Leakage
Energiewende, Digitalisierung, Genschere, und Klimagerechtigkeit—aktuelle Herausforderungen der Technik-, Medizin-, und Naturwissenschaften sind gesellschaftlich eingebettet und werfen Fragen auf, die auch für die Geistes- und Sozialwissenschaften zentral sind. Die Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Technologie, Naturwissenschaft und Gesellschaft steht im Fokus der Science & Technology Studies (STS), ein wachsendes internationales und interdisziplinäres Forschungsfeld, zudem sich auch viele Wissenschaftler:innen in Deutschland zählen. Daher freut sich die TU Dresden sehr, dass sie vom 19.-22. März Gastgeberin der Gründungstagung von stsing e.V. sein darf, ein seit 2020 bestehender Verein, der sich dem wissenschaftlichen and transdisziplinären Austausch und der internationalen Vernetzung innerhalb der Science & Technology Studies in Deutschland mit Anbindung an zahlreichen Universitäten und Forschungseinrichtungen widmet.
Diese Konferenz markiert die Gründung von stsing e.V., einem Verein, der Science and Technology Studies (STS) in und durch Deutschland betreibt und im Jahr 2020 gegründet wurde. STS ist ein interdisziplinäres Forschungs- und Tätigkeitsfeld, das sich dafür inter-essiert, wie Wissenschaft und Technologie praktisch ausgeübt und gesellschaftlich eingebettet sind. Der Verein ist von internationalen Diskussionen geprägt und bringt Netzwerke von etablierten sowie Nachwuchswissenschaftler*innen zusammen. stsing e.V. zählt derzeit über 100 Mitglieder aus einem breiten Spektrum von Disziplinen an Hoch-schulen und Forschungseinrichtungen im deutschsprachigen Raum. Die Arbeits-gruppen des Vereins engagieren sich in inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit. Weitere Informationen finden Sie auf der Website von stsing e.V.
Link zur Website : https://stsing.org/
Organisiert wird die Tagung von einem interdisziplinären Team von Professor:-innen und Nachwuchswissenschaftler:innen der Fachbereiche Technik-soziologie, Lit-eraturwissenschaft /Future Studies, Human-geographie, Digitale Kulturen, und Thermo-dynamik. Über den Zeitraum von 4 Tagen werden über 250 Wissenschaftler:innen aus 21 Ländern an der TU Dresden zusam-menkommen, um im Rahmen des Ober-themas „Leakage“ aktuelle Forschungsthemen in der sozial- und geisteswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Technologie und Naturwissenschaft vorzustellen.
Unter der Überschrift „Leakage“ sind insbesondere Phänomene und Fragestellungen leitgebend, die sich durch Motive der Durchlässigkeit, des Entweichens, des Verlustes und des Auslaufens erschließen lassen. Dabei geht es zum einen darum, sich Phänomenen wie dem Datenleck oder der undichten Gaspipeline zu widmen, um die Unabgeschlossenheit soziotechnischer Systeme zu verstehen. Zum anderen geht es darum, mit „Leakage“ Beiträge zur Theoriebildung und Methodenforschung in den STS anzuregen. Veranstaltungsorte sind neben der TU Dresden auch die Technischen Sammlungen Dresden.

Sandra Buchmüller and Moritz Ingwersen
„Das Motiv des Lecks (leakage) stellt etablierte Erzählungen über Wissenschaft und Technik infrage. Wir denken zum Beispiel über Technologien oft als Systeme oder Netzwerke nach. Dabei gerät aber aus dem Blick, dass Systeme nie ganz geschlos-sen sind und auch weitläufige Netzwerke nicht alles einfangen können. Das wird uns natürlich vor allem bewusst, wenn etwas schief geht und es beispielsweise zu Daten-lecks kommt oder Ölpipelines undicht sind. Ein Fokus auf durchlässige Grenzen und Rändern erlaubt aber auch gewohnte Verständnisse des Menschen in vermeintlicher Abgrenzung zur Umwelt oder Technologie zu verschieben und unseren Blick für eben jene Phänomene zu schulen, die in idealisierten Systemen verdeckt bleiben oder keinen Platz haben. Wer oder was vom Leck betroffen ist und welche Umwelten, Gemeinschaften, und Systeme in der Konzeption von neuen Technologien mitgedacht werden, ist nicht zuletzt eine gesellschaftliche Fragestellung. Vor diesem Hintergrund möchten wir Technologie und Wissenschaft insbesondere in ihren sozialen, psychologischen, gesellschaftlichen, politischen, und kulturellen Dimensionen und Auswirkungen untersuchen.“ …sagen die Organisator:innen.
Konkrete Kontexte, die auf der Konferenz diskutiert werden, reichen von Daten-management im Gesundheitssektor und der Rohstoff-Bilanz von erneuerbaren Energie-quellen, bis zur kulturellen Reklamation von Bergbaufolgelandschaften, und ungerech-ten Algorithmen. Wie unterwandert das Smart Home etablierte Grenzen des Häuslichen? Wie lassen sich Dateninfra-strukturen in ihrer planetaren Bedeutung verstehen? Wie können wir die „porösen“ technisierten Ökologien des Anthropozäns untersuchen und gestalten?

Michaela Büsse, Welcoming Address stsing e.V.
Ein Highlight der Konferenz sind die Keynotes der international hochkarätigen Wissen-schaftler:innen, Nerea Calvillo (University of Warwick), Amade M’charek (University of Amsterdam) und Thao Phan (Monash University, Melbourne). In Kooperation mit den Technischen Sammlungen Dresden und dem TU Dresden Schaufler Lab widmet sich zudem eine öffentliche Abendveranstaltung mit dem Titel „