Publikationen Highlights
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
- Konzeptuelle Grundlagen: Disruption
- Publikationshighlights
- Ingwersen, Moritz; Mai Pauline; Raschke, Nicole (2024): Critical Worldbuilding | Kritische Weltbildung: Überlegungen zu einem interdisziplinären Seminarkonzept als Möglichkeit des (Auf-)Bruchs.
- Jahromi, Helena Kowalewska; Löschner, Deborah (2024): Catch me if you can? Wirksamkeit und Regulierung von Dark Patterns auf digitalen Plattformen.
- Kneuer, Marianne et al. (2022): Limitations of democratic rights during the Covid-19 pandemic-exploring the citizens' perception and discussions on dangers to democracy in Germany.
- Koch, Lars et al. (2023): The Great Disruptor
- Meier-Vieracker, Simon; Weigelt, Lucie; Dutschke, René; Lasch, Alexander; Scherbaum, Stefan; Seemann, Sophia; Pfeifer, Ulrike (2023): Was heißt eigentlich 'offen'? Eine korpuslinguistische Untersuchung am Beispiel des bibliothekarischen Diskurses der SLUB Dresden
- Möller, Johanna E. (2024): Situational privacy: theorizing privacy as communication and media practice.
- Praun, Alina; Cunningham, Anna; Pieperhoff, Martina (2022): Disruption, Disruptors and Disruptiveness of Scholarly Communication: An Actor-Network Theory Approach
- Praun, Alina; Pieperhoff, Martina; Rumpel, Fiona (2024): Interorganizational Networks in the Face of Disruption: Building Resilience for Grand Challenges
- Schmitz, Lukas (2023): Domestic Discords
- Spatan, Sergiu; Peter, Daniel; Thiele, Gundula; Wolfram, Marc; Ehnert, Franziska; Scherbaum, Stefan et al. (2024): Epistemic outsiders: Unpacking and utilising the epistemic dimension of disruptive agency in sustainability transformations
- Wagenknecht, Susann (2022): Ungewissheit als praktisches Phänomen
Konzeptuelle Grundlagen: Disruption
Die konzeptuellen Grundlagen des Projekts wurde 2020 von Prof. Dr. Lars Koch, Prof. Dr. Heike Greschke und JProf. Dr. Susann Wagenknecht gelegt.
Diese konzeptuellen Grundlagen wurden durch einen Konzeptworkshop ergänzt, in dem die Ergebnisse der Projekte zusammengetragen und diskutiert wurden. Daraus entstanden mehrere Publikationen, die Disruption als vielschichtiges Phänomen konzeptuell beleuchten. Diese sind auf der Publikationsplattform Insights into Disruption abzurufen.
Publikationshighlights
Von der großen Breite an Publikationen, die im Rahmen des Disruption and Societal Change Centers entstanden sind, wollen wir Ihnen hier eine Auswahl empfehlen (in alphabetischer Reihenfolge der Autor:innen).
Eine vollständige Liste der Publikationen der Mitarbeitenden finden Sie auf dieser Unterseite.
Ingwersen, Moritz; Mai Pauline; Raschke, Nicole (2024): Critical Worldbuilding | Kritische Weltbildung: Überlegungen zu einem interdisziplinären Seminarkonzept als Möglichkeit des (Auf-)Bruchs.
Der Beitrag diskutiert theoretische und konzeptionelle Überlegungen zur Gestaltung des interdisziplinären Projektseminars Critical Worldbuilding | Kritische Weltbildung. Spekulative und kreative methodische Zugänge der experimentellen Lehrveranstaltung schaffen Irritationsanlässe, die seminarbegleitend reflektiert werden. Auf Grundlage der Ergebnisdarstellung werden anhand von Thesen Erfahrungen und Prozesse im Seminarverlauf rekonstruiert, in denen Selbst- und Weltvorstellungen im Sinne transformativer Bildungsprozesse hinterfragt und verändert werden.
Ingwersen, Moritz; Mai, Pauline; Raschke, Nicole (2024): Critical Worldbuilding | Kritische Weltbildung: Überlegungen zu einem interdisziplinären Seminarkonzept als Möglichkeit des (Auf-)Bruchs. In: gwu 1, S. 15–27. DOI: 10.1553/gw-unterricht174s15.
Jahromi, Helena Kowalewska; Löschner, Deborah (2024): Catch me if you can? Wirksamkeit und Regulierung von Dark Patterns auf digitalen Plattformen.
