27.03.2023
Deutschlands erste wissenschaftliche Tagung zur Videoplattform TikTok an der TUD
Am 30. und 31. März 2023 findet an der Professur für Angewandte Linguistik der TU Dresden Deutschlands erste wissenschaftliche Tagung zur Social-Media-Plattform TikTok statt. An den zwei Veranstaltungstagen befassen sich die Teilnehmer:innen aus unterschiedlichen Perspektiven mit der Videoplattform TikTok. Im Mittelpunkt steht die Art und Weise, wie User:innen auf der Plattform kommunizieren: Wie wird über aktuelle Ereignisse gesprochen? Wie werden Diskurse geführt und welche Mittel dafür eingesetzt? Wie werden Text, Bild, Ton und Sprache zusammen genutzt, um den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen und sich in Szene zu setzen?
„Während im englischsprachigen Raum die TikTok-Forschung schon sehr gut ausgebaut ist, liegen deutschsprachige Ansätze bisher nur verstreut vor. Dabei gibt es längst viele Wissenschaftler:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die zu TikTok forschen oder dort aktiv sind – oder sogar beides. Die wollte ich zusammenbringen, und kam so auf die Idee, eine Tagung zu veranstalten,“ erklärt Prof. Simon Meier-Vieracker, Inhaber der Professur für Angewandte Linguistik.
TikTok ist zu einem der meistgenutzten sozialen Netzwerke geworden und so wächst auch seine Bedeutung in der Gesellschaft. Da vor allem Jugendliche und junge Erwachsene auf TikTok aktiv sind, spielt die App sowohl in schulischen als auch außerschulischen Bildungsbereichen eine zunehmend wichtige Rolle. Grundlegende Funktionen der Plattform, insbesondere die Möglichkeit, zu bestehenden Sounds neue Videos zu produzieren, beeinflussen dabei die Art und Weise, wie Nutzer:innen sich inszenieren. Dabei sind Intertextualität, Intermedialität und Imitation von zentraler Bedeutung. Dieser Modus der Darstellung kann mit Blick auf neuere Forschungen zu digitalen (Bild-)Praktiken als „Memefication“ bezeichnet werden. Die Tagung fragt deshalb danach, wie das multimodale Mediensetting von TikTok im Spannungsfeld von Memefication und Performance zu einer charakteristischen Form vernetzter öffentlicher Kommunikation genutzt wird und welche Vermittlungsoptionen sich dadurch ergeben.
Simon Meier-Vieracker, Co-Organisator der Veranstaltung, gehört zu den wenigen Professor:innen Deutschlands, die auf TikTok aktiv sind. Unter dem Pseudonym @fussballinguist ist er mit knapp 75.000 Follower:innen sehr erfolgreich. Mittlerweile ist für den Professor für Angewandte Linguistik an der TU Dresden aus dem anfänglichen Zeitvertreib eine Art Experiment geworden, sowie die Gelegenheit, linguistische Inhalte zu vermitteln und nebenbei Marketing für das Fach Linguistik und den Standort Dresden zu betreiben. „Ich bin Medienlinguist und habe besonderes Interesse an Social Media. Daher muss ich mir gewissermaßen aus einer Berufspflicht heraus alle Plattformen anschauen. So kam ich auch zu TikTok: Ich habe mich mit einem Kollegen über die Selbstreferenzialität auf Twitter unterhalten und dieser erzählte mir, ich solle mir einmal TikTok anschauen. Dort sei es genauso, nur visuell statt in Textform. Und dann hat mich der Algorithmus sofort gefangen genommen“, erzählt Meier-Vieracker über die Anfänge seiner TikTok-Karriere. Inzwischen ist Prof. Meier-Vieracker sogar für den Influencer-Preis Goldene Blogger in der Kategorie "TikTok" nominiert.
Die Tagung wird organisiert von Prof. Dr. Simon Meier-Vieracker (TU Dresden), Friederike Fischer (TU Dresden) und Lisa Niendorf (HU Berlin) und durch die Fritz-Thyssen-Stiftung gefördert. Alle Vorträge, Präsentationen und Diskussionen werden auch live auf YouTube (Anmeldung erforderlich) gestreamt.
Weitere Informationen unter https://tu-dresden.de/gsw/slk/germanistik/al/forschung/tiktoktagung-2023
Kontakt
Prof. Simon Meier-Vieracker
+49 351 463-36403