20.06.2018
Wissenschaftsministerium fördert Forschungsprojekt an der TU Dresden zur Rolle der Kultur in der gesellschaftlichen Verständigung
Kunst und Kultur in der polarisierten Stadt – Dresdner Kultureinrichtungen als Vermittelnde zwischen den Polen „Weltoffenheit“ und „Angst vor Überfremdung“
Das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst fördert ein Forschungsprojekt an der TU Dresden, in dem die Rolle von Kunst und Kultur in Dresden in einer Zeit der Polarisierung der Meinungen genauer untersucht wird.
Dr. Eva-Maria Stange, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst: „In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass unsere Kultureinrichtungen mit sehr viel Engagement dafür gesorgt haben, über Sprachbarrieren hinweg Menschen zusammenzubringen und Gesprächsangebote zu machen. Staatsschauspiel, Semperoper oder die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sind hier als Erste aktiv geworden, genauso haben sich viele Kulturinitiativen eingebracht. Die Frage aber, wo die Möglichkeiten, aber auch wo die Grenzen von Kunst und Kultur liegen, beschäftigt uns seitdem in vielen Diskussionen. Umso mehr begrüße ich, dass diese Fragen nun wissenschaftlich beleuchtet werden.“
Mit dem öffentlichen Auftreten von PEGIDA seit Ende 2014 hat in Dresden ein Prozess der Polarisierung eingesetzt, der durch die Reaktionen auf die Ankunft einer vergleichsweise großen Zahl an Geflüchteten im Jahr 2015 noch verstärkt wurde. Es formierten sich gegensätzliche, sich wechselseitig verstärkende kollektive Positionen, die sich an den Polen „Willkommenskultur" auf der einen Seite und „Angst vor Überfremdung" auf der anderen konzentrieren. Als Wiege und Bühne der PEGIDA-Bewegung wird Dresden als „Polarisierungslabor“ ins Zentrum der Analyse gerückt, da sich hier medial verstärkte Prozesse des Übergangs von individuellem Benachteiligungserleben zu kollektivem öffentlichen Protest und die Formierung einer Gegenbewegung in verdichteter Form realisiert haben.
KupoS untersucht, wie sich dieser Prozess auf die (politische) Positionierung und das Selbstverständnis der Dresdner Kunst- und Kultureinrichtungen ausgewirkt hat und welche Rolle bzw. welche Positionen sie im gesellschaftlichen Verständigungsprozess einnehmen. Damit leistet das Projekt einen Beitrag zur Bestimmung der Potentiale und Grenzen von Kunst und Kultur als Vermittlungsinstanzen.
„Wir freuen uns über das neue Forschungsprojekt am Zentrum für Integrationsstudien, weil wir hiermit den Grundstein für einen neuen Forschungsbereich zur Rolle von Kunst und Kultur in der heterogenen Gesellschaft legen können“, so Noa K. Ha, Nachwuchsforschungsgruppenleiterin und Vorstandsmitglied des Zentrums für Integrationsstudien der TU Dresden.
Projektleiterin Prof. Dr. Heike Greschke: „Dresden – eine Stadt, die fast schon paradigmatisch für die polarisierte Gesellschaft steht – eignet sich sehr gut, um die Rolle von Kunst und Kultur in der gesellschaftlichen Verständigung zu untersuchen. KupoS fragt, wie Polarisierung funktioniert und unter welchen Bedingungen Kunst- und Kultureinrichtungen Räume des Dialogs sein und Medien der Verständigung schaffen können bzw. wollen. Kann Kultur überhaupt dazu beitragen, Polarisierungsprozesse zu entschärfen und in gesellschaftlichen Konfliktlagen zu vermitteln oder gerät sie, wenn sie sich einmischt, unweigerlich in den Sog der konkurrierenden Positionen und trägt so zu ihrer Verschärfung bei?“
Projektleitung: Prof. Dr. Heike Greschke
Ausführende Stelle: Zentrum für Integrationsstudien der TU Dresden