19.09.2022
Nachruf auf Prof. Dr. paed. habil. Roland Unger
Die Mitarbeiter*innen des Instituts für Kunst- und Musikwissenschaft der TU Dresden nehmen mit Betroffenheit zur Kenntnis, dass Herr Prof. Dr. paed. habil Roland Unger, ehemaliger Kollege und Professor für Kunstpädagogik, am 16.08.2022 in Dresden verstorben ist.
Roland Unger wurde am 15.12.1941 in Thalheim/Erzgebirge geboren. In dieser erzgebirgischen Kleinstadt, der er sich Zeit seines Lebens verbunden fühlte, besuchte er die Schule und absolvierte im Anschluss eine Ausbildung zum Dekorationsmaler. Nach der Gesellenprüfung legte er 1961 im damaligen Karl-Marx-Stadt auch die Prüfung zum Dekorationsmalermeister ab. Parallel dazu besuchte er die Abendschule, wo er bis 1962 sein Abitur nachholte. Daran schlossen sich von 1963 bis 1967 ein Lehramtsstudium der Fächer Kunsterziehung und Deutsch an der Pädagogischen Hochschule „Karl Friedrich Wilhelm Wander“ in Dresden sowie die mehrjährige Arbeit als Lehrer im Schuldienst an. 1973 kehrte Roland Unger an die Pädagogische Hochschule in Dresden zurück. Dort war er zunächst als Assistent, später als Oberassistent und Dozent tätig bis er schließlich 1988 zum Professor für Methodik der Kunsterziehung berufen wurde. 1977 promovierte er mit dem Thema Zur Entwicklung bildkünstlerischer Begabungen in Malerei und Grafik, 1983 folgte seine Habilitation zur Thematik Funktion und Gestaltung von Komplexaufgaben im Fach Kunsterziehung. In einer schwierigen Zeit zwischen 1991 - 92 amtierte er als letzter Rektor der Pädagogischen Hochschule Dresden, welche in seiner Amtszeit aufgelöst und mit einigen Fächern in die TU Dresden integriert wurde. Es gehört zu seinen Verdiensten, dass das Lehramtsfach Kunstpädagogik an der TU Dresden weitergeführt werden konnte. 1992 wurde Roland Unger am Institut für Kunst- und Musikwissenschaft zum Professor der Kunstpädagogik berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 2007 forschte und lehrte.
Roland Unger hat mehrere Generationen von Kunstpädagogen und Kunstpädagoginnen geprägt. Der Grundgedanke seiner Lehr- und Forschungspraxis war die Einheit von Pädagogik, Wissenschaft und Kunst. Innerhalb seiner Lehre verstand er es, die Balance zwischen wertschätzender Weitergabe von tradiertem Wissen zu Kunst, Architektur und geschichtlichen Ereignissen sowie der Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem zu wahren. Seine Erlebnisse beim Geruch der Farbtöpfe in der Werkstatt seines Großvaters und der Einfluss seiner Lehrerin, der Malerin Ursula Rzodeczko, prägten schon sehr früh seine Liebe zur Malerei und zu den Farben, deren zusammenspielende Kräfte er ein Leben lang künstlerisch erforschte. Roland Unger verstand sich selbst nie als Künstler, sondern als jemand, der Bilder malt. Seine Faszination gegenüber der Magie künstlerischer Prozesse hatte eine große Vorbildwirkung auf die Studierenden. In seiner mit humorvoller Ernsthaftigkeit geführten Lehre regte er seine Studierenden immer wieder zur selbständigen Entdeckung unterschiedlicher künstlerischer Formensprachen parallel zur Entfaltung eigener ästhetischer Ausdrucksweisen an. Als Hochschullehrer für Kunst und Didaktik galt es ihm als ein Selbstverständnis, dass seine Studierenden als zukünftige Kunstlehrende ihren Schülern und Schülerinnen ein breites Verständnis für die schöpferischen Wege und Umwege künstlerischer Prozesse vermitteln. Viele Studenten und Studentinnen haben auch nach ihrem Studium den Kontakt zu ihrem Hochschullehrer gehalten und aus ihrer Praxis berichtet. Solche Verbindungen waren ihm zeitlebens wichtig und haben ihn jung gehalten.
Als Leiter des Bereichs Kunstpädagogik und zeitweiliger Direktor des Instituts für Kunst- und Musikwissenschaft war Roland Unger um eine harmonische Atmosphäre und ein produktives Arbeitsklima bemüht.
Roland Ungers wissenschaftliche Interessen lagen vor allem auf dem Gebiet der Reformpädagogik sowie auf der umfangreichen Erforschung des erzgebirgischen Volkshelden Karl Stülpner. Seine historischen Kenntnisse über ihn stellte er der Burg Scharfenstein für die Ausstellung über Karl Stülpner zur Verfügung. Besucher*innen der Burg können sich ebenfalls an der Ausstellung "Volkskunst mit Augenzwinkern" erfreuen, deren originelle Exponate von Roland Unger geschaffen und der Burg überlassen wurden.
Nach seiner Emeritierung widmete sich Roland Unger voll und ganz der Malerei. Der Prozess des Malens und Bilderschaffens begleitete ihn durch alle Phasen seines Lebens und spendete ihm in vielen Situationen Kraft. Die zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion changierenden Arbeiten Roland Ungers offenbaren in raffiniertem Farbspiel seine starke innere Bindung zu den ausgewählten Motiven. Seine Arbeiten wurden in vielen Galerien ausgestellt, unter anderem in der Galerie Sybille Nütt (2007), im Dresdner Rathaus sowie 2021 in der Turmgalerie des Schlosses Augustusburg. Nicht nur der Fundus der TU Dresden sondern auch öffentliche Sammlungen des Freistaats Sachsen wie die Kreuzkirchengemeinde und die Osterzgebirgsgalerie Dippoldiswalde besitzen künstlerische Werke von Roland Unger.
Die Mitarbeiter*innen des Instituts nehmen Abschied von einem geschätzten Hochschullehrer, Wissenschaftler und Künstler. Sie trauern mit seinen Angehörigen und werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.