Dec 17, 2020
Studienabbruch ist vermeidbar: Basispublikation für die praktische Arbeit zur Steigerung des Studienerfolgs erschienen
An der Technischen Universität Dresden wurde fünf Jahre lang eine Vielzahl praktischer Maßnahmen getestet, um die Zahl der Studienabbrecherinnen und -abbrecher zu senken. Ein neues Buch berichtet von Hürden und Erfolgen bei den Versuchen, Studienabbrüche zu vermeiden. Im Mittelpunkt stehen zwölf Berichte über Studienerfolgsprojekte, darunter ein Frühwarnsystem, ein Schreibzentrum und ein mobiles Studienassistenzsystem. Das Buch mit dem Titel „Wege zum Studienerfolg“ ist eine Basispublikation für Hochschulen und Universitäten in Deutschland, die für mehr Studienerfolg sorgen wollen. Es ist jetzt bei TUDpress in gedruckter Form und als Open-Access-Publikation erschienen.
„Die Forschungslage zum Thema Studienabbruch ist ausgezeichnet“, sagt Mitherausgeber Dr. Christian Schäfer-Hock, der als Projektmanager in verschiedenen Studienerfolgsprojekten arbeitete. „Was bisher fehlte, war eine detaillierte Darstellung möglicher Gegenmaßnahmen. Die praktischen Handlungsoptionen gegen Studienabbruch breit zugänglich darzustellen, ist mindestens genauso wichtig. Studienabbruch lässt sich mit passenden Maßnahmen verringern oder sogar vermeiden. Deswegen stehen in unserem Buch die konkreten Studienerfolgsprojekte an der TU Dresden im Mittelpunkt. Das ist einmalig in Deutschland. Soweit wir wissen, hat bisher keine Hochschule in Deutschland so transparent Einsicht in ihre Studienerfolgsbemühungen gewährt.“
Zwölf dieser Studienerfolgsprojekte werden in dem Buch vorgestellt – von insgesamt 41 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeitern sowie verantwortlichen Mitgliedern der Universität. Sie gehen dabei detailliert auf die zugrundeliegenden Konzepte, die notwendigen Vorbereitungen sowie die spezifischen Methoden ein. Sie berichten von Hürden und Erfolgen bei der universitätsweiten Kraftanstrengung, den Studienerfolg an der TU Dresden nachhaltig zu steigern. Die Spannweite der in den Projekten erprobten Maßnahmen reicht von digitalen, web- und datengestützten Ansätzen über beratungsorientierte, diagnostische und praxisbezogene Angebote bis hin zur Verbesserung der Studierfähigkeit durch optimierte Wissensvermittlung, effektiveres Lernverhalten und die gezielte Steigerung der Sprach und -Schreibkompetenzen der Studierenden. Für Lehramtsstudierende gibt es passende Mentoring- und Coaching-Programme.
Dresdner Studienerfolgsprojekte bieten Hilfe in allen Phasen des Studiums
In drei Projekten wird besonders vielen Studierenden Hilfe angeboten: Beim Frühwarnsystem „PASST?!“ fließen die Studienverlaufs- und Prüfungsdaten von mittlerweile über 10.000 Studierenden nach ihrer Einwilligung direkt in eine Datenbank mit speziellen Auswahlregeln. Die Zentrale Studienberatung der TU Dresden hat so die Chance, Studierende zu kontaktieren, die z. B. schon länger keine Lehrveranstaltungen mehr besucht haben oder Prüfungen wiederholen müssen. „Das wird besonders bei den gegenwärtig stark digitalisierten Lehrveranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie von großer Bedeutung sein“, sagt Henriette Greulich, Mitherausgeberin des Buches und Leiterin des Zentrums für interdisziplinäres Lernen und Lehren (ZiLL) an der TU Dresden.
Beim Schreibzentrum lernen Studierende, sich selbst, ihre Recherchen und ihre Schreibarbeiten zu organisieren und effektiv zu gestalten. Das ist nicht nur für Erstsemester wichtig. Auch kurz vor der Bachelor- oder Masterarbeit suchen viele Studierende den Rat der Schreibexpertinnen und
-experten.
Beim Mobilen Studienassistenzsystem nutzen Spezialistinnen und Spezialisten aus dem Medienzentrum der TU Dresden ihr Know-how, um mit spielerischen Elementen – in der Fachsprache: Gamification – Erstsemestern einen Überblick über die Universität und den Campus zu geben: Wo finde ich Ansprechpersonen für meine Fragen? Welche Hilfsangebote stehen mir zur Verfügung?
Auf dem Weg zu mehr Studienerfolg: Basispublikation für Forschung und Praxisarbeit
„Unser Buch bietet als Basispublikation viele Anknüpfungspunkte für die Praxisarbeit auf dem Weg zu mehr Studienerfolg an Hochschulen und Universitäten in ganz Deutschland. Den zwölf Projektberichten haben wir dafür neben einer theoretischen Betrachtung des Studienerfolgs-Begriffs zwei quantitative Befragungsstudien vorangestellt, die einen genauen Einblick in die Probleme der Studierenden an der TU Dresden geben“, erklärt Mitherausgeberin Dr. Franziska Schulze-Stocker. „Zwar unterscheiden sich die Schwierigkeiten der TU-Studierenden, ihr Studium erfolgreich zu gestalten, nicht grundsätzlich von denen anderer Hochschulen und Universitäten. Aber es gibt doch einige Spezifika technisch ausgerichteter Universitäten. In naturwissenschaftlichen und technischen Studienfächern ist die Zahl der Studienabbrechenden immer schon vergleichsweise hoch.“ Den Abschluss des Buches bilden zwei Kapitel, in denen es zum einen um die Wege zur Fortführung erfolgreicher Maßnahmen geht fortzuführen, und zum anderen um eine zusammenfassende Analyse der Studienerfolgsbemühungen an Deutschlands Hochschulen, für welche die TU Dresden exemplarisch steht.
Bleibt die Frage, was nun effektiv zum Studienerfolg beiträgt. Henriette Greulich sagt: „Diese Frage wurde uns oft gestellt und wir geben in dem Buch eine Reihe von Antworten für in der Praxis Handelnde und Entscheidende – aber auch für Forschende. Letztlich halten wir eine zu enge Fokussierung auf Studienabbruchzahlen aber für falsch. Das ist auch die Position der TU Dresden. Es muss stattdessen insgesamt darum gehen, breite und multidisziplinäre Maßnahmenkataloge zur Steigerung des Studienerfolgs aufzustellen, umzusetzen, je nach Studienfach zu evaluieren und bei Erfolg zu verstetigen. Das würde die Hochschulen in Deutschland erfolgreicher und noch attraktiver machen. Quasi nebenbei würden dann auch die Abbruchzahlen sinken.“
Schulze-Stocker, Franziska/Schäfer-Hock, Christian/Greulich, Henriette (Hg.) 2020: Wege zum Studienerfolg. Analysen, Maßnahmen und Perspektiven an der Technischen Universität Dresden 2016-2020 (unter Mitarbeit von Anne Jaschan), Dresden: TUDpress. 465 Seiten, ISBN: 978-3-95908-188-7.
Open-Access-Zugang über die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB): [Link]https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-728809
Informationen für Journalisten:
Dr. Franziska Schulze-Stocker
Zentrums für interdisziplinäres Lernen und Lehren (ZiLL)
Tel.: +49 351 463-42304