27.03.2022
Highlight Israel-Exkursion
Das Land Israel fasziniert auch nach mehrmaligen Exkursionen. Der Landstrich Israel/Palästina ist von vielfältigen Klimazonen auf engsten Raum geprägt. Während im Norden auf dem Hermon (2814 m) Schnee zu sehen, an den Jordanquellen und im See Genzaret reichlich Wasser vorhanden war, und wir auch von Regenfällen nicht verschont blieben, ging in der Judäischen Wüste und am Toten Meer (-430 m) die Regenzeit schon zuende. Es war noch ein zarter Hauch von Grün zu erkennen und viele kleine blühende Blumen waren zu sehen. Eindrücklich zeigte sich, dass Wasser in dieser Region die Lebensgrundlage schlechthin ist. Unschwer ist vorstellbar, dass die Verteilung von Wasser und knappe Wasserressourcen zu ökologischen Problemen und politischen Konflikten führen können.
Auf diesem engen Raum lässt sich eine lange Siedlungsgeschichte seit dem Neolithikum nachzeichnen, die von autochtonen Entwicklungen und verschiedenen kulturellen und politischen Einflüssen aus Ägypten, Mesopotamien (z.B. Assur), Griechenland, Rom, Byzanz und aus den arabischen Kulturen geprägt ist und die heute noch die lebendigen Traditionen der jüdischen, christlichen und islamischen Religion belegt. Bis heute kennzeichnet Israel/Palästina ein gelingendes aber auch spannungsreiches Mit- und Nebeneinander der Menschen aus verschiedenen Kulturen, Ländern und Religionen.
In Jericho sahen wir mit dem runden Turm die ältesten Siedlungsspuren, nämlich aus dem Neolithikum (9. – 7. Jt. v. Chr). Zahlreicher waren die Spuren aus der Bronzezeit (3200 – 1150 v. Chr.). Wir besichtigten z.B. die Toranlage aus ungebrannten Lehmziegeln in Tel Dan, Tempelanlagen in Megiddo und Bet Shean und die Wasserversorgung der Davidstadt in Jerusalem.
Die eisenzeitlichen Artefakte, die das antike Israel bezeugen (1000/980/925 – 586 v.Chr.), sind eindrücklich in den archäologischen Parks von Tel Dan, Megiddo und der Davidstadt rekonstruiert. Wir kamen außerdem zu den Grabungsstätten in Betsaida und En Gedi, sahen die einschlägigen Exponate im Israelmuseum und diskutierten, ob bzw. wie stark die Archäologie von biblischen Perspektiven beeinflusst ist. Derzeit ist die Frage besonders umstritten, ob das Großreich Davids und Salomos archäologisch nachweisbar ist. Die Existenz dieses Reiches wird dann zum Problem, wenn die Eisenzeit IIA als Phase der Neubesiedlung und des Aufschwungs erst mit 925 v. Chr. begann.
Einen weiteren wichtigen Schwerpunkt bildeten die archäologischen Zeugnisse aus dem 1. vor- und 1. nachchristlichen Jahrhundert, die von römischer Vorherrschaft geprägt sind und in die das Wirken Jesu (ca. 30 n. Chr.) und der 1. Jüdische Krieg (66 – 70/73 n. Chr.) mit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels fallen. In Galiläa zeugen Magdala, Kapharnaum, Zipporis, Betsaida, Skythopolis und Gamla von dieser Zeit, im Süden die herodianischen Bauten (Tempelplateau in Jerusalem und Herodium) und Qumran. Noch heute lässt sich an der Altstadt Jerusalems die römische Umgestaltung der Stadt nach 135 n.Chr. gut erkennen.
Schließlich sahen wir auch Zeugnisse des Judentums und Christentums der späteren Jahrhunderte. Neben wunderschönen Synagogen (1. – 5. Jh. n. Chr.) besichtigten wir wichtige Kirchen des Christentums, die die Orte der Geburt, des Wirkens, des Todes und der Auferstehung Jesu markieren. Diese Entwicklung setzte mit der konstantinischen Wende Anfang des 4. Jh. n. Chr. ein und verstärkte das christliche Pilgertum im Heilige Land.
All diese Einblicke in die Geschichte des Landes und der jüdischen und christlichen Religion wurden ergänzt durch Informationen zum modernen Staat Israel und zu den palästinensischen Gebieten und aktualisiert durch das Erleben verschiedener noch heute existierender jüdischer Strömungen und christlicher Denominationen.
Die eindrückliche Natur, das Wahrnehmen der reichen und wechselvollen Geschichte und die Reflexion über das Werden und die Ausprägungen der jüdischen und christlichen Religion ließen die Exkursion zu einer sehr intensiven Erfahrung werden.
Die Exkursion wäre nicht möglich gewesen ohne die großzügige Unterstützung durch die Philosophische Fakultät der TU Dresden, die Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e.V., das Bistum Dresden-Meißen und die Axel Springer Stiftung. Herzlichen Dank dafür!
Video zur Israel-Exkursion: Reise nach Israel: auf der Spur der Weltreligionen | Vlog Theologiestudium