Jun 21, 2021
Landes- oder Bundesfürsten? Die sächsischen Monarchen als komplementäre oder konkurrierende Vaterfiguren des Deutschen Kaiserreiches während des Ersten Weltkrieges (1914–1918) – ein Promotionsprojekt
150 Jahre Reichseinigung. Für Forschung und Medien ein erwarteter Anlass, um die Geschichte des es und ihre Folgen Revue passieren zu lassen. Dabei wird diese Geschichte in breiten Meistererzählungen weiterhin mit Fokus auf die nationale Ebene erzählt. Zwar hat die Geschichtswissenschaften seit geraumer Zeit bestätigt, dass bereits 1871 landeseigene Ziele, Ängste und Besonderheiten die Nationalstaatsgründung beherrschten und ein gemeinschaftliches Einheitserlebnis eher ein stilisierter Mythos war. Und doch erklärt die Fokussierung auf die (militärische) Macht des großen Quartetts (Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg) und auf einige „Himmelsgestirne“ der Führungspersönlichkeiten des Kaiserreichs (Wilhelm II., Bismarck, Hindenburg) das Fehlen umfangreicher landesgeschichtlicher Studien in der Reichshistoriografie. Die kleineren Reichsgebiete werden in der Darstellung gerne zusammengefasst und ihnen wird wenig Eigenständigkeit zugesprochen, die jeweiligen Bundesfürsten „entweder verdrängt oder verspottet oder mit wohlfeilen Gesten gönnerhaft abgetan“ (Kroll 2015, S. 201).