15.05.2017
Studie zur Einstellung und Erfahrung von Flüchtlingen in Sachsen
Am 8. Mai stellte das Forschungsnetzwerk „Integrations-, Fremdenfeindlichkeits- und Rechtsextremismusforschung in Sachsen“ (IFRiS) zusammen mit der sächsischen Wissenschaftsministerin Dr. Eva Maria Stange die Ergebnisse ihrer Pilotstudie „Flucht und Integration“ (FLIN) vor.
Ziel der Studie war es, Antworten auf Fragen zu finden, die unsere Gesellschaft aktuell bewegen: Welche Menschen kommen in Sachsen an, welche Einstellungen bringen sie mit? Wie nehmen sie Deutschland und die deutsche Gesellschaft wahr? Was fördert und was erschwert ihre Integration in die Aufnahmegesellschaft? Welche Wirkung haben Diskriminierungserfahrungen und Fremdenfeindlichkeit auf die Integrationsperspektiven von Flüchtlingen?
Dazu wurden im Herbst 2016 61 Geflüchtete mit einer hohen Bleibeperspektive, die zum Befragungszeitpunkt in Gemeinschaftsunterkünften in Dresden, Leipzig und Chemnitz lebten, befragt. Die Mehrheit der Befragten war jung, männlich und muslimisch. Sie kam aus Afghanistan, Iran und Syrien. Die Bildungsabschlüsse waren breit gestreut und vier von fünf Befragten gaben an in ihrem Herkunftsland berufstätig gewesen zu sein.
Ein Teil der Ergebnisse steht dabei im Kontrast zum Bild, das sich viele Menschen von Geflüchteten machen: Die Mehrheit, der von IFRiS befragten Geflüchtete, bezeichnet sich als eher religiös. Ein Drittel stuft sich als nicht oder eher nicht religiös ein. Nur eine kleine Minderheit bezeichnet sich als sehr religiös. Über zwei Drittel der Befragten gaben an, sich in Deutschland willkommen zu fühlen. Die Verbundenheit zu Deutschen variiert sehr stark, aber je mehr die Befragten mit Deutschen verbunden waren, desto stärker fühlten sie sich willkommen. Die große Mehrheit der Studienteilnehmer möchte in einer Demokratie leben. Nur eine Minderheit hegt Sympathien für autoritäre Regime.
Die Studie war als Pre-Test angelegt und ist nicht repräsentativ. Neben den Erkenntnissen aus der schriftlichen Befragung brachte die Vorstudie auch eine Reihe von besonderen methodischen Schwierigkeiten von Flüchtlingsbefragungen ans Licht. So erwies sich der Zugang zu den Flüchtlingsunterkünften sowie die Erfassung der politischen Einstellungen der Flüchtlinge als besonders schwierig. Auf eine Reihe von Fragen antworteten nur wenige Studienteilnehmer. Gründe hierfür könnten Probleme beim Verständnis dieser Fragen sein oder dass die Beantwortung mancher Frage aufgrund des kulturellen Hintergrunds als heikel empfunden wurde. Die beteiligten Forscher betonten, dass ihre Untersuchung nur ein erster Schritt auf einem Weg zu einer besseren Kenntnis der Erfahrungen und Einstellungen der Geflüchteten sei. Weitere müssten folgen, damit ein wissenschaftlich belastbares Bild der Einstellungen und Erfahrungen von Geflüchteten und tragfähige Aussagen über ihre Integrationsperspektiven getroffen werden können.
Dem Forschungsnetzwerk IFRiS gehören die TU Dresden, die Universität Leipzig, die TU Chemnitz und das Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden an. Der Aufbau des Forschungsverbunds und das erste Basisprojekt wurden gefördert mit einer Anschubfinanzierung vom sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.