01.12.2014
GeschlechterGeschichten - Lange GenderLeseNacht
Der Mittelpunkt der GenderLeseNacht war der Hörraum. Ein gemütlicher Ohrensessel, eine nostalgische Stehlampe und ein kleiner Beistelltisch lieferten das perfekte Ambiente um nach der Einführung durch Prof. Loster-Schneider und dem Grußwort des Dekans, Prof. Christian Prunitsch, den Geschichten zu lauschen.
Der erste Text des Abends, stammte aus der Bibel. Prof. Maria Häusl las unterschiedliche Übersetzungen der Schöpfungsgeschichte und Prof. Hildegard König rezitierte dazu passende Gedichte. Weiter ging es mit Texten aus der Antike und dem alten Rom. Die Zeitreise durch die Geschlechtergeschichten führte weiter durch Passagen von Marie de Gournay und Simone de Beauvoir, die Prof. Roswitha Böhm und Dr. Torsten König in Deutsch und Französisch vortrugen. Die letzten beiden Zyklen der LeseNacht befassten sich mit aktuellen literarischen Texten und zur Geschlechterforschung aus dem angloamerikanischen und deutschsprachigen Feld. „Die Bühne – das Theater der TU“ nahm sich so Heiner Müllers Medea-Adaption an. Prof. Karlheinz Jakob und Prof. Rainer Hünecke lasen aus Büchern von Senta Trömel-Plötz und Luise Pusch, den Begründerinnen der feministischen Linguistik in der Germanistik.
Ein besonderes Highlight des Abends war der Vortrag von Prof. Karin Hausen aus Berlin. Sie las aus ihrem Aufsatz „Polarisierung der Geschlechtercharaktere“ und berichtete über dessen Rezeption in den letzten 30 Jahren. Karin Hausen war Professorin für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der TU Berlin. Ihr Interesse an der Geschlechterforschung entstand, als sie eine Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin im Fachgebiet Neuere Geschichte antrat. „Hier forderte mich zunächst die Studentenbewegung und wenig später die Neue Frauenbewegung dazu heraus, mein bisheriges Verständnis von wissenschaftlicher Arbeit kritisch zu überdenken. Seitdem hat mich ein politisch relevantes wissenschaftliches Vorhaben mehr und mehr fasziniert, nämlich: Aufzudecken und zu deuten, dass und wie die heutigen gesellschaftlichen Platzierungen von Frauen und Männern zurückverweisen auf Prozesse des historischen Wandels und eine lange Geschichte des soziokulturellen und politischen Gestaltens.“ Zur LeseNacht sagte sie: „Als Idee begeisterte mich die Lesenacht bereits, als sie sich noch im Stadium der Planung befand. Die Realisierung aber hat meine hohen Erwartungen noch übertroffen. Es war mir von Anfang bis Ende der Lesenacht ein großes Vergnügen dabei zu sein.“
In den musikalisch unterlegten Pausen konnte rund um den Hörraum auch viel entdeckt und ausprobiert werden. Im Schauraum, den Studierende des Projektseminars Wissenschaftskommunikation gestaltet hatten, konnten die Besucher am Genderglücksrad drehen, Comics lesen, beim Gender-Quiz mitmachen oder sich Filme rund um das Thema Gender ansehen. „Der Schauraum zeigte, wie vielfältig das Thema behandelt wird und für die Studierenden war es eine sehr gute praktische Übung. Die Arbeiten, die für die LeseNacht entstanden sind, wollen wir zusätzlich noch in einer Art Resonanzraum im Web veröffentlichen.“ sagte Anja Swidsinski, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik und Leiterin des Projektseminars.
„Die erste Lange GenderLeseNacht der TU Dresden war ein voller Erfolg. Uns ist, dank des großen Engagements vieler Beteiligter, eine offensichtlich attraktive Mischung aus Vorlesen, Gesprächen und Aktionen gelungen. Angesichts der positiven Resonanz steht einer Fortsetzung nichts im Wege“ sagte Prof. Gudrun Loster-Schneider, Mitinitiatorin der LeseNacht. Prof. Karin Hausen war ebenfalls begeistert und fasziniert: „Es war ein Vergnügen das überraschend bunte Geschehen zu hören und zu sehen, die mit hinreißenden Einfällen und großem Einsatz gestalteten Räumen drumherum zu besichtigen und nicht zuletzt hinein gezogen zu werden in den stimulierenden Austausch.“