Das Duell als kulturelle Praktik in der Frühen Neuzeit. Vergleichende Untersuchung zu Kursachsen, Mecklenburg und Schweden.
(abgeschlossen, gefördert von der DFG, 01. Oktober 2007 - 30. September 2010)
Kurzbeschreibung des Projektes
Seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert formierte sich im vormodernen Europa das Duell als eine komplexe kulturelle Praktik gesellschaftlicher Eliten. Von den Streitenden wurde es als adäquates Mittel zum Konfliktaustrag bei Ehrkränkungen angesehen. Zugleich erfüllte das Duell eine wichtige Funktion als Medium sozialer Distinktion. Dabei unterliefen die Akteure mit ihrem Handeln das Gewaltmonopol des werdenden frühmodernen Staates, der die Zweikämpfe zunehmend sanktionierte. Die Erforschung des Duells verspricht deshalb wichtige Aufschlüsse über das Verhältnis von Staatsbildung, standesspezifischer Gruppenkultur und ständeübergreifender Gewaltpraxis.
Ein wichtiger Akzent des vorliegenden Projektes liegt außerdem auf dem Vergleich zwischen dem standesspezifischen Duell und anderen Formen ritueller, gewaltsamer Konfliktaustragung in der Frühen Neuzeit sowie, allgemeiner, auf dem Vergleich zwischen gewaltsamen und rechtlichen Konfliktlösungsstrategien.
Während für andere europäische Länder (sowie für die spätere Neuzeit) gewichtige Arbeiten zur Geschichte des Duells vorliegen, stellen einschlägige Forschungen gerade für das Alte Reich ein Forschungsdesiderat dar. Das Projekt will diese Lücke füllen, indem es über einen längeren Zeitraum und regional vergleichend eine Sozial- und Kulturgeschichte des Duells in der Frühen Neuzeit erarbeitet.
Als exemplarische Territorien wurden für die Fallstudie das albertinische Sachsen, Mecklenburg und Schweden ausgewählt. Über den Vergleich können Ähnlichkeiten und Unterschiede in Ausprägungen und Entwicklungen des Duells bestimmt und auch Elemente eines länderübergreifenden Kulturtransfers identifiziert werden. Die vorgesehene Langzeitperspektive bietet die Möglichkeit, verschiedene Phasen der Etablierung, Kriminalisierung und möglicherweise auch der Zurückdrängung des Duells zu untersuchen und damit einer Antwort auf die Frage, wie sich seit dem 16. Jahrhundert die Praktiken des Duells ausbildeten und wie es sich bis zur Form des hochartifiziellen Zweikampfes des späten 18. und 19. Jahrhunderts transformierte, näher zu kommen. Die Fallstudie soll auf einer breiten Quellengrundlage basieren und sich auf juristische, moraltheologische und populäre Schriften sowie auf Personalschriften und Gerichtsakten stützen.
Projektmitarbeitende
Prof. Dr. Gerd Schwerhoff, Projektleitung
Dr. Ulrike Ludwig, wissenschaftliche Mitarbeiterin
Alexander Kästner, Grundausstattung
Andreas Meier, studentische Hilfskraft