Plattformen strukturieren den Zugang zu Online-Informationen, beeinflussen Nutzerverhalten durch Designentscheidungen und schaffen Abhängigkeiten. Der DSA reagiert darauf mit einem Verbot manipulativer „Dark Patterns“. Deren rechtliche Bewertung ist jedoch komplex und erfordert psychologische Erkenntnisse zur Wirkungsweise und Einordnung solcher Gestaltungsformen.
Jahromi, Helena Kowalewska; Löschner, Deborah (2024): Catch me if you can? Wirksamkeit und Regulierung von Dark Patterns auf digitalen Plattformen. In: Johannes Buchheim, Viktoria Kraetzig, Juliane K. Mendelsohn und Björn Steinrötter (Hg.): Plattformen: Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, S. 163–182.
Kneuer, Marianne et al. (2022): Limitations of democratic rights during the Covid-19 pandemic-exploring the citizens' perception and discussions on dangers to democracy in Germany.
Die Eindämmungsmaßnahmen der Regierungen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie sind in unserer Nachkriegsgeschichte beispiellos. Um diese Krise zu bewältigen, wurde von den Bürgerinnen und Bürgern erwartet, dass sie diese Maßnahmen einhalten, um die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren und die Funktionsfähigkeit der öffentlichen Gesundheitssysteme zu gewährleisten. Dieser Appell zum Schutz der öffentlichen Gesundheit brachte jedoch zugleich erhebliche und vielfältige Einschränkungen demokratischer Freiheiten und Rechte mit sich: Ausgangsbeschränkungen, Einschränkungen der Bewegungs- und Religionsfreiheit, spezifische Regelungen für öffentliche Proteste und schließlich auch Einschränkungen des Rechts auf Bildung durch Schulschließungen.
Diese Studie analysiert, wie die Bürgerinnen und Bürger die Bedrohung durch die COVID-19-Pandemie und insbesondere durch die damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen für die Demokratie wahrnehmen. Wir gehen davon aus, dass Pandemiewellen und pandemiebedingte Erschöpfung (Pandemic Fatigue) die Wahrnehmung dieser Bedrohung beeinflussen. Um ein umfassendes gesellschaftliches Bild zu erhalten, nutzen wir ein groß angelegtes Archiv von Online-Diskursen auf Twitter, aus dem wir demokratiespezifische Diskurse mit derselben zeitlichen und geografischen Abdeckung für unsere Untersuchung extrahieren.
Aus dieser Datenquelle wenden wir computergestützte Methoden an, um Zeitreihendaten zu extrahieren, die aggregierte Meinungen und deren zeitliche Entwicklung in Bezug auf Einstellungen zur Demokratie widerspiegeln. Anschließend vertiefen wir die Analyse durch eine von uns durchgeführte Panel-Befragung, die im November/Dezember 2020, März/April 2021 sowie Juli/August 2021 stattfand. Ziel ist es, die Beziehung zwischen dem sozioökonomischen Status der Bürgerinnen und Bürger und grundlegenden politischen Einstellungen zu beleuchten. Unsere multimethodische Analyse basiert auf dem deutschen Fall und umfasst den Zeitraum von Dezember 2020 bis August 2021.
Katsanidou, Alexia; Kneuer, Marianne; Bensmann, Felix; Dimitrov, Dimitar; Dietze, Stefan (2022): Limitations of democratic rights during the Covid-19 pandemic-exploring the citizens' perception and discussions on dangers to democracy in Germany. In: Zeitschrift fur vergleichende politikwissenschaft 16 (4), S. 635–661. DOI: 10.1007/s12286-023-00556-w.
Koch, Lars et al. (2023): The Great Disruptor
Der Sturm auf das Kapitol bildet den Höhepunkt einer populistischen Konfrontations- und Mobilisierungsstrategie, die darauf ausgelegt war, Zustimmung durch eine Politik der Herab- und Feindsetzung zu akkumulieren. In der aktualisierten, 2. Auflage geht es weiterhin darum, aus kultur- und medienwissenschaftlicher Perspektive das öffentliche Auftreten von Donald Trump zu untersuchen und zu zeigen, wie der 45. US-Präsident an der gesellschaftlichen Konfrontation unterschiedlicher politischer Gruppen partizipierte, diese kommunikativ weiter eskalierte und von der sich immer radikaler gestaltenden Polarisierung politisch zu profitieren hoffte. Allerdings weitet sich der Untersuchungsfokus und nimmt nunmehr auch die beiden letzten Jahre seiner Amtszeit mit in den Blick, in denen Trump durch immer schrillere Töne im Kontext von Black Live Matters und der Corona-Krise, durch die Anheizung von Verschwörungstheorien und durch radikale Diskreditierung von politischen Verfahren und Institutionen die US-amerikanische Gesellschaft bis an den Rand eines Bürgerkriegs getrieben hat. Diskutiert werden Trumps Mediengebrauch, seine mit Herabsetzungen, Beleidigungen und Unterstellungen arbeitenden Adressierungsstrategien und seine Politik der Affekte. Die Beiträge des Bandes rücken den „great disruptor“ in ein Spannungsfeld von Populärkultur, fragmentierter Öffentlichkeit und rhetorischer Feindsetzung.
