Oct 19, 2020
Forschen in der Universitätsschule - Seminare für Lehramtsstudierende
Im Wintersemester 2020/21 haben Lehramtsstudierende aller Fachrichtungen erneut die Möglichkeit, an der Universitätsschule Dresden praktische Erfahrungen in der Bildungsforschung zu sammeln. Das Seminar "Forschen in der Universitätsschule" (in diesem Semester mit Schwerpunkt auf die Themen Schulkultur und Bibliotheksnutzung) beginnt am 27. Oktober 2020 und findet wieder ausschließlich online statt. Die Einschreibung ist ab 15. Oktober geöffnet. Alle Details finden Sie auf der OPAL-Seite zum Seminar "Forschen in der Universitätsschule"
Kompensation fehlender Forschungsmittel
Im Sommersemester 2020 fanden am Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Inklusive Bildung die ersten Forschungsseminare im Projekt Universitätsschule Dresden statt. Für Prof. Dr. Anke Langner, Leiterin des begleitenden Forschungsprojekts zur Universitätsschule Dresden, sind die Seminare auch der Versuch einer Kompensation der fehlenden Forschungsmittel: „Es gibt aktuell zur Begleitung der Universitätsschule Dresden weder Forschungsmittel noch Evaluationsmittel. Dennoch müssen Daten erhoben und evaluiert werden.“
Forschendes Lernen in 4 Schritten
"Ich konnte aus dem Seminar mitnehmen, wie man eine Forschungsfrage Schritt für Schritt am besten entwickeln und formulieren kann, wie man anhand dieser Frage dann einen Fragebogen erstellt und diesen letztendlich auswertet. Außerdem fand ich das Konzept der Universitätsschule äußerst interessant."
In beiden Seminaren wurde aufgrund der guten Erfahrungen aus dem Projekt "Schule inklusiv gestalten" (SING) erneut der Vierschritt des forschenden Lernens umgesetzt: Zunächst werden theoretische Grundlagen erarbeitet, im nächsten Schritt wird eine Methode zur Datenerhebung erarbeitet, danach werden Daten erhoben und diese im Anschluss ausgewertet.
Die Rückmeldung der Studierenden aus dem Sommersemester und aus früheren Seminaren bestätigt, dass auf diese Weise der Ablauf eines Forschungsprojektes nachvollziehbar vermittelt und erprobt wird: „Sie verstehen besser, warum Wissenschaft notwendig ist, um Schule zu verstehen. Und im besten Fall nehmen sie eine Anregung mit, wie Schule verändert werden kann, eine Anregung, die sie selbst erarbeiten haben und somit als sinnvoll und wirksam empfinden.“
Positives Feedback im ersten Digitalsemester
Die große Herausforderung im Sommersemester 2020 war die Übertragung des Seminarablaufs in die digitale Lehre. Unter den gegebenen Umständen waren Prof. Dr. Anke Langner, Dr. Matthias Ritter und Dr. Marlis Pesch positiv überrascht, dass in beiden Seminaren alle 30 Studierenden vom Anfang bis zum Ende so gut durchgehalten und sehr interessante Ergebnisse erzeugt haben. Auch die Rückmeldung der Studierenden nach dem digital gestützten Semester war sehr positiv, auch wenn es weniger der ursprünglich geplanten kooperativen Vorort-Elemente gab.
"Das Seminar an sich mit seiner Struktur und den anfangs vier Belegen war schlüssig, jedoch hat das dann zeitlich und durch Corona nicht so geklappt. Man könnte das Seminar vielleicht tatsächlich über zwei Semester verteilen, sodass man, vor allem gegen Ende, nicht so einen Stress hat. Auch sehr gut fand ich das peer review des ersten Beleges, dadurch hat man noch mal einen guten Input von mehreren Leuten bekommen, was man verbessern sollte."
