23.05.2022
Tagung: Beten und gesehen werden. Soziale Funktionen spätmittelalterlicher Andachtspraktiken im mitteleuropäischen Vergleich
Vom 21. bis 23. Juni 2022 findet an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig die internationale Tagung "Beten und gesehen werden. Soziale Funktionen spätmittelalterlicher Andachtspraktiken im mitteleuropäischen Vergleich" in Kooperation mit dem Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften, dem Deutschen Historischen Institut Warschau und der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt.
Der Flyer der Tagung kann hier eingesehen werden.
Internationale Tagung: Beten und gesehen werden. Soziale Funktionen spätmittelalterlicher Andachtspraktiken im mitteleuropäischen Vergleich
Vom 21. bis 23. Juni 2022 findet an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig die internationale Tagung "Beten und gesehen werden. Soziale Funktionen spätmittelalterlicher Andachtspraktiken im mitteleuropäischen Vergleich" in Kooperation mit dem Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften, dem Deutschen Historischen Institut Warschau und der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt.
Die religiöse Dimension von Andachtspraktiken ist offensichtlich. Devotionales Handeln sollte das persönliche Heil und das von Verwandten sichern; die Existenz im Jenseits sollte auf diese Weise ermöglicht und erleichtert werden. Religiöse Andachtspraktiken hatten indes auch eine innerweltliche Dimension. Die Frömmigkeitspraktiken, egal ob individuell oder kollektiv, dienten der Identitätsbildung, sie verliehen Prestige, konnten den gesellschaftlichen und sozialen Status veranschaulichen und hatten nicht zuletzt wirtschaftliche Bedeutung. Das Funktionieren von Gemeinschaften – in einer Familie, in Bruderschaften, in einer Kirchengemeinde, in einer Stadt – wurde durch Andachtspraktiken garantiert, strukturiert und auch vereinfacht.
Ziel der Tagung ist es, für das mitteleuropäische Spätmittelalter in vergleichender Perspektive zunächst die konkreten Andachtspraktiken in den Blick zu nehmen. Dies betrifft im kollektiven Kontext etwa das Handeln in den Bruderschaften, Schenkungen und Stiftungen, Werke der Frömmigkeit, Prozessionen oder Pilgerfahrten. Stärker auf das Individuum bezogen interessieren Formen der privaten Devotion – das persönliche Gebet, die individuelle Verehrung von Reliquien, das Sammeln von Devotionalien oder die Andachtslektüre.
Die genannten Andachtspraktiken wurden in der bisherigen Forschung – auch dem Quellenstand geschuldet – bevorzugt für die geistlichen und weltlichen Eliten in den Blick genommen. Die Tagung verfolgt allerdings das Ziel, derartige Devotionspraktiken nicht für Päpste, Bischöfe, Kaiser, Könige, Fürsten und andere „Große“ zu untersuchen. Stattdessen soll versucht werden, die Andachtspraktiken der oft nur namentlich bekannten, oft anonym gebliebenen Menschen in den Städten und auf dem Land zu rekonstruieren. Es soll somit um kulturelle Praktiken gehen, die von breiten Bevölkerungsschichten geteilt wurden, oft nicht Gegenstand der scholastisch-universitären Eliten waren.
