Heilige Mönchsbischöfe. Zu Diskursen über die Vereinbarung von Mönchtum und Bischofsamt in Heiligenviten des 11.–13. Jahrhunderts
Bearbeiterin: Dr. Daniela Bianca Hoffmann
Studentische Mitarbeiterin: Alina Schaarschmidt
Obwohl Mönche seit dem 4. Jahrhundert Bischöfe wurden, blieb der Mönchsbischof im lateinischen Mittelalter eine paradoxe, umstrittene Figur. Dies lag vor allem daran, dass das monastische Leben eine Abkehr von der Welt und ihren Werten, das machtvolle Bischofsamt hingegen ein Wirken in der Welt erforderte. Für die seit der Spätantike immer wieder diskutierte Vereinbarkeitsfrage ergab sich im Hochmittelalter eine neue Ausgangslage. Denn in dieser Zeit diversifizierte sich das Religiosentum und bildete sich eine einheitlichere, papstzentrierte Kirche heraus. Die Problematik wurde so vielgestaltig wie das Religiosentum: Jeder monastische Zweig musste sie auf eigene Art lösen und eigene Bischofsideale entwickeln – denn gemäß Kirchenrecht musste ein Mönchsbischof weiterhin monastisch leben.
Das Projekt erforscht das Paradox der Mönchsbischöfe in seiner literarischen Vermittlung während dieser Periode; es untersucht anhand von Viten heiliger Mönchsbischöfe aus kontemplativen Gemeinschaften, wie die Lebensformen des Mönchs und Bischofs vorbildlich verbunden und zum Ideal eines Mönchsbischofs verschmolzen werden konnten. Analysiert werden die Heiligenviten benediktinischer, zisterziensischer und kartäusischer Bischöfe, die zwischen ca. 1050 und ca. 1250 in England, Frankreich und Reichsburgund verfasst wurden. Dabei soll ermittelt werden, a) wie in den Viten das Ideal eines Mönchsbischofs beschrieben und dieser legitimiert wurde, und b), inwiefern die in den Viten tradierten Bischofsideale der Benediktiner, Zisterzienser und Kartäuser und die damit verbundenen Haltungen zur Amtskirche differierten.
Das Projekt möchte eine Forschungslücke füllen, indem es die Bischofsideale diverser monastischer Zweige im Hochmittelalter erstmals systematisch und vergleichend untersucht. Zugleich möchte es einen Beitrag zu der kontrovers beurteilten Frage leisten, ob monastische Züge im Bischofsideal infolge von Kirchenreform und Investiturstreit an Bedeutung gewannen oder verloren.