Sep 19, 2022
US-Philosophin Nancy Fraser zu Gast an der TU Dresden: Zerstört der Kapitalismus unsere Gesellschaft?
Nancy Fraser, Politikwissenschaftlerin und eine der derzeit bekanntesten Philosophinnen der USA, ist am 23. September zu Gast an der TU Dresden und wird über ihr neues Buch "Cannibal Capitalism. How our system is devouring democracy, care, and the planet – and what we can do about it” sprechen. Sie folgt damit der Einladung von Soziologin Prof. Antonia Kupfer, die gemeinsam mit ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Constanze Stutz die Tagung “Umkämpfte soziale und ökologische Reproduktion/Contested Social and Ecological Reproduction“ organisiert.
Dort werden neben Nancy Fraser zahlreiche weitere internationale Wissenschaftlerinnen über die mitunter fatalen Auswirkungen der kapitalistischen Organisation unserer Gesellschaft diskutieren. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat die mangelhaften Zustände in der Versorgung von Kindern, Pflegebedürftigen und Kranken der breiten Öffentlichkeit klar vor Augen geführt, während sich parallel durch den Klimawandel verursachte Umweltkatastrophen global immer weiter ausbreiten. Gleichzeitig formieren sich immer häufiger Protestbewegungen gegen diese Missstände, seien es Umweltbewegungen wie Fridays for Future, Demonstrationen für Demokratie und Gleichberechtigung, oder Forderungen nach einer Neugestaltung von Care-Arbeit.
Die Teilnehmer:innen des Symposiums wollen gemeinsam Antworten auf die Fragen finden, wie Staaten, soziale Bewegungen und zivilgesellschaftliche Akteure mit den anhaltenden vielschichtigen Krisen umgehen. „Dies alles gehört zusammen, denn unsere Gesellschaft wirtschaftet nicht nachhaltig, sondern auf Kosten großer sozialer Gruppen, überwiegend im globalen Süden und auf Kosten der Natur“, erklärt Prof. Antonia Kupfer vom Institut für Soziologie an der TU Dresden.
Die öffentliche Gesprächsrunde mit Prof. Nancy Fraser bildet um 20:15 Uhr den Abschluss der Konferenz. Die Professorin für Politikwissenschaften und Philosophie an der New School in New York stellt in ihrem neuen Buch die These auf, dass der Kapitalismus nicht nur eine Wirtschaftsform, sondern eine gesellschaftliche Ordnung ist, die eine profitorientierte Wirtschaft auch auf Kosten ganzer sozialer Gruppen ermöglicht. „Wir freuen uns sehr, dass Dr. Nancy Fraser zugesagt hat. Sie inspiriert uns immer wieder mit ihren Texten und wir schätzen sie sehr als eine Wissenschaftlerin, die ansprechbar und offen ist“, sagt Prof. Antonia Kupfer. (Die Gesprächsrunde findet in Englisch statt. Es gibt aber die Möglichkeit, Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum zu übersetzen.)
Die Konferenz wird im hybriden Format durchgeführt und in englischer und deutscher Sprache abgehalten. Veranstaltungsort ist der Victor-Klemperer-Saal, Weberplatz 5 in Dresden. Für die virtuelle Teilnahme können sich Interessierte bis 20. September 2022 unter folgender E-Mailadresse anmelden: constanze.stutz@tu-dresden.de. Weitere Informationen über die Konferenz und das Programm gibt es auf
https://tu-dresden.de/gsw/phil/iso/mak/contestedreproduction