22.06.2015
„Der weiße Hai“ feiert 40. Geburtstag – und kehrt auf die Leinwand zurück
Man nehme eine auf der Meeresoberfläche glitzernde Rückenflosse und füge zwei Bassnoten im Stakkato hinzu, fertig ist das Grauen aus der Tiefe. Im Juni wird der wohl folgenschwerste Horrorfilm der Kinogeschichte 40 Jahre alt, und immerhin traut sich die Menschheit wieder ohne Angst vorm weißen Hai ins Wasser. Das war nicht immer so – nach dem Kinostart klagten die Strandpächter in den USA über Umsatzeinbußen, sogar eine nach dem Kinobesuch aufgetretene Angststörung wurde in psychiatrischen Fachblättern beschrieben.
Aus Anlass des Hai-Jubiläums erscheint in diesen Tagen ein Buch, das der Dresdner Literaturwissenschaftler Wieland Schwanebeck herausgegeben hat und an dem Journalisten sowie Film- und Kulturwissenschaftler wie Elisabeth Bronfen, Lars Koch oder Marcus Stiglegger mitgewirkt haben. In 21 Kapiteln erfährt man in „Der weiße Hai revisited“ alles Wissenswerte rund um den Film – die Herstellungsgeschichte, die einzigartige Filmmusik, und natürlich gibt es auch Analysen rund um den Film und das mysteriöse Tier. Wie sehr „Der weiße Hai“ auf den Vietnamkrieg anspielt, wie er unser Verhältnis zum Hai bis heute beeinflusst und welche klassischen Mythen in ihm verarbeitet werden, all dies enthüllt der umfassend illustrierte Band. Das Buch wird am 8. Juli 2015, 18:30 Uhr im Dresdner „Kino in der Fabrik“ (Tharandter Straße) vorgestellt, und natürlich wird bei dieser Gelegenheit um 19:30 Uhr auch Spielbergs Filmklassiker auf der großen Leinwand zu sehen sein.
1975 brach der zweite Kinofilm des gerade einmal 26 Jahre alten Regisseurs Steven Spielberg in den USA alle Kassenrekorde. Nie zuvor war so viel Werbung auf die potentiellen Kinobesucher losgelassen wurden, geschickt vermochten es die findigen Produzenten dabei, aus der Not eine Tugend zu machen. Beim Dreh hatte der mechanische Hai immer wieder gestreikt, so dass der fertige Film weit weniger Aufnahmen des Monsters enthält als ursprünglich angedacht. Die damit nötig gewordenen Strategien des Verbergens und Andeutens waren es aber, die einige der genialsten Szenen des Films inspirierten, die Öffentlichkeit neugierig machten und in Scharen in die Kinos lockten.
Wieland Schwanebeck (Hg.):
Der Weiße Hai Revisited. Steven Spielbergs ‚Jaws‘ und die Geburt eines amerikanischen Albtraums. Berlin: Bertz+Fischer, 2014. 19,90 €
http://www.bertz-fischer.de/weissehai.html
Mehr Infos unter www.tu-dresden.de/slk/jaws sowie unter www.kif-dresden.de.
Autor: Wieland Schwanebeck