Sammlungen, Netzwerke und Kapital
Mechanisch-technologische Hochschulsammlungen sind Bestände, die von den höheren Bildungseinrichtungen im 19. Jahrhundert vornehmlich zur Unterstützung der Lehre eingerichtet wurden und Objekte enthielten, mit deren Hilfe unterschiedliche Aspekte des jeweiligen Themengebiets differenziert betrachtet werden konnten. Neben einer Objektvielfalt verdeutlichen die Sammlungen auch bis zu einem gewissen Grad den Stand der damaligen technischen Entwicklungen. Trotz ihrer zeitgenössisch prominenten Rolle an technischen Hochschulen des 19. Jahrhunderts fristen die Sammlungen sowohl in der universitäts-, wissenschafts-, sammlungs- wie technikhistorischen Forschung bislang eine Randexistenz.
Unter der Überschrift "Zwischen Netzwerken und Kapital. Technische Hochschulsammlungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert." sollen am Beispiel der mechanisch-technologischen Sammlung der heutigen TU Dresden und der ETH Zürich die Entwicklungen der Sammlungen, ihre Akteure und deren Netzwerk zwischen 1850 und 1920 untersucht werden. Gleichzeitig fragt die Arbeit danach, wie sich der Kapitalbegriff von Bourdieu auf Sammlungen und ihr Umfeld anwenden lässt. So geht sie davon aus, dass das Zusammenwirken von symbolisch, ökonomisch, kulturellen und sozialem Kapital essenziell für das Verständnis der mechanisch-technologischen Sammlungen, der Akteure sowie dem Zusammenspiel beider und der Veränderungen im Untersuchungszeitraum ist.
In einem 1. Schritt werden die Sammlungen rekonstruiert. Dabei stehen die Objekte und deren Herkunft (örtlich und personell) sowie die Korrespondenzen im Fokus. In einem 2. Schritt erfolgt die Analyse der Netzwerke mithilfe von nodegoat, wobei einerseits Personen- und Korrespondenznetzwerke, anderseits auch Objektnetzwerke jeweils für Dresden und Zürich erstellt werden. Bei den Korrespondenznetzwerken und dem in den Sammlungen enthaltenen Wissen wird sowohl die wirtschaftliche Bedeutung in den Blick genommen als auch nach imperialen Verbindungen der Sammlungen gefragt. In einem 3. Schritt wird dann explitit nach der Bedeutung der Sammlungen als Kapital bzw. der Wirkung der unterschiedlichen Kapitalarten sowie der -akkumulation gefragt.