Koch, Lars; Nanz, Tobias; Rogers, Christina (2023): The Great Disruptor. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
Meier-Vieracker, Simon; Weigelt, Lucie; Dutschke, René; Lasch, Alexander; Scherbaum, Stefan; Seemann, Sophia; Pfeifer, Ulrike (2023): Was heißt eigentlich 'offen'? Eine korpuslinguistische Untersuchung am Beispiel des bibliothekarischen Diskurses der SLUB Dresden
Eine Posterpräsentation auf der 9. Tagung des Verbands "Digital Humanities im deutschsprachigen Raum" - DHd 2023 Open Humanities Open Culture
Meier-Vieracker, Simon; Weigelt, Lucie; Dutschke, René; Lasch, Alexander; Scherbaum, Stefan; Seemann, Sophia; Pfeifer, Ulrike (2023): Was heißt eigentlich 'offen'? Eine korpuslinguistische Untersuchung am Beispiel des bibliothekarischen Diskurses der SLUB Dresden. Unter Mitarbeit von Peer Trilcke, Anna Busch und Patrick Helling.
Möller, Johanna E. (2024): Situational privacy: theorizing privacy as communication and media practice.
Unter Dataveillance als dem „neuen Normalzustand“ erscheint Privatsphäre in datenfizierten Gesellschaften als kaum noch möglich. Forschende aus dem Bereich der Kommunikations- und Medienprivatsphäre fördern relationale und kontextuelle Perspektiven, um zu untersuchen, wie Akteure und Infrastrukturen dennoch ein gewisses Maß an selbstbestimmter Kontrolle über den Datenfluss aufrechterhalten können. Situative Privatsphäre nähert sich dieser Debatte aus einer alternativen, praxisbasierten Perspektive.
Indem der fortlaufende Wandel von Privatsphäre betont wird, greift dieser Beitrag auf aktuelle empirische und theoretische Ansätze praxisbasierter Privatsphärenforschung sowie auf konzeptionelle Arbeiten zum Situationsbegriff in der Sozialtheorie zurück. Durch die Verlagerung des Fokus auf das Scheitern von Privatsphäre, alltägliche Kritikformen und pragmatische Maßnahmen im Sinne einer „hinreichend guten Privatsphäre“ wird Privatsphäre in alltäglichen Routinen und Situationen verankert. Situative Privatsphäre bietet somit eine kommunikations- und medienwissenschaftliche Perspektive auf Privatsphäre als ein kritisches Konzept im Wandel.
Möller, Johanna E. (2024): Situational privacy: theorizing privacy as communication and media practice. In: Communication Theory 34 (3), S. 130–142. DOI: 10.1093/ct/qtae011.
Praun, Alina; Cunningham, Anna; Pieperhoff, Martina (2022): Disruption, Disruptors and Disruptiveness of Scholarly Communication: An Actor-Network Theory Approach
Der Aufstieg von Open Access, die zunehmende Beschleunigung wissenschaftlicher Arbeit, die Zeitschriftenkrise sowie der Bedarf an interdisziplinärer Forschung sind nur einige Beispiele für die aktuellen Umbrüche in der traditionellen wissenschaftlichen Kommunikation. Da das Publizieren eine zentrale Praxis zur Verbreitung wissenschaftlichen Wissens und somit ein wichtiger Bestandteil des wissenschaftlichen Wissensmanagements ist, ist ein Verständnis der gegenwärtigen Störungen im Feld entscheidend für die zukünftige Entwicklung und Aufrechterhaltung des Systems.
