Jan 23, 2020
Poetry Slam "Sturzlage" - ein voller Erfolg
Sturzlage?! Die Sehnsucht nach uns in der Veränderung
Ein zum Bersten gefüllter Klemperersaal; bis auf den letzten (Steh-)Platz besetzt mit vor allem jungen Menschen; auf der Bühne fünf Musiker*innen der Bigband des St.-Benno-Gymnasiums, die jazzig auf den Abend einstimmen. So begann der Poetry Slam zum Thema ‚Sturzlage‘, der gleichzeitig das große Finale der gleichnamigen Reihe der Professur für Systematische Theologie des Instituts für Katholische Theologie der TU Dresden, der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek und DRESDEN-concept bildete. Nachdem in verschiedenen Formaten, alle orientiert am Anstoß gebenden Ereignis „30 Jahre Friedliche Revolution“, bereits Alt-Bundespräsidenten, Bischöfe, Aktivist*innen und ein Filmabend Themen wie Heimat, Identität und Ökologie angesprochen und diskutiert hatten, stand nun der Poetry Slam auf dem Programm. Und, wenig erstaunlich – es war der mit Abstand der Abend mit dem jüngsten Publikum der ganzen Veranstaltungsreihe.
Neben drei professionellen Slammer*innen hatten auch drei Neulinge die Möglichkeit des offenen Bewerbungsverfahrens genutzt, um sich einen Platz auf der Bühne zu sichern. In einer ersten Runde mussten die sechs Kandidat*innen, angekündigt von Moderatorin Kaddi Cutz, einen Text präsentieren, der sich am Thema ‚Sturzlage‘ orientiert.
Bonny Lycen nahm uns in „Kräuterschnaps und die Frage der Emanzipation“ mit auf eine Reise in ihre brandenburgische Heimat und beleuchtete unterwegs die Frage, was eine „emanzipierte Frau“ eigentlich ausmacht. Monika Mertens sprach davon, dass Freiheit erstaunlicherweise dort beginnt, wo ihr Grenzen gesetzt werden – in unseren Köpfen. Inga Schütte, Promotionsstudentin der Systematischen Theologie, präsentierte unter dem Namen „Miss Piggy“ ihre „Hommage an die deutsche Autobahn“ als Parabel auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen. Hildegard König (alias „Lyrakel“), Professorin für Kirchengeschichte, trug mit ihrer „Umkehrfuge“ den kürzesten, dafür dichtesten Text des Abends bei. Philomena Schnarrer vom TU-Institut für Katholische Theologie paraphrasierte das Märchen vom hässlichen Entlein, und Ali Can schließlich weidete sich genüsslich an der gängigen deutschen „Schubladenkacke“.
In der anschließenden Pause konnte jede*r Zuhörer*in seine/ihre insgesamt drei Stimmen auf die Kandidat*innen verteilen – mit dem Ergebnis, dass Bonny Lycen, Philomena Schnarrer und Ali Can zur zweiten Runde auf die Bühne gerufen wurden. Die zweite Runde bat die Möglichkeit, einen frei vom Thema des Abends ausgewählten Text vorzutragen. Während zuerst Bonny Lycen einen sehr gefühlvollen Text zu ihrer Hypersensibilität zum Besten gab, schloss sich Ali Can mit einem Bericht von der Fast-Abschiebung seiner Familie und der Unterstützung deutscher Freund*innen an. Den Schluss machte Philomena Schnarrer, die ein Familienfoto vor den inneren Augen der Zuhörer*innen entstehen ließ – was diese in der abschließenden Applaus-Abstimmung mit einem eindeutigen ersten Platz bewerteten. So blieb am Ende des Abends der eigens genähte und mit dem TU-Logo bestickte Gewinnerbeutel, der sich beim Gang durch die Reihen prall gefüllt hatte, in Dresden und Poetry-Slam-Neuling Philomena Schnarrer die überraschte Siegerin des Abends.
Text: Eva Mariann Karwowski und Sören Frickenhaus
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https://www.sachsen-fernsehen.de/dresdnerin-gewinnt-sturzlage-slam-in-der-slub-711914/
Hier einige Impressionen: