Feb 19, 2018
UNESCO World Heritage sowie das immaterielle Erbe – Ambivalente Entwicklungen
Am 13.12.2017 hielt Frau Prof. Dr. Marie-Theres Albert, Professorin emerita der BTU Cottbus-Senftenberg und Leiterin des Instituts Heritage Studies in Berlin, einen Vortrag zum Thema UNESCO World Heritage sowie das immaterielle Erbe – Ambivalente Entwicklungen.
Prof. Dr. Albert zeichnete in ihrem Vortrag die Entwicklung der UNESCO nach, beginnend mit der Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt (1972), bei der materielles Erbe im Vordergrund steht, bis zur Aufnahme von immateriellem Erbe als schützenswertes Gut. Die Konvention zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes (2003) sei eine große Errungenschaft, da sie lebendes und lebendiges Erbe unter Schutz stelle. Anhand konkreter Beispiele (koreanische Volkslieder, brasilianischer Samba, bolivianisches Naturwissen, deutsche Genossenschaftsidee, europäischer Orgelbau) illustrierte Prof. Dr. Albert die fünf schützenswerten Typen immateriellen Erbes: Bräuche, Wissen, Darstellungen, Ausdrucksformen und Fertigkeiten.
Prof. Dr. Albert fand aber auch kritische Worte. Sie bedauerte einen negativen Wertewandel innerhalb der UNESCO, da materielles und immaterielles Erbe zunehmend aus ökonomischer, touristischer Perspektive betrachtet werde und Schutzaspekte in den Hintergrund träten. Seit der Gründung der UNESCO 1945 habe sich die Organisation von ihrem ursprünglichen Ziel, die Bewahrung und die Konstituierung von Frieden in der Welt durch Bildung, Erziehung und Erhalt von Kulturgut, entfernt. Es gelte daher den Schutzgedanken wieder verstärkt in den Vordergrund zu rücken, da u.a. durch starke touristische Nutzung, Klimawandel und Krieg einige Stätten stark gefährdet seien. Dies sei besonders problematisch, da der Verlust von Erbe immer auch Verlust von regionaler Identität bedeute.
Der UNESCO-Lehrstuhl bedankt sich bei Prof. Dr. Marie-Theres Albert und den Zuhörerinnen und Zuhörern für den überaus informativen Vortrag und die angeregte Diskussion. Dank geht auch an den Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen der DGVN für die Unterstützung des Vortrags.