"Ich fand die aufgeschlossene Art der Dozenten sehr angenehm, auch das Feedback der Dozent war sehr hilfreich. Was man mitnehmen konnte, war auf jeden Fall, dass man mit den SuS in engeren Kontakt treten muss und den außerschulischen Lernort mit in den Unterricht einbeziehen sollte. Ich kannte das Konzept der Unischule noch nicht, und war sehr begeistert von dieser Struktur und würde gern einiges in meinen eigenen Unterricht einbeziehen."
„Aus dem Seminar nehme ich einen Einblick in das Forschende Lernen sowie verschiedene empirische Forschungsmethoden mit. Das Seminar hat mich zudem angeregt, in Erwägung zu ziehen, eine Staatsexamensarbeit zur Universitätsschule anzuschließen.“
Studierende erarbeiteten sich tragende Erkenntnisse
Im Seminar „Geographien der Kindheit und Jugend“ in Kooperation mit dem Lehrstuhl Didaktik der Geographie haben die Studierenden im direktem Kontakt mit Schülerinnen und Schülern der Universitätsschule Dresden den Stadtteil Plauen entdeckt. Anke Langner ist von der Zusammenarbeit von Studierenden und Schülern begeistert: „Bei diesen Walking Interviews haben sie verstanden, was Raumkonzeptionen aus der Perspektive von Schulkindern sind. Sie haben sich geniale Ergebnisse hart erarbeitet, indem sie die Interviews individuell und in Relation zueinander ausgewertet haben. Auf diesem Weg wurden tragende Erkenntnisse erarbeitet.“
Im Seminar „Forschen an der Universitätsschule“ zeigte sich die Methodenvielfalt aus Videographie, Fragebogen und Interview als Herausforderung. Allen Studierenden gelang es in Gruppenarbeit ein Instrument zur Datenerhebung zu entwickeln.
Gemeinsamer Erkenntnisgewinn
Anke Langner hält nach dem Sommersemester fest, "dass die Seminare mit Lehramtsstudierenden der TU Dresden auch mit wenigen Mitteln ein funktionierender Weg sind, den Schulversuch Universitätsschule in einer minimalistischen Form zu begleiten, der aber aus Sicht der Wissenschaft nicht genügen kann. Die forschende Lehre macht den Studierenden und den Dozentinnen Spaß, da wir gemeinsam Erkenntnisse gewinnen. Die Seminare sind ein gutes Beispiel, wie gut der notwendige dialogische Prozess für die Entwicklung der Studenten ist."
Noch sind die Bedingungen für ein ideales Forschungsseminar den Dozierenden zufolge nicht gegeben: „Die erhobenen Daten müssen für weitere Erkenntnisse weiter ausgewertet werden. Auch ohne die organisatorischen Besonderheiten der vergangenen Monate war das Sommersemesters dafür zu kurz und es zeigt sich, dass sogenannte Projektseminare, die sich über mindestens 2 Semester erstrecken, dafür besser geeignet wären. Die Studierenden hätten in einem solchen Rahmen noch ganz andere Erkenntnismöglichkeiten und könnten andere Ablaufprozesse erproben. Viele Studierende würden gern mit den Ergebnissen weiterarbeiten und an der Universitätsschule erproben, ob die Resultate sich im Lernprozess bestätigen. Ein solches Projektseminar über mehrere Semester ist leider aufgrund der Studienorganisation an der TU Dresden nicht möglich.“
Universitätsschule Dresden - gemeinsamer Schulversuch der Stadt Dresden und TU Dresden
Die Universitätsschule Dresden ist ein gemeinsames Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der Technischen Universität. Sie ist eine öffentliche und kostenfreie Grund- und Oberschule in städtischer Trägerschaft, an der unter wissenschaftlicher Begleitung innovative Formen des Lehrens und Lernens erprobt werden. Darüber hinaus wird sie Aus- und Weiterbildungsschule der TU Dresden für zukünftige und derzeitige Lehrkräfte sein.
Informationen zum Forschungsprojekt an der TU Dresden: https://tu-dresden.de/gsw/unischule
Informationen zur Universitätsschule Dresden: http://universitaetsschule.org
Informationen für Journalisten
Maria Völzer
0351 463-39917