Programm
DIENSTAG, 21. JUNI 2022
15.30 Uhr
Einführung
Sektion I. Das religiöse Ereignis
16.00 Uhr
JÖRG SONNTAG (Dresden)
Das Spiel als Andachtsform im späten Mittelalter
16.30 Uhr
ALICJA GRABOWSKA-LYSENKO (Toruń/Greifswald)
„Up unse begenckenysse“. Die Ausübung von religiösen Praktiken und die Frage der Repräsentation der Bruderschaften in der Danziger Marienkirche im ausgehenden Mittelalter
17.00 Uhr
Diskussion
17.30 Uhr
Kaffeepause
18.00 Uhr
CHRISTIAN RANACHER (Dresden)
Das Rosenkranzgebet als egalitäre Andachtspraxis in der Lebenswelt um 1500
18.30 Uhr
MIRKO BREITENSTEIN (Dresden)
Andacht und Schmerz. Die symbolische Präsenz des Antonius und der Antoniter
19.00 Uhr
Diskussion
20.00 Uhr
Gemeinsames Abendessen
MITTWOCH, 22. JUNI 2022
Sektion II. Erinnerung und Memoria
9.30 Uhr
EWA WÓŁKIEWICZ (Warszawa)
Kurzzeitige Memoria, ewiges Vergessen. Totengedanken an der St. Johannes Ev.-Kirche in Neisse im Spätmittelalter
10.00 Uhr
PIOTR OLIŃSKI (Toruń)
Bauern und Bürger im liturgischen Gedächtnis von pommerellischen und pommerschen Klöstern
10.30 Uhr
Diskussion
11.00 Uhr
Kaffeepause
11.30 Uhr
PIOTR KOŁODZIEJCZAK (Toruń)
The Pious Gifts of Germans in Late Medieval Stockholm: Commemoration, Integration, and the Town Law
12.00 Uhr
MONIKA SACZYŃSKA-VERCAMER (Warszawa/Berlin)
Dinge in frommen Gaben in Krakauer Testamenten des 15. Jahrhunderts. Eine vergleichende Untersuchung ihrer Funktionen
12.30 Uhr
Diskussion
13.00 Uhr
Mittagspause
Sektion III. Weg und Ort
14.00 Uhr
ENNO BÜNZ (Leipzig)
Ölbergdarstellungen als Andachtsort
14.30 Uhr
JAKUB SAWICKI (Wrocław/Praha)
Devotional practices and pilgrim badges from archeological perspective. Case of Medieval Wroclaw
15.00 Uhr
TIM ERTHEL / MARTIN SLADECZEK (Erfurt/Jena)
Die Erfurter Prozession nach Schmidstedt. Neue Erkenntnisse zu Kirche und Ausstattung einer Wüstung
15.30 Uhr
Diskussion
16.00 Uhr
Kaffeepause
16.30 Uhr
JAN HRDINA (Praha)
Soziale Aspekte einer spätmittelalterlichen Wallfahrt. Der Wallfahrtsort Kájov (Gojau) in Südböhmen und der Kult des hl. Wolfgang im 15. Jahrhundert
17.00 Uhr
HARTMUT KÜHNE (Berlin)
Deutsche Jerusalempilger und Kreuzweganlagen um 1500
17.30 Uhr
ROBERT ŠIMŮNEK (Praha)
Andachtspraktiken in adligen Residenzstädten Böhmens
18.00 Uhr
Diskussion
19.30 Uhr
Gemeinsames Abendessen
DONNERSTAG, 23. JUNI 2022
Sektion IV. Krieg und Konflikt
9.30 Uhr
PIOTR KOŁPAK (Kraków)
Socio-Religious Contexts of the Warfare: the Case of the Late Medieval Poland
10.00 Uhr
MARIE-KRISTIN REISCHL (Chemnitz)
Frömmigkeitspraktiken in den kriegerischen Auseinandersetzungen im Heiligen Römischen Reich während des Spätmittelalters
10.30 Uhr
Diskussion
11.00 Uhr
Kaffeepause
Sektion V. Bild und Wort
11.30 Uhr
MONIKA JAKUBEK-RACZKOWSKA (Toruń)
Die religiöse Praxis in den preußischen Großstädten im Mittelalter am Beispiel der schriftlichen und ikonographischen Quellen aus Toruń (14.-15. Jahrhundert)
12.00 Uhr
CHRISTIANE DOMTERA-SCHLEICHARDT (Leipzig)
Sehen – hören – lesen. Erscheinungsformen der spätmittelalterlichen Predigt im mitteldeutschen Raum
12.30 Uhr
STEPHAN FLEMMIG (Jena)
Die spätmittelalterliche Verehrung des Namens Jesu
13.00 Uhr
Diskussion
13.30 Uhr
Schlussdiskussion und Verabschiedung
14.00 Uhr
Mittagessen
Kontakt
PD Dr. Stephan Flemmig,
PD für Thüringische Landesgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Vertretungsprofessur für das Fach Frühe Neuzeit an der Universität Leipzig, Mitglied im Jungen Forum der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig,
stephan.flemmig@uni-jena.de