Forschung
Schwerpunkte
Kriegserfahrung im Zweiten Weltkrieg, Nordafrika im Zweiten Weltkrieg, Nationalsozialismus und Weimarer Republik, Kolonialismus im Nationalsozialismus, System der Konzentrationslager, Kulturgeschichte, Emotions- und Sinnesgeschichte, Gewaltgeschichte, Rechtsgeschichte, Geschlechtergeschichte, postcolonial studies und material culture.
Die Dissertation wurde am 12. Juli 2022 erfolgreich verteidigt und befindet sich aktuell in Vorbereitung für die Publikation.
„Deutung, Umdeutung, Aneignung. Raum- und Kriegserfahrungen deutscher Soldaten im Nordafrikafeldzug, 1941-1943“
Von Februar 1941 bis Mai 1943 kämpften deutsche Soldaten an der Seite ihrer italienischen Verbündeten um die Vorherrschaft in Nordafrika. In der Öffentlichkeit diente der vermeintlich fair geführte Feldzug lange zur Ehrrettung der Wehrmacht und in der Geschichtswissenschaft wurden allein strategische Überlegungen thematisiert. Neueste Forschungen zeigen, dass es auch hier zu Kriegsverbrechen, kolonialer Massengewalt und Judenverfolgung kam. An diese Ergebnisse knüpfte das Dissertationsprojekt an und erweiterte die Forschungen zum Afrikafeldzug um eine kulturgeschichtliche Perspektive, die die Kriegserfahrung der Soldaten in den Blick nahm. Dabei stand die Wahrnehmung und Deutung des Kriegsraumes und seiner Bewohner*innen im Zentrum der Arbeit. Land und Leute wurden von den deutschen Soldaten nicht nur als Ort der kriegerischen Auseinandersetzung wahrgenommen, sondern auch als kolonialer Raum, den sie mit bestimmten Erwartungen betraten, in dem sie ihre eigenen Vorstellungen von Fremdheit bestätigt sehen wollten und den sie durch den Rückbezug auf koloniale und exotistische Diskurse und Praktiken zu einem Raum der Männlichkeit und des Abenteuers umdeuteten. Durch solch diskursive Umdeutungen, visuelle und sprachliche Praktiken, aber auch durch Gewalt eigneten sich die Soldaten den Kriegsraum Nordafrika und die darin lebenden Menschen an, die selbst lange Zeit marginalisiert wurden. Denn in der Erinnerung an diesen Teil des Zweiten Weltkrieges wurden dieselben exotistischen Vorstellungen und rassistischen Denkmuster wirksam, die auch den Blick der deutschen Soldaten im Nordafrikafeldzug geprägt haben.
Erstbetreuerin: Prof. Dr. Dagmar Ellerbrock
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Patrick Bernhard, University of Oslo
Das Projekt wurde durch ein Sächsisches Landesstipendium und durch ein Promotionsstipendium der Heinrich-Böll-Stiftung gefördert.