Forschungsprofil
Die Juniorprofessur beschäftigt sich mit den Staaten, Bewohnern und Kulturen des mittleren und östlichen Europas im 19. und 20. Jahrhundert. Ein Schwerpunkt liegt auf deutschen und deutschsprachigen Bewohnern und den lokalen und überregionalen Austauschprozessen, in die sie eingebunden waren. Insbesondere geraten das deutschsprachige Judentum und Angehörige des deutschsprachigen Adels in den Blick, um Veränderungen der Lebenswelt im Zeitalter der Imperien und des Nationalismus zu erforschen.
Angeleitet werden die Forschungsprojekte von kulturwissenschaftliche Fragestellungen nach den mentalen Horizonten und Handlungsoptionen der historischen Akteure.
Deutschsprachige soziale und ökonomische Netzwerke im östlichen Europa
Die Forschungstätigkeit der Juniorprofessur konzentriert sich auf drei Bereiche.
Im Forschungsfeld (Post-) imperialer Wandel in Mittel- und Osteuropa untersuchen wir, wie Menschen die Umbrüche in und nach den beiden Weltkriegen verstanden und mitgestalteten, wie sie sich in neue Herrschaftsstrukturen einfanden, sich zu entziehen oder widersetzen versuchten.
Im Forschungsbereich Jüdische Netzwerke in deutsch-slawischsprachigen Kontakträumen nehmen wir das Handeln und die Beziehungen von Juden in den Blick, die sich in mehr- und verschiedensprachigen Kontexten bewegten, nicht zuletzt um den paradigmatischen Charakter jüdischer Erfahrungen und Präsenz für die pluri-kulturelle Geschichte des mittleren und östlichen Europas zu bestimmen.
Der dritte Forschungsschwerpunkt Siedlungsprojekte und Landbesitz möchte die fundamentale ökonomische und soziale Bedeutung von Landbesitz und die lange Geschichte staatlich gelenkter An- und Umsiedlung in ländlichen Räumen wieder stärker in das Bewusstsein der historischen Wissenschaften rücken. Dies ist ein Beitrag zum Verständnis der Genese der extremen Gewalt und ethnischer Säuberungen im östlichen Europa des 20. Jahrhunderts, welches die Erklärung vom radikalen Nationalismus ergänzt und erweitert.