02.06.2025
Bericht zum Museumstag "Würfelkriege" im MHMBw
Bericht zum Museumstag Würfelkriege
(von Sarah Schlusche)
“Spielen gehört zu den Bedürfnissen des Menschen. In den erdachten Wirklichkeiten von Spielen kann die Welt ausgehandelt werden, ohne dass dies tatsächliche Folgen nach sich zieht”, so heißt es im Flyer zum Museumstag zu Krieg und Geschichte in Spielen, den die Didaktik der Geschichte der TU Dresden am 24. Mai mit dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, dem Fachgeschäft ReckenEcke und dem Tabletop-Verein Dresden ausrichtete.
Rund 1400 Besucher:innen nahmen an der Brettspielparade und an den gefragten Malworkshops teil. Wissenschaftliche Vorträge und literarische Lesungen rahmten das interaktive Public History Event und luden zur Diskussion ein: (Wie) Gehören Krieg und Spiel zusammen?
Der Deutschlandfunk berichtete im Interview mit Dr. Mathias Herrmann.
In Zusammenarbeit mit dem MHMBw konzipierten Lehramtsstudierende des Faches Geschichte einen eigenen Ausstellungsbereich, der es den vielen Besucher:innen des Museumstages ermöglichte, diverse Spielwelten in unterschiedlichen Kontexten kennenzulernen (historisierend, fantastisch etc.).

Einblick in eine Vitrine des Ausstellungsbereichs "Spielwelten"

"La bataille de Dresde 1813" - ein Schmuckstück aus der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden
Mit Risiko ging der Tag für die Museumsbesucher:innen los, durch den Lehramtsstudierende sie begleiteten. Als Expert:innen luden sie ein, in das Spielgeschehen einzutauchen, Partien auszufechten und über das Gespielte zu diskutieren. Ein Malworkshop für Groß und Klein, gab den Besucher:innen die Gelegenheit, sich in Miniaturmalerei zu versuchen. Sofern man einen der begehrten Plätze ergattert hatte, konnte man außerdem an einem Malworkshop mit YouTuber und Tabletop-Experten Diced (alias Denis Rubbert) teilnehmen.
Im Ausstellungsbereich, jeweils passend zur Umgebung, befanden sich weitere Brettspieltische: im Erdgeschoss zu den Themenbereichen Schwarzpulver-Strategie und Seekrieg, im ersten Obergeschoss zu Napoleon, dem Ersten Weltkrieg und dem Kalten Krieg, sowie Luftkrieg und Zukunft des Krieges und im zweiten Obergeschoss zu Antike, Mittelalter und dem Zeichen des Kriegshammers (angelehnt an den Namen der Spielreihe Warhammer).

Spielerisch komplexe Themen erschließen
Insgesamt 26 Spiele konnten die Besucher:innen als Teil der Spielparade bespielen. Nicht nur die Spielregeln, auch der historische Kontext und die Inspirationen, welche hinter den Spieldesigns steckten, wurden ihnen von den Studierenden der TU erklärt. Die Spiele reichten von kurzen Kompaktspielen wie 13 Minutes, einer Simulation der Kuba Krise, welche man, wie auch dem Namen nach ersichtlich, in nur 13 Minuten spielen kann, bis hin zu Langzeitspielen wie Friedrich, in welchem man die verschiedenen Nationen im Siebenjährigen Krieg über mehrere Stunden zum Sieg führt.

In Flanders Fields (Erster Weltkrieg)
Um 13:00 Uhr begann die Vortragsrunde im Libeskind-Keil des Museums mit einem Beitrag von Diced zum Thema: Was sind Tabletop-Spiele? mit anschließender Diskussion mit Dr. Mathias Herrmann (Co-Organisator des Museumstags und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Juniorprofessur für Didaktik der Geschichte der TU Dresden). Dabei ging es nicht nur um die Spiele selbst, sondern auch um Community und Marketing sowie Strategien zur Gewinnung neuer Spieler (wie z.B. Frauen durch das Einbinden starker weiblicher Charaktere à la Buffy).

Dr. Mathias Herrmann im Gespräch mit Denis Rubbert (Diced)
Dr. Mathias Herrmann gab einen Einblick in die geschichtsdidaktische Perspektive auf Krieg und Spiel. Als Teil der Geschichtskultur bieten Spiele die Möglichkeit, historische Ereignisse aufzuarbeiten und – einer Spurensuche gleich – der historischen Narration innerhalb dieser Medien auf den Grund zu gehen. Besonders bei Kriegsspielen stellen sich Fragen nach Moral und Wirkung, die das Publikum anschließend rege diskutierte.

J.Prof Dr. Corinna Link und Dr. Mathias Herrmann im Gespräch
Christian Buschmann (Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fachbereichs Didaktik der Geschichte der Goethe-Universität Frankfurt) und Dr. Philipp McLean (Akademischer Rat der Abteilung für Didaktik der Geschichte und Public History der Universität zu Köln), widmeten sich in ihrem Vortrag dem Thema Krieg in historischen Planspielen und fragten nach Bedingungen für ihren Einsatz im Geschichtsunterricht.

Dr. Philipp McLean und Christian Buschmann fragten das Publikum: Wird kriegerisches Chaos in historischen Planspielen kalkulierbar? Und was bedeutet das für historisches Lernen?
Abschließend folgte eine Lesung des Romans Risiko, eines auf historischen Fakten basierenden Abenteuerromans von Steffen Kopetzky, in dem das Spiel im Krieg kriegsentscheidend konzipiert wird. Die anschließende Diskussion moderierte Kai-Uwe Reinhold vom Militärhistorischen Museum.
Um 18:00 Uhr wurden die Türen des Museums wieder geschlossen. Die Besucher:innen hatten an diesem Tag die Gelegenheit, Einblick in die Thematik Krieg und Spiel zu erhalten, sich als Spieler:innen zu betätigen und dadurch die Nuancen der Spiele selbst zu erleben, sowie an Diskussionen mit Expert:innen teilzunehmen und so die Themen Geschichte, Krieg und Spiel aus einem möglicherweise neuen Blickwinkel zu betrachten.

Die Studierenden der Seminargruppe "Krieg und Spiel? Analoge Spiele als Medien für den Geschichtsunterricht" sowie Sarah Schlusche, Mina Weidner und Leon Hartmann unterstützen den Museumstag. Vielen Dank dafür!