Marie-Kristin Döbler M.A.
Arbeitstitel der Dissertation:
Allein und doch nicht einsam? (Nicht-)Präsenz(en) in Paarbeziehungen (Arbeitstitel)
Erstgutachter:
Prof. Dr. Frank Adloff (Universität Hamburg)
Zweitgutachter:
Prof. Dr. Renate Liebold (Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg)
Abstract:
In den letzten Jahrzehnten haben sich private Lebensformen zusammen mit oder in Reaktion auf den Wandel soziokultureller Rahmen, des Arbeitsmarktes, der Mobilitätsmuster und technischer Möglichkeiten verändert. Im Zuge dessen haben sie einen Teil ihrer institutionellen Grundlagen eingebüßt, sind zunehmend performativ und reflexiv geworden. Parallel dazu hat eine bestimmte Beziehungskonstellation an quantitativer Bedeutung gewonnen: Es gibt zunehmend mehr Paare (verheiratet oder nicht, mit oder ohne Kinder), die im Laufe ihres Paarseins (mehrfach) über kürzere oder längere Zeit mit Nicht-Präsenz konfrontiert sind, weil sie an verschiedenen, ggf. wechselnden, Orten arbeiten, so dass sie nicht täglich zusammen sein können.
Vor diesem Hintergrund rekonstruiere ich aus narrativen Interviews die paarrelevanten Formen und Umfänge von Präsenz, das (subjektive) Deuten und Erleben von (Nicht-)Präsenz(en) in Paarbeziehungen, die Strategien für den Umgang mit räumlicher Distanz und physischer Nicht-Präsenz sowie die deswegen ggf. nötigen Kompensationen. Damit verbunden sind einerseits Fragen nach dem Kern und Kohäsionsmittel von Paarbeziehungen, so dass subjektiv die Eindrücke ‚Wir sind ein Paar.‘, ‚Wir gehören zusammen.‘ und ‚Ich bin in einer Beziehung.‘ bestehen bleiben. Andererseits geht es auch um gesellschaftliche Diskurse und Deutungsmuster, die massenmedial verbreitet und öffentlich virulent, um Paarbeziehungen und Nicht-Präsenz darin kreisen, mit denen Paare in ihrem Alltag konfrontiert werden und sich in Selbstdarstellungen (bspw. im Interview) auseinandersetzen müssen.
In der Wissenssoziologie und dem sozialkonstruktivistischen interpretativen Paradigma verortet, fußt all dies auf der These, dass gesellschaftliches und paarinternes Wissen eine Wirklichkeitskonstitutive Rolle spielen, die Existenz und den Fortbestand, Selbstverständnis und die Identität von Paaren genauso beeinflusst wie die Erwartungen an und Vorstellungen von Paarbeziehungen sowie die Relevanz und das Erleben verschiedener Präsenzformen.
Institutionelle Anbindung:
Stipendiatin des DFG Graduiertenkollegs 1718 „Präsenz und implizites Wissen“ und Lehrbeauftragte des Instituts für Soziologie an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
E-Mail:
Marie-Kristin Döbler