Das Papier präsentiert eine Konzeptualisierung von Disruptionen unter Rückgriff auf Latours Akteur-Netzwerk-Theorie sowie unter Bezugnahme auf aktuelle Diskurse zum Begriff der Disruption. Ziel der Forschung ist es, gegenwärtige Disruptionen, ihre Auslöser („Disruptoren“) und deren Disruptivität in der wissenschaftlichen Kommunikation im Bereich der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zu identifizieren und zu kartieren
Praun, Alina; Cunningham, Anna; Pieperhoff, Martina (2022): Disruption, Disruptors and Disruptiveness of Scholarly Communication: An Actor-Network Theory Approach. In: ECKM 23 (2), S. 1452–1456. DOI: 10.34190/eckm.23.2.532.
Praun, Alina; Pieperhoff, Martina; Rumpel, Fiona (2024): Interorganizational Networks in the Face of Disruption: Building Resilience for Grand Challenges
In einer zunehmend volatilen und komplexen globalen Landschaft führen große gesellschaftliche Herausforderungen zu Disruptionen, die allgegenwärtig geworden sind und eine Neubewertung der Resilienz von Zusammenarbeit zwischen Organisationen erforderlich machen. In der wissenschaftlichen Literatur wird Zusammenarbeit als wichtiger Faktor zur Stärkung von Resilienz diskutiert. Dennoch wurde der Resilienz interorganisationaler Zusammenarbeit bislang nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Zudem stellt die unklare Definition des Begriffs „Disruption“ sowie das komplexe Zusammenspiel von Resilienz und Disruption im Kontext interorganisationaler Netzwerke eine bedeutsame Forschungslücke dar.
Unsere Studie adressiert diese Lücke, indem sie eine systematische Literaturübersicht mit der Gioia-Methode zur qualitativen Analyse kombiniert. Ziel ist es, ein kohärentes konzeptionelles Rahmenmodell zu entwickeln, das die Beziehung zwischen Disruption und der Fähigkeit zur Resilienz in organisationalen Netzwerken beleuchtet. Dabei machen wir die facettenreiche Natur von Disruption sichtbar, untersuchen die Mechanismen, die der Resilienz zwischen Organisationen zugrunde liegen, und zeigen auf, wie kollaborative Netzwerke große Herausforderungen bewältigen und auf sie reagieren.
Praun, Alina; Pieperhoff, Martina; Rumpel, Fiona (2024): Interorganizational Networks in the Face of Disruption: Building Resilience for Grand Challenges. In: Proceedings 2024 (1), Artikel 16052. DOI: 10.5465/AMPROC.2024.16052abstract.
Schmitz, Lukas (2023): Domestic Discords
Im heutigen Kontext vernetzter Technologien tritt das Smart Home als Symbol des Fortschritts hervor, indem es das häusliche Leben revolutioniert – durch die nahtlose Integration und Optimierung alltäglicher Aufgaben für moderne Nutzerinnen und Nutzer. Sprachassistenten verkörpern diese Transformation in besonderem Maße und fungieren als Schnittstellen zur Steuerung verschiedenster vernetzter Geräte.
Die Integration von Sprachassistenten verläuft jedoch nicht reibungslos; als neue Technologieform müssen sie vor allem in den Alltag eingebettet werden. Erst im Verlauf dieses Aneignungsprozesses, in dem Individuen diese smarten Technologien in ihre tägliche Routine integrieren, offenbart sich der tatsächliche Nutzen des Smart Homes.
Dieser Beitrag widmet sich daher den Aneignungsprozessen von Sprachassistenten anhand einer qualitativen Studie und untersucht Reibungen im Bewertungsprozess von Sprachassistenten in privaten Haushalten. Aus einer mikrosoziologischen Perspektive und unter Rückgriff auf ein pragmatistisches Bewertungsverständnis analysiert die Studie, wie Bewertungen das Verhalten von Personen beim Gebrauch, der Vermeidung oder der Ablehnung von Sprachassistenten im Alltag leiten.
Auf Basis von Daten aus zehn Haushalten zeigt die Studie, wie Bewertungen von Sprachassistenten spezifische Bindungen ausdrücken und durch unterschiedliche Rechtfertigungsordnungen legitimiert werden. Die Entfaltung dieses Bewertungsprozesses erzeugt Reibungen, da Sprachassistenten bestehende Bindungen infrage stellen – ein Vorgang, der durch verschiedene, teils widersprüchliche Rechtfertigungen geprägt ist.
Durch die Etablierung dieser doppelten Perspektive auf Reibung beleuchtet die Studie, wie Menschen die Integration neuer Technologien in ihre häusliche Umgebung aushandeln und auf individuelle Weise das Versprechen des Smart Homes verwirklichen.
Schmitz, Lukas (2023): Domestic Discords. In: dcs 9 (2), S. 207–226. DOI: 10.14361/dcs-2023-0211
Spatan, Sergiu; Peter, Daniel; Thiele, Gundula; Wolfram, Marc; Ehnert, Franziska; Scherbaum, Stefan et al. (2024): Epistemic outsiders: Unpacking and utilising the epistemic dimension of disruptive agency in sustainability transformations
Disruptionen (systemische Störungen) sind entscheidend, um Nachhaltigkeitstransformationen in groß angelegten sozialen Systemen (sei es sozio-ökologische, sozio-technische oder sozio-institutionelle Systeme) zu initiieren und zu beschleunigen. Ihr Auftreten, ihre Charakteristika und Auswirkungen stehen in engem Zusammenhang mit der Rolle von Akteuren, die den Status quo stören und transformieren wollen und somit über das verfügen, was wir als „disruptive Agency“ (disruptive Handlungsfähigkeit) bezeichnen.
In diesem Beitrag betonen wir die epistemische Dimension disruptiver Agency in sozialen Transformationen: Zum einen, indem wir disruptive Akteure als epistemische Außenseiter im Hinblick auf das soziale System konzeptualisieren, das sie stören und transformieren wollen, und zum anderen, indem wir diese Konzeptualisierung mit Begriffen wie Glauben, sozialen Praktiken, sozialen Netzwerken, Diskursen oder Institutionen verknüpfen.
Wir identifizieren fünf Vorteile dieses Ansatzes:
Erstens informiert und ermöglicht er konzeptuell verschiedene vielversprechende interdisziplinäre Wege, um transformative Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit zu erforschen und potenziell zu beeinflussen.
Zweitens bietet ein epistemisches Verständnis von disruptiver Agency einen Schlüssel für eine integrierte Analyse der individuellen und kollektiven Ebenen von Handlungsfähigkeit, die an Nachhaltigkeitstransformationen beteiligt sind.
Drittens verbindet der Begriff der epistemischen Außenseiter konzeptuell Positionen von Akteuren über Systemgrenzen hinweg, die als entscheidend für Nachhaltigkeitstransformationen gelten (z. B. „Nischeninnovatoren“ oder „Regime-Intermediäre“), denen aber ein integriertes Verständnis fehlt.
Viertens hebt eine epistemische Perspektive zusätzlich die sich ändernden Anforderungen und Herausforderungen hervor, die sich in zwei Hauptphasen von Transformationen über die Zeit entfalten, nämlich vor und nach dem Teilen eines neuen epistemischen Rahmens durch die Mehrheit der Akteure.
Schließlich ermöglichen die genannten Merkmale die Ableitung und Konzeption neuer Interventionsformate und Strategien.
Spatan, Sergiu; Peter, Daniel; Thiele, Gundula; Wolfram, Marc; Ehnert, Franziska; Scherbaum, Stefan et al. (2024): Epistemic outsiders: Unpacking and utilising the epistemic dimension of disruptive agency in sustainability transformations. In: PLOS Sustain Transform 3 (2), e0000097. DOI: 10.1371/journal.pstr.0000097.
Wagenknecht, Susann (2022): Ungewissheit als praktisches Phänomen
Lebensformen sind durch ihre Fähigkeit definiert, Probleme im Kontext ihrer Praktiken zu lösen. Ihr „gutes Funktionieren“ bemisst sich an der Fähigkeit, Irritationen zu integrieren. Scheitern entsteht, wenn Probleme nicht mehr sinnvoll eingerahmt werden können, was zu existenzieller Ungewissheit führt. Thévenots Konzept der „Formen des Engagements“ differenziert, wie Menschen praktisch mit Ungewissheit umgehen – im Vertrauten, im planenden oder im rechtfertigbaren Handeln. So zeigen sich Ungewissheit und Krisen als Herausforderungen für die Stabilität und Transformation von Lebensweisen.
Wagenknecht, Susann (2022): Ungewissheit als praktisches Phänomen. In: Sören Altstaedt, Benno Fladvad und Martina Hasenfratz (Hg.): Praxis und Ungewissheit. Zur Alltäglichkeit sozial-ökologischer Krisen. Frankfurt: Campus Verlag (Zukünfte der Nachhaltigkeit, Band 5), S. 29–54