozessbegleitung: Versuchs- und Universitätsschulen als Entwicklungs- und Transferakteur:innen“ (QualiPro; FKZ: 01JQ2410A-D). Koordiniert von Anke Langner, Professorin für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Inklusive Bildung an der Technischen Universität Dresden, forschen und entwickeln in diesem Projekt für die nächsten drei Jahre die Helene Lange Schule in Wiesbaden, begleitet durch die Universität Frankfurt am Main, zusammen mit den Bielefelder Versuchsschulen und ihren Wissenschaftlichen Einrichtungen sowie den Universitätsschulen in Dresden und Köln mit ihren jeweiligen Forschungsstellen.
Im Anschluss an solche Forschungs- und Entwicklungsarbeit wird sich im Rahmen von QualiPro zu guter Letzt die Frage stellen: Wie können derart schulspezifische Implementierungs- und Entwicklungsprofile in differenten Transferkonzepten umgesetzt werden?
Die Tagung des Verbunds der Universitäts- und Versuchsschulen zur Thematik „Lernprozessbegleitung an Versuchs- und Universitätsschulen“ im Jubiläumsjahr 2024 soll sich daher der Frage widmen, inwiefern Versuchs- und Universitätsschulen als Entwicklungs- und Transferakteur:innen im Bereich der Lernprozessbegleitung wirksam werden können.
Das Symposium und das Verbundtreffen sind öffentlich. Um eine Anmeldung wird gebeten. Weitere Informationen stellen wir im Terminkalender des Projekts Universitätsschule Dresden bereit.
Über den Verbund Universitäts- und Versuchsschulen (VUVS)
Der Verbund Universitäts- und Versuchsschulen (VUVS) wurde im Jahr 2020 gegründet. Ausgangspunkt war der – auch international zu verzeichnende – neue bildungspolitischen Trend in Deutschland, eine engere Kooperation von Forschungsinstitutionen, Einrichtungen der Lehrer:innenbildung und der Schulpraxis anzustreben. Ziel des Verbundes ist es, dieser neuen Bewegung ein Forum zu geben, um sowohl auf inhaltlicher sowie prozessbezogener und struktureller Ebene die wissenschaftliche Begleitung von schulischen Reformmaßnahmen diskursiv verfügbar zu machen.
Der Verbund ist als offenes Netzwerk von (bislang) Schulen aus Deutschland und Österreich konzipiert, die ihre Ideen und Erfahrungen teilen. Sowohl Einzelschulen (wiss. begleitete Reformschulen, Versuchsschulen, Universitätsschulen, Laborschulen) als auch forschungsorientierte Schulnetzwerke können Mitglieder des Verbundes werden, um an den Aktivitäten des Verbundes teilzuhaben. Die Universitätsschule Dresden ist VUVS-Gründungsmitglied.
Nähere Informationen erhalten Sie auf der VUVS-Webseite in der online frei verfügbaren Gründungsschrift des Verbundes sowie auf den Seiten der Mitglieder des Verbundes.
Über die Universitätsschule Dresden
Die Universitätsschule Dresden ist ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der Technischen Universität. Sie ist eine öffentliche und kostenfreie Gemeinschaftsschule in städtischer Trägerschaft, an der unter wissenschaftlicher Begleitung innovative Formen des Lehrens und Lernens erprobt werden. Darüber hinaus ist sie Ausbildungsschule für zukünftige Lehrkräfte und künftig auch Weiterbildungsschule für Lehrer:innen. Wissenschaftlich begleitet wird der Schulversuch von der Forschungsstelle ForUS an der TU Dresden.
Informationen zum Forschungsprojekt an der TU Dresden: https://tu-dresden.de/gsw/unischule
Informationen zur Universitätsschule Dresden: http://universitaetsschule.org
Auf verschiedenen Social-Media-Kanälen finden Sie unter @unischuleTUD Einblicke in das Forschungsprojekt und den Schulalltag: Facebook, X, Instagram, YouTube und LinkedIn. Neuigkeiten aus dem Projekt Universitätsschule Dresden gibt es regelmäßig im GSW-Newsletter.