14.06.2022
Pop & Korn. Interdisziplinäre Filmreihe zum Semesterthema: Kunstgeschichten im FilmPlaytime, Fr 1967, Regie: Jacques Tati
Nicole Vögele, Hochschule für Bildende Künste Dresden zeigt „Playtime“, Fr 1967, OmU, Regie: Jacques Tati, 126 Min.
"Playtime ist eine futuristische und satirische Vision moderner Urbanität. Gezeigt wird eine zweckungebundene und entsubjektivierte Stadtlandschaft. Diese ergeht sich ausschließen in endlosen Staffelungen von Beton und Glas und klammert das Individuum in der rationalisierten Umgebung. Charakteristisch für die optisch vom Regisseur Jacques Tati formulierte Kritik an einer techno- und zukunftsoptimistischen Moderne ist zum einen, dass der Handlungsort, die historische Stadtkulisse von Paris, sich nur als Reminiszenz vermittelt und in Spiegelungen oder Werbeartikeln auftritt. Zum anderen sind die langen, raumtiefen und aus der Totale aufgenommenen Einstellungen, die den Blick der Zuschauer*innen ins technisierte Nichts weiten, typisch. Im Rahmen dieser Perspektivierung erzählt der Film seine Handlungsteile gleichzeitig. Damit lehnt er sich an visuell völlig entgegengesetzt liegende ästhetische Strategien der Entfokussierung von Einzelszenen zugunsten von Simultanität an, die sich beispielsweise in Genremalerei oder barocken Fresken finden. Zeitlich ist der Film zwischen thematisch ähnlich gelagerten Großprojekten wie Langs utopischem Metropolis oder Scotts dystopischem Blade Runner entstanden: Mit seiner megalomanen und sterilen Atmosphäre, den inszenierten und theatralischen Architekturen sowie konterkarierenden und humoristischen Momenten fragt auch Tatis Film – wenngleich weniger apokalyptisch denn ironisch – nach dem Stand des Menschlichen in einer mediatisierten Welt."