Nutztiere in Wirtschaft, Technik, Transport und Umwelt
Die Befassung mit Tieren – sei es in der Wildnis, im Haus, im Zoo, im Stall oder im Labor – hat seit einigen Jahren in der interdisziplinär-kulturwissenschaftlichen Forschung wieder Konjunktur. Zuweilen wird dies mit einer dezidiert tierrechtsphilosophisch aufgeladenen Perspektive verbunden. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Etablierung der Human-Animal-Studies oder der Critical Animal Studies. Auch in der Politik-, Technik-, Umwelt- und Mobilitätsgeschichte werden Tiere mittlerweile zunehmend thematisiert. Auch an der Professur für Technik- und Wirtschaftsgeschichte wird zur Geschichte der Nutztiere geforscht, diskutiert, geschrieben und gelehrt. Dabei interessieren uns vor allem die Schnittstellen zwischen Tierhaltung, „Tierproduktion“ und dem nutztierlichen Nachleben mit Wirtschaft, Technik, Verkehr, Umwelt und Medizin.
Forschung
Gisela Hürlimann / Uwe Fraunholz: Animalische Stoffflüsse. Überlegungen zur Technik- und Wirtschaftsgeschichte des nutztierlichen Verwertungskomplexes in der Hochmoderne. Geplantes Forschungsprojekt (Eingabe 2023)
Veranstaltungen
- Workshop: Das nützliche Tier. Arbeit, Gesundheit, Produktion / Animals in Use. Work, Health, Production. TU Dresden, 9./10.11.2023
Ein Ende der Tierhaltung, wie wir sie bisher kannten, wird von immer mehr Menschen immer vehementer gefordert. Der retrospektive Blick auf Praktiken der Massentierhaltung in der technokratischen Hochmoderne, sprich die historische Reflexion über Nutztiere und Tiernutzung, scheint geeignet, die Notwendigkeit einer Zäsur weiter herauszuarbeiten.
Die Tagung richtet ihren ersten Fokus auf mensch-tierliche Arbeits‐ und Mobilitätsleistungen. Insbesondere die pflügende Kuh versinnbildlicht dabei die historische Polyfunktionalität mancher Nutztiere, indem sie auch als Lieferantin von Fleisch und Milch von Bedeutung ist. Damit sind Tierzucht und Tierhaltung – in Ställen und auf der Weide –, Tierfütterung und Tiergesundheit von Rindern, Schweinen und Hühnern angesprochen, die weitere Tagungsschwerpunkte bilden.
Koloniale Kontexte sollen ebenso diskutiert werden, wie ein mit der Schlachtung in Verbindung stehender weiterer Aspekt der Mensch‐Nutztier‐Beziehungen, nämlich das wirtschafts‐ und technikhistorisch bedeutsame Streben nach vollständiger „Verwertung“ des Nutztiers, das dieses zum „Rohstoff“ macht.
Publikationen
Auf den Spuren des Nutztiers / Sur les traces des animaux de rente. Traverse. Zeitschrift für Geschichte – Revue d’histoire, Band 2021/2 (hg. von Gisela Hürlimann, zusammen mit Alexandre Elsig, Sarah-Maria Schober, Isabelle Schürch).
Lehre
- WS 21/22 (TUD): Schlachthöfe. Versorgungsbetrieb, Unort, Skandalon (G. Hürlimann, Hauptseminar)
- SoSe 21 (TUD): Thema „biotischer Motor“ im Rahmen der Vorlesung: „ Die beschleunigte Gesellschaft.Verkehrsentwicklung, Mobilität und Transportinnovationen im 19./20. Jahrhundert“ (G. Hürlimann)
- SoSe 20 (KIT): Das nützliche Tier. Zur Kultur- und Wissensgeschichte des Nutztiers und seiner Menschen (G. Hürlimann, Oberseminar)
- WS 19/20 (KIT): Jenseits von Milch und Steak. Rind-Mensch-Maschinen-Interaktionen zwischen Acker, Schlachthof, Labor und Fabrik (G. Hürlimann, Seminar)