29.01.2019
Manga-Sprechblasen im Original lesen können
Das Ostasienzentrum der TU Dresden bietet neben Chinesisch und Japanisch auch ein Regionalstudium an
Beate Diederichs
Am Ostasienzentrum der TUD können Studenten Chinesisch oder Japanisch lernen, ein Regionalstudium zu Ostasien absolvieren oder einzelne Module davon belegen. »Derzeit sind wir dabei, einen Verbund mit drei Chinazentren an anderen deutschen Universitäten zu bilden und so unsere Kompetenzen zu bündeln«, sagt Leiterin Dr. Birgit Häse.
Geishas, Samurai, das Kirschblütenfest, die Rolle als technologischer Vorreiter der westlichen Welt in den letzten Dekaden des zwanzigsten Jahrhunderts – all das kann man mit Japan assoziieren. Und natürlich Mangas, japanische Comics, die auch hierzulande eine große Fangemeinde haben. »Tatsächlich sagen rund zwei Drittel der Teilnehmer unserer Japanischkurse, dass sie diese Sprache lernen möchten, weil sie sich für Mangas und Animes interessieren und die Sprechblasen im Original lesen wollen«, berichtet Birgit Häse.
Seit das Ostasienzentrum 1998 gegründet wurde, können Studenten der TUD hier Japanisch auf den Stufen A1 und A2 des Europäischen Referenzrahmens für Sprachen lernen, Chinesisch seit Kurzem bis B1. Um alle Manga- Texte zu verstehen oder gar einer Lehrveranstaltung in China oder Japan zu folgen, reicht das noch nicht. Aber es ist ein Anfang und für viele Studenten ein Einstieg in die fernöstliche Welt: Viele der derzeit rund 175 Chinesisch- und rund 275 Japanisch-Lerner pro Semester schreiben sich danach für ein Modul des Regionalstudiums Ostasien oder für das gesamte Regionalstudium ein. »Sie absolvieren es als Begleitstudium, also zusätzlich zu ihren regulären Fächern. Das bedeutet für sie einen beträchtlichen zeitlichen Aufwand, zeigt uns, dass sie wirklich über den Tellerrand schauen wollen, und freut uns natürlich sehr«, sagt die Leiterin des Zentrums. Zwischen 50 und 80 Teilnehmer sind derzeit im Regionalstudium registriert.
Bei Birgit Häse laufen die Fäden des Ostasienzentrums der TUD zusammen. Sie baute es ab 1998 auf, nachdem sie Sinologie, Germanistik und Publizistik studiert, an der FU Berlin zur Literatur von Frauen in China promoviert und mehrere Jahre wissenschaftlich gearbeitet hatte. »Das Ostasienzentrum zu gründen, bildete einen Teil der Internationalisierungsstrategie der TUD und sollte Studenten ermuntern, verstärkt ins fernöstliche Ausland zu gehen«, erläutert Birgit Häse. Das Zentrum gehört zur Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften. Die Sprachlehrer sind Muttersprachler, deren Tätigkeit von TUDIAS verwaltet wird und die Birgit Häse konzeptionell betreut. Die Kurse des Regionalstudiums – zum Beispiel zur Kunstgeschichte in Japan oder der Geschichte Chinas zwischen 1942 und 1989 – werden von deutschen Sinologen oder Japanologen gehalten, die als Honorarkräfte arbeiten. Lehre und Forschung am Zentrum widmen sich Japan und dem, was Birgit Häse »Greater China« nennt: neben der Volksrepublik China Hongkong, Macau, Taiwan und Singapur.
Sinologen und Japanologen bildet das Ostasienzentrum nicht aus: »Obwohl unsere Kurse für alle Studenten der TUD offen und kostenlos sind, richten wir uns vor allem an Studierende der MINT-Fächer und der Wirtschaftswissenschaften «, betont Birgit Häse. Diese will das Zentrum mit seinem Angebot dafür interessieren und befähigen, während des Studiums oder danach im ostasiatischen Raum zu forschen beziehungsweise zu arbeiten. »Jedes Jahr gehen einige Studenten aus unseren Kursen dorthin. Sie profitieren dabei davon, dass wir Partnerschaften zu dortigen Hochschulen haben und sie so zum Beispiel keine Studiengebühren zahlen müssen«, kommentiert die Leiterin. Manche dieser Studenten werden auch nach ihrem Abschluss international tätig sein, das zeigen die Erfahrungen des Zentrums.
Derzeit sind das Ostasienzentrum der TUD und drei China-Zentren deutscher Universitäten dabei, einen Verbund zu gründen, der ihre Kompetenzen bündeln soll. Dabei ist das Center for Cultural Studies on Science and Technology in China an der TU Berlin federführend, einer Hochschule, zu der Birgit Häse umfassende wissenschaftliche Kontakte hat. »Wir planen zum Beispiel, einen gemeinsamen Pool von Lehrkräften zu bilden, damit wir Themen verlässlich anbieten können«, sagt die Sinologin. Es wäre auch wünschenswert, die Summer School in Shanghai, die die TU Berlin unterhält, für die anderen Teilnehmer des Verbunds zu öffnen. Außerdem könnte man für die Studenten der vier Hochschulen zentrale Treffen und Workshops organisieren, wenn sie in China sind. »Ein Fernziel des Verbunds ist es, Doppelabschlüsse an chinesischen und deutschen Hochschulen interkulturell zu begleiten«, kündigt Birgit Häse an. Doch auf dem Weg dahin müsste man die Rahmenbedingungen und die Studienkultur der beiden Länder in vielen Aspekten noch einander näherbringen.
Weitere Informationen: www.tu-dresden.de/gsw/slk/lsk/oaz
Dieser Artikel ist im Dresdner Universitätsjournal 01/2019 vom 15. Januar 2019 erschienen. Die komplette Ausgabe ist hier im pdf-Format kostenlos downloadbar. Das UJ kann als gedruckte Zeitung oder als pdf-Datei bei doreen.liesch@tu-dresden.de bestellt werden. Mehr Informationen unter universitaetsjournal.de.