25.11.2020
Nachgefragt: Dr. Sara Morais dos Santos Bruss – neue Post-Doc/Wissenschaftliche Mitarbeiterin innerhalb des Drittmittelprojekts "Digital Gender" der GenderConceptGroup
Name: Sara Morais dos Santos Bruss
Position: Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Digital Gender
Dr. Sara Morais dos Santos Bruss hat Kultur- und Medienwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg studiert. Kürzlich hat sie im DFG- Graduiertenkolleg Minor Cosmopolitanisms an der Universität Potsdam ihre Dissertation abgeschlossen, die sich mit kulturellen, genealogischen und politischen Dimensionen sogenannter digitaler Kulturen beschäftigt (Titel: Feminist Solidarities after Modulation. A Cultural History of the Digital). Ihre Forschung beschäftigt sich mit feministisch-intersektionalen Technikphilosophien und künstlerischen und aktivistischen Aushandlungen feministischer Politik. Sie ist Redaktionsmitglied bei der Rezensionszeitschrift kritisch-lesen.de und Mitglied bei Diffrakt. Zentrum für theoretische Peripherie in Berlin.
Wo liegen Ihre Forschungsschwerpunkte und Forschungsinteressen?
Meine Forschungsinteressen sind sehr vielfältig, doch ist ein wiederkehrendes Thema die Gewordenheit von dem, was als Wissen anerkannt wird und damit verbunden die Vorstellungen von Rationalität, Fortschritt, vom Menschen selbst - und wie sich diese Bereiche mit ihren technologischen Bedingungen verändern. Diese Fragen haben für mich auch immer etwas mit Fragen von (Un-)Sichtbarmachung von Körperlichkeit, von Identität, Subjektivierung und damit mit Prozessen der Vergesellschaftung, aber auch mit sozialen Ungleichheiten zu tun. Während ich mich zentral mit Fragen des Geschlechts auseinandersetze, ist dieses für mich unmittelbar verbunden mit anderen Identitätskategorien, Feminismus muss für mich ein intersektionales Projekt sein.
Was war Ihr interessantestes bzw. spannendstes Forschungsprojekt?
Zum Glück kann ich sehr vielen Themenbereichen etwas Interessantes abgewinnen. Das kann aber auch manchmal schwierig sein, beispielsweise bei der Eingrenzung des eigenen Forschungsprojekts.
An welchem Projekt arbeiten Sie aktuell?
Ich sitze gerade an einem Entwurf zu meinem Habilitationsprojekt, darin möchte ich zum Begriff der Virtualität arbeiten und darüber nachdenken, was es heute heißt, wenn der Körper als Ort feministischer Begehren "virtuell" wird. Darüber machen sich bspw. Internetforscher:innen schon sehr lange Gedanken, doch gerade jetzt in der Pandemie wird ja wieder sehr vereinfacht über die Digitalisierung als Allheilmittel gesprochen. Die aktuelle Lage suggeriert bereits, dass mit den Digitalisierungsbestreben eine Retradierung in der Rollenverteilung, vorallem bei Fragen der Arbeit und der Teilung zwischen Produktion und Reproduktion geben wird. Ich glaube, es ist ein guter Zeitpunkt, um solche alten Fragen in neuer Aktualität zu beleuchten.
Was darf auf Ihrem Schreibtisch auf keinen Fall fehlen?
Mein Schreibtisch ist leider ziemlich unübersichtlich, aber wahrscheinlich eine Flasche Wasser.
Haben Sie ein Lieblingszitat? Wenn ja, welches und von wem ist es?
Vielleicht nicht Lieblingszitat aber ich verbinde sehr viel mit dem Ausruf von Donna Haraway "Ich wäre lieber eine Cyborg als eine Göttin".
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
Eduardo Viveiros De Castro und Deborah Danofskys "The Ends of the World".