19.10.2025
Goldener September - Die Juniorprofessur in der vorlesungsfreien Zeit
Im September war unsere Juniorprofessur für Geschichtsdidaktik gleich doppelt international präsent.
Juniorprofessorin Dr. Corinna Link (TU Dresden), Andreas Spiziali und Prof. Dr. Manfred Seidenfuß stellten im September das Forschungsprojekt „Deine Geschichte“ auf zwei wichtigen internationalen Tagungen vor.
Den Auftakt bildete die Jubiläumsveranstaltung „Geschichtsdidaktik empirisch“, welche zum 10. Mal an der Universität Basel durchgeführt wurde, am 4.–5. September. Das von uns organisierte Panel „Die Erzählungen Jugendlicher – Die Auswertung Forschender – Die Anwendung bei Lehrenden und Lernenden“ stieß dabei auf großes Interesse bei allen anwesenden Forschenden aus dem In- und Ausland.
Beitrag 1: Erzählungen Jugendlicher
Im ersten Beitrag stand die Frage im Mittelpunkt, wie Jugendliche über ihr Land erzählen. Grundlage war eine große empirische Studie, in der 705 Schüler:innen aus drei Bundesländern (Bayern, Brandenburg, Baden-Württemberg) ihre persönlichen Geschichtserzählungen verfassten. Im Zentrum stand die Frage, ob die Jugendlichen diese Geschichten national, transnational, global oder europäisch rahmen.
Erste Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche ihre Geschichten sehr unterschiedlich konstruieren und dabei sehr individuelle und verschiedene Themen aufgreifen. Auffällig ist, dass sich die Erzählweisen nicht bruchlos den bekannten Theoriemodellen wie den „Sinnbildungstypen“ (Rüsen) zuordnen lassen. Das eröffnet spannende Fragen für die Weiterentwicklung geschichtsdidaktischer Konzepte.
Beitrag 2: Methodische Herausforderungen
Der zweite Vortrag betrachtete die Methodenfragen dieses Mixed-Methods-Ansatz. Es wurden quantitative und qualitative Verfahren kombiniert, um die Geschichten systematisch durch Forschende zu analysieren. Dabei wurde deutlich, wie sehr die Wahl des Forschungsdesigns die Ergebnisse beeinflusst:
Deduktiv vorgegebene Kategorien greifen manches auf, während induktiv entdeckte Muster, etwa subjektivistisch-reflexive Erzählungen, die oft mit Zeitzeug:innen oder persönlichen Objekten belegt werden, neue Perspektiven eröffnen. Diese „Grenzfälle“ und „Ausreißer“ zeigen, dass die klassische Theorie empirisch neu befragt werden muss.
Beitrag 3: Herausforderungen für Lehrkräfte
Im dritten Vortrag rückten die Lehrpersonen in den Fokus: 42 Geschichtslehrer:innen aus verschiedenen Bundesländern wurden befragt, wie sie Schülererzählungen bewerten. 96 % der Befragten gaben an, dass die Benotung solcher subjektiven Narrative ein Problem darstellt. Viele greifen mangels klarer Vorgaben auf eigene Erwartungshorizonte zurück, was die Bewertung stark von individuellen Maßstäben abhängig macht.
Hier zeigt sich ein deutlicher Bedarf an praxisnahen Kriterien und Materialien, die historisches Erzählen im Unterricht nicht nur fördern, sondern auch fair und nachvollziehbar bewertbar machen.
Wenige Tage nach Basel, am 10. Bis 12. September, präsentierte unsere Juniorprofessur seine Forschung auch auf der Jahrestagung der International Society for History Didactics (ISHD) in Wroclaw. Unter dem Titel „National Narratives in an International Context: How Young People Tell Their Country’s History“ wurde das Projekt in den internationalen Austausch geschichtsdidaktischer Forschung mit Kolleg:innen von Südafrika bis Finnland, von Nordamerika bis Japan gegeben.
Beide Auftritte zeigten eindrucksvoll, wie das Projekt „Deine Geschichte“ aktuelle Debatten in der geschichtsdidaktischen Forschung bereichert und Perspektiven von Jugendlichen, Forschenden und Lehrkräften verbindet.
Auf beiden Kongressen bedankten wir uns für die Unterstützung und Mitarbeit der Studierenden (Frau Kähler, Frau Hohlweck, Frau Baglio, Herr Bots, Herr Welk, Herr Sievers, Herr Zander, Herr Schünemann aus Heidelberg und Frau Krohn und Frau Schlusche aus Dresden).