10 Jahre Projekt „Pflanzen der Bibel“
fr. Victor Lossau OSB, M. A.
In diesem Jahr darf sich das Projekt „Pflanzen der Bibel“ über ein Dezennium seines Bestehens freuen und nimmt dies zum Anlass für einen kleinen Rückblick.
Es war im Vorfeld des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der im Jahre 2011 in Dresden stattfand, als die Leitung des Botanischen Gartens Kontakt zu Vertretern des Instituts aufnahm. Die Idee war, den Botanischen Garten als einen möglichen Besuchsort für die Gäste des Kirchentags mit einer kleinen Ausstellung zum Thema „Pflanzen der Bibel“ interessant zu machen. Der Vorschlag fand sofort im Bereich der Biblischen Theologie Gefallen und Unterstützung. In intensiver Arbeit wurde mit verschiedensten Recherchen begonnen: Welche Pflanzen werden – bis auf den allbekannten Feigenbaum und Weinstock – eigentlich in der Bibel erwähnt? Welche davon sind im Botanischen Garten vorhanden und können gezeigt werden? Was wäre schließlich aus biblischer Sicht zu diesen zu sagen? Welche Informationen könnten darüber hinaus für die Besucher:innen interessant sein? Schnell war die Gestaltung der Ausstellung klar: Neben den Pflanzen sollte ein Kurztext mit den entsprechenden Informationen gezeigt werden. So entstanden 34 Ausstellungstexte zur theologischen und symbolisch-metaphorischen Bedeutung von Apfelbaum bis Zwiebel in der Bibel, die durch kulturgeschichtliche und kurze botanische Informationen ergänzt wurden. Die Texte wurden mit Abbildungen versehen, die entweder etwas zeigen, was an der Pflanze selber nicht – oder nicht immer – zu sehen ist oder die die altorientalische Bedeutung der Pflanze verdeutlichen. Durch vielfältiges Interesse und Mitarbeit von Studierenden konnten diese Ausstellungstafeln um ein umfangreiches Begleitprogramm wie Besucherführungen und Bastel- und Spielmaterial für Kinder („Unterwegs mit Schnecke Simon. Entdecke Pflanzen der Bibel im Botanischen Garten“) erweitert werden. Das Projekt begann über den Kirchentag hinaus Bestand zu haben, nicht zuletzt wegen des stetigen Interesses der Besucher:innen an den Pflanzen der Bibel, ihrer Geschichte und ihren Geschichten.
Im Jahr 2013 fand das Projekt mit Schloss & Park Pillnitz einen neuen Kooperationspartner, mit dem das Projekt bis 2020 zusammenarbeitete. Natürlich war dort der Pflanzenbestand nicht der gleiche wie im Botanischen Garten. Auf einige Pflanzen musste verzichtet werden, andere, wie z. B. der Johannesbrotbaum, kamen dazu. Für das Projekt wurde ein Bereich im sog. „Heckenquartier“ zur Verfügung gestellt, der rege für Erwachsenenführungen und Kinderprogramme oder zu Projektvorstellungen zu der Dresdner Langen Nacht der Wissenschaft oder dem Dresdner Elbhangfest genutzt und frequentiert wurde. Erste Veröffentlichungen entstanden, als Begleitbroschüren für Besucher:innen: z. B. „Der Handel mit Pflanzen zwischen dem Vorderen Orient und Indien in biblischer Zeit“ oder „Eine biblisch-florale Reise vom Nil bis an den Jordan“, der Katalogbeitrag „Vegetarismus, Tierschutz, Lebensform und Abstinenz“ zur Pillnitzer Ausstellung zu Maximilian Prinz von Sachsen. Einen Markstein bildet zweifellos die Veröffentlichung des ersten Sachbuches „Vom Garten Eden bis zu Salomos Weinberg. Pflanzen der Bibel“ im Jahre 2018 beim Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart.
Neu und etwas anders hat sich das Projekt 2021 mit der Veröffentlichung des zweiten Sachbuches im selben Verlag „Balsambeet und Rosenhag. Paradiese und die Kultur der Gärten“ orientiert. Wie der Titel deutlich macht, geht es nun nicht mehr nur um die Pflanzenmetaphorik in der Bibel, sondern um das Motiv des paradiesischen Gartens über den engeren biblischen Kontext hinaus. Im Dialog von christlicher Theologie mit Fachleuten aus Judaistik und Islamwissenschaft, aber auch der Landschafts- und Gartenarchitektur sowie der Botanik entfaltet es ein facettenreiches Bild des „Sehnsuchtsortes Garten“ und dessen Gestaltwerdungen in verschiedenen kulturell-religiösen Kontexten und Zeitabschnitten. Hier eröffnen sich für das Projekt vielfältige neue Möglichkeiten des Weiterforschens, des Weiterarbeitens und des Weitervermittelns.
Am Ende dieser kleinen Projekt-Reminiszenzen – eigentlich wäre noch viel mehr zu sagen – noch ein kleiner Vorausblick auf die nächste geplante Veranstaltung des Projektes „Pflanzen der Bibel“: Am 11. September 2021 findet ein öffentlicher Thementag unter dem Titel „Andere Räume. Faszination Garten zwischen Wirklichkeit und Utopie“ im ev.-luth. Gemeindehaus Haydnstraße und im Botanischen Garten der TU Dresden statt. Nähere Informationen dazu finden Sie auf der website des Projektes „Pflanzen der Bibel“.
Last but not least sei allen aktuellen und ehemaligen Projektbeteiligten großer Dank und Anerkennung für ihre Beteiligung ausgesprochen. Ohne ihren nicht hoch genug zu schätzenden Einsatz an Ideen, Zeit und auch Geld hätte das Projekt nie fortbestehen können. Zugleich seien alle Interessierten herzlich eingeladen mit uns in Kontakt zu treten, die das Projekt näher kennenlernen und vielleicht sogar begleiten möchten.