22.08.2025
Länger gemeinsam lernen, Elternakademie und Schleifenjahr – 860 Kinder und Jugendliche starten an der Universitätsschule Dresden ins Schuljahr
An der Universitätsgemeinschaftsschule Dresden sind im August etwa 860 Kinder und Jugendliche in das neue Schuljahr gestartet. Nach der Willkommenswoche beginnt für sie das Projektlernen in heterogenen Gruppen mit einer auf die verschiedenen Altersgruppen abgestimmten Tagesstruktur. Für einen gelingenden Schuljahresanfang unterstützen die erfahrenen Eltern, Schüler:innen und Lehrkräfte die neuen Mitglieder der verschiedenen Stufen. Begleitet wird der wachsende Schulversuch weiterhin durch die Forschungsstelle Universitätsschule ForUS an der TU Dresden bei der Umsetzung des didaktischen Konzepts und Anpassung der Konzeptbausteine für gelingendes Lernen an einer „Schule der Zukunft“. Die Termine für die Schulanmeldung für das kommende Schuljahr stehen vor der Tür.
Seit der Gründung 2019 mit 200 Kindern in den Klassenstufen 1, 2, 3 und 5 ist die Schulgemeinschaft kontinuierlich gewachsen. Jeden Sommer starten etwa 75 Schulanfänger:innen in der Jahrgangsstufe 1 – das entspricht 3 Klassenstärken – in die jahrgangsgemischten Gruppen der Grundstufe. Von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern der Jahrgangsstufen 2 und 3 erfahren sie in der Willkommenswoche, wie hier der Schulalltag beginnt: mit digitaler Anmeldung, Hausschuhen und Frühstück für alle vor dem Start in die gemeinsamen Lernzeiten.
Stufenübergänge gestalten und Zusammenhalt stärken
Ganz ähnlich geht es den Kindern, die mit der Jahrgangsstufe 4 in die Mittelstufe starten. Im vergangenen Jahr waren sie selbst die Expert:innen, nun werden sie von den 5ern und 6ern in die Räume und Abläufe eingeführt und von den Lernbegleiter:innen in das stärker selbstständige Lernen im Projekt begleitet. Da es an einer Gemeinschaftsschule nach Sächsischem Schulgesetz eine vierzügige Oberstufe geben muss, wird auch eine Klassenstärke neu angemeldeter Schüler:innen der Jahrgangsstufe 5 mit ihren Eltern in die Schulgemeinschaft als Seiteneinsteiger aufgenommen.
Auch in den Jahrgangsstufen 2-4 und 6-10 werden einzelne Quereinsteiger:innen in die Stammgruppen integriert. Die im Schulkonzept angelegte Durchlässigkeit der Stammgruppen ermöglicht eine relativ stabile Gemeinschaft. Die Gruppen sind aber nicht so fest angelegt wie jahrgangsreine und niveaustufendifferenzierte Klassen in der Regelschule. In bewusst heterogenen Gruppen lernen die Schülerinnen und Schüler in allen Stufen in gemischten Altersgruppen und unabhängig vom zukünftigen Abschluss – Förder-, Hauptschulabschluss, Mittlere Reife oder Abitur – gemeinsam und auch voneinander.
Berufsorientierung in der Jugendstufe
In der Jahrgangsstufe 7 wechseln die Jugendlichen in die Jugendstufe und damit auch aus den Mobilen Raumeinheiten in den DDR-Altbau. Gemeinsam mit der Jahrgangsstufe 8 ist neben dem immer stärker Selbstregulierten Lernen für sie die Berufsorientierung ein neues Thema. Bereits im Frühjahr 2025 haben sie sich auf den Start des Freitagspraktikums vorbereitet. An einem Tag in der Woche lernen sie hier an realen lebensweltlichen Problemen an einem außerschulischen Lernort.
An einem weiteren außerschulischen Lernort, der Jugendschule im Dresdner Stadtteil Prohlis, erfahren die Jugendlichen das Lernen mit starkem Lebens- und Arbeitsweltbezug bei ganz praktischen Aufgaben in ihrer Mentorengruppe: Bewirtschaftung eines Gartens, Verpflegung der gesamten Gruppe, Renovierung der denkmalgeschützten Gebäude, Reinigung der Räume, Herstellung von Werkzeugen und anderen Gegenständen in der Werkstatt. Im siebenwöchigen Rhythmus übernehmen sie diese Aufgaben unterstützt unter anderem von Fachlehrkräften aus dem Bereich Wirtschaft, Technik, Haushalt (WTH) und setzen so das Projektlernen auch an diesem Lernort um.
Mit dabei sind auch einige der ukrainischen Schülerinnen und Schüler, die seit 2022 an die USD gekommen sind. Nach der Auflösung der Sprachförderklassen lernen sie nun in derMittel-, Jugend- und Qualifizierungsstufe. Zwei Lehrkräfte aus der Ukraine sind inzwischen ein fester Teil des Lernbegleitungsteams in den Fächern Englisch, Musik und Sport in den verschiedenen Stufen.
Erste Ziffernnoten in der Jahrgangsstufe 9 für die Abschlussprüfungen
Mit dem Wechsel in die sogenannte Qualifizierungsstufe erhalten die Schülerinnen und Schüler an der Universitätsgemeinschaftsschule ab der Jahrgangsstufe 9 das erste Mal Ziffernnoten. Zusätzlich zum verbalen Feedback und der Darstellung des erreichten Lernstandes in Prozentwerten ab der Mittelstufe werden so die für den Hauptschulabschluss und alle weiteren standardisierten Abschlussprüfungen benötigten Zensuren eingeführt. Durch die Teilnahme an regelmäßigen Kompetenztests durch die Forschungsstelle zum Schulversuch Universitätsschule ForUS sind die Kinder und Jugendlichen auch in den jüngeren Jahrgangsstufen bereits mit regulären Testformaten vertraut, auch wenn diese der Lernstandserhebung sowie als Grundlage für ein lernförderliches Feedback und nicht der Leistungsbewertung dienen.
Nach den ersten Realschulprüfungen im Frühjahr 2025 haben 30 Absolvent:innen die Schule verlassen, auch drei Hauptschulabsolventen und eine Förderschulabsolventin setzen ihren Weg ins Berufsleben in einem berufsvorbereitendem Jahr, Freiwilligendienst oder in einer Berufsausbildung fort. Aus dem ersten größeren Abschlussjahrgang gehen im Schuljahr 2025/26 eta 20 Schüler:innen im ersten sogenannten Schleifenjahr erneut in den Jahrgang 10.
Schleifenjahr in der Jahrgangsstufe 10 – Intensive Vorbereitung auf Sekundarstufe II
Die Schüler:innen, die im Gründungsjahr 2019 in die Jahrgangsstufe 5 an die Universitätsoberschule gekommen sind, erfüllen formal nicht die Voraussetzungen für ein Lernen bis zum Abitur. Erst seitdem es die Universitätsgemeinschaftsschule ohne Trennung in Grund- und Oberschule und mit der weiterführenden Sekundarstufe II gibt, sind diese gegeben. Auch wer bis zum 10. Jahrgang auf Realschulniveau gelernt hat, benötigt eine weitere Vorbereitung auf die gymnasiale Sekundarstufe II. Das sogenannte Schleifenjahr im Jahrgang 10 ist im aktuellen Schuljahr die Lösung für dieses Problem. Die Schüler:innen mit den Voraussetzungen (u.a. Anschlussnote) für die gymnasiale Oberstufe ergänzen diese Kenntnisse und Kompetenzen – ein Beispiel für die im Schulkonzept angelegte Durchlässigkeit, die auch zu einem späteren Zeitpunkt einen anderen Schulabschluss ohne Schulwechsel ermöglicht.
Im Schuljahr 2026/27 startet der erste 11. Jahrgang an der Universitätsschule Dresden. Dann geht die wissenschaftlich begleitete Schulversuch in die Halbzeit, das achte von 15 Jahren Begleitforschung bricht an und der Neubau für ein Lernhaus der Zukunft in Nähe des aktuellen Standorts soll beginnen. Im Schuljahr 2027/28 wird die Schulgemeinschaft dann vollständig aufwachsen auf etwa 1.000 Schülerinnen und Schüler in den Jahrgangsstufen 1 bis 12, begleitet von circa 110 Lernbegleiter:innen. Der Umzug ins Lernhaus am Standort Höckendorfer Weg ist für das Jahr 2029 vorgesehen.
Wissenschaftliche Begleitung durch die Forschungsstelle ForUS
Die Universitätsschule Dresden wurde 2019 als gemeinsames Projekt der Technischen Universität Dresden und Landeshauptstadt Dresden eröffnet: ein Schulversuch zur „Schule der Zukunft“ mit wissenschaftlicher Begleitung durch die TU Dresden über 15 Jahre an einer Schule in städtischer Trägerschaft. Mit der Gründung der Forschungsstelle Universitätsschule ForUS im Frühjahr 2022 gewann die TU Dresden eine interdisziplinäre Wissenschaftliche Einrichtung für die exzellente Bildungsforschung in dem in seiner Art deutschlandweit einmaligen Schulversuch.
Der Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Inklusive Bildung ermöglichen an der Ausbildungsschule der TU Dresden einerseits den Lehramtsstudierenden in Dresden die Erprobung und Erforschung innovativer Lehr-Lernformate. Andererseits führen die Bildungsforscher:innen regelmäßig Lernstandserhebungen mit den Schüler:innen an der USD und an Dresdner Vergleichsschulen durch und werten diese aus. Auch hier zukünftige Lehrkräfte sich beteiligen und ganz praktische Einblicke in die Bildungsforschung erhalten.
Bildungsforschung für die Unischulgemeinschaft und darüber hinaus
Im Herbst 2024 sind an der Forschungsstelle Universitätsschule ForUS drei Forschungsprojekte im Kontext der Begleitforschung zur Universitätsschule Dresden gestartet. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) sollen hier gemeinsam mit weiteren Forschungspartnern und Versuchsschulen die Möglichkeiten des Digitalen für die lernförderliche und auf die individuellen Bedürfnisse von Schüler:innen gerichtete Schul- und Unterrichtsentwicklung ausgelotet werden. In einem Projekt geht es um die Anforderungen an die Kommunen als Schulträgerinnen in der Bereitstellung einer entsprechenden Infrastruktur.
Ein erster Transfer der Erkenntnisse aus dem Schulversuch findet im Rahmen des Projekts „Alternatives Lehramtspraktikum an ausgewählten Schulen in Ostsachsen“ (ALSO) statt. Nach ersten Erfahrungen mit einem semesterbegleitenden Schulpraktikum an der Universitätsschule Dresden können Lehramtsstudierende der TU Dresden bereits zu einem frühen Zeitpunkt im Studium praktische Erfahrung mit innovativen Lehr-Lernformaten sammeln. Durch die Professur für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Inklusive Bildung und die dort angesiedelte Erziehungswissenschaftliche Lehr- und Forschungswerkstatt (ELF) werden sie auf den Einsatz an den Schulen vorbereitet, aber auch eng begleitet in der Reflexion der an der Hochschule gelehrten Theorie und ihrer praktischen Erfahrung.
Auch Erwachsene lernen im Schulversuch
Vor dem Schuljahresstart konnten in der Vorbereitungswoche die neuen Lernbegleiter:innen ihre Kolleginnen und Kollegen in allen Stufen kennenlernen und beginnen nun die Arbeit im Schulversuch zur „Schule der Zukunft“ von TU Dresden und Landeshauptstadt Dresden. In der Pädagogischen Akademie bildet sich das Lernbegleitungsteam regelmäßig weiter zu Themen der Unterrichts- und Schulentwicklung fort und nimmt teil an der Begleitforschung durch die Forschungsstelle Universitätsschule ForUS.
Auch die Eltern lernen im Schulversuch und teilen ihre Erfahrungen. Die AG Elternakademie des USD-Elternrats lädt zunächst ein, sich mit der Schul- und Lernmanagementsoftware vertraut zu machen. Diese ermöglicht die Kommunikation aller Mitglieder der Schulgemeinschaft, aber auch die digital gestützte Dokumentation der Anwesenheit, der individuellen Lernpfade und Zielvereinbarungsgespräche in den höheren Jahrgängen – transparent für Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern – und erleichtert so den Fokus auf die jeweils nächsten Lernschritte für jeden einzelnes Kind und jede:n einzelne:n Jugendliche:n.
Die regelmäßige Elternakademie lädt im Schuljahresverlauf dazu ein, mehr zu erfahren über das didaktische Konzept, seine Umsetzung und die Fortschritte sowie sich darüber auszutauschen. Auch in die Begleitforschung und Erkenntnisse aus der Forschungsstelle ForUS gibt das immer vom Schulleitungsteam, der Begleitforschung und Lernbegleitung unterstützte Format spannende Einblicke.
Anmeldung für Schulstart 2026 im September
An der öffentlichen Gemeinschaftsschule im Dresdner Süden findet die Anmeldung für die Jahrgangsstufe 1 im Schuljahr 2026/27 am 4. und 9. September jeweils von 14 bis 18 Uhr ohne Terminvergabe statt. Ein erklärtes Ziel im Schulversuch ist, dass die Schülerschaft der Universitätsschule Dresden den Bevölkerungsdurchschnitt bezüglich der Kriterien Geschlecht, Mehrsprachigkeit, Förderbedarf und höchster Berufs- und Bildungsabschluss der Eltern repräsentiert. Für die Auswahl der aufgenommenen Kinder füllen die Eltern bei der Anmeldung auch einen Fragebogen der TU Dresden zu diesen Kriterien aus. Die Forschungsstelle Universitätsschule ForUS veröffentlicht regelmäßig einen Überblick über die aktuelle Zusammensetzung der Schülerschaft.
Über die Universitätsschule Dresden
Die Universitätsschule Dresden ist ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der Technischen Universität. Sie ist eine öffentliche und kostenfreie Gemeinschaftsschule in städtischer Trägerschaft, an der unter wissenschaftlicher Begleitung innovative Formen des Lehrens und Lernens erprobt werden. Darüber hinaus ist sie Ausbildungsschule für zukünftige Lehrkräfte und künftig auch Weiterbildungsschule für Lehrer:innen. Wissenschaftlich begleitet wird der Schulversuch von der Forschungsstelle Universitätsschule ForUS an der TU Dresden.
Informationen zum Forschungsprojekt an der TU Dresden: https://tu-dresden.de/gsw/unischule
Informationen zur Universitätsschule Dresden: http://universitaetsschule.org
Auf verschiedenen Social-Media-Kanälen finden Sie unter @unischuleTUD Einblicke in das Forschungsprojekt und den Schulalltag: Facebook, Instagram, YouTube und LinkedIn. Neuigkeiten aus dem Projekt Universitätsschule Dresden gibt es regelmäßig im GSW-Newsletter.