Kommentierung des Buches Esra/Nehemia
Prof. Dr. Maria Häusl verfasst den „Wissenschaftlichen Kommentar zum Buch Esra/Nehemia (Esr/Neh) für die Kommentarreihe Herders theologischer Kommentar zum Alten Testament“. Es gilt das theologische Profil des Buches Esr/Neh und die Aussagen zur Identitätskonstruktion Israels in nachexilischer Zeit herauszuarbeiten.
Es lässt sich eine Diskussion um verschiedene Zugehörigkeitskriterien erkennen. Die selbstverständlich vorausgesetzten Wohnräume in der östlichen Diaspora und in Juda zeigen, dass ein gemeinsamer Lebensraum als Kriterium der Zugehörigkeit aufgegeben ist. Dagegen wird die gemeinsame geographische Herkunft aus Juda unterstrichen. Die östliche Diaspora schreibt sich mit ihrer Exilserfahrung und mit ihrem gemeinsinnigen Engagement für den Tempel und die Stadt Jerusalem in die Geschichte Israels ein. Die Personenlisten betonen die Bedeutung der Registrierung und die Einteilung in kultischen und Familieneinheiten. Als Begründungsressourcen für die Identitätskriterien dienen die in der Geschichte erfahrbare Wirkmächtigkeit JHWHs, die Tora als Grundlage für Handlungsentscheidungen, aber auch die politische Macht, die in den Edikten der Perserkönige präsent ist.
Das Buch Esr/Neh ist nicht zuletzt aufgrund seines literargeschichtlichen Werdens und der verwendeten sprachlichen Gestaltungsformen mehrstimmig. Es zeichnet sich aber auch durch eine wohl überlegte Gesamtstruktur und durch vielfältige thematische und motivliche Verweise aus.
Das Projekt wurde von der DFG mit 70.000 EUR gefördert
Link zur Wissenschaftlichen Tagung: "'Denkt nicht mehr an das Frühere!' - Begründungsressourcen in Esra/Nehemia und Jes 40-66 im Vergleich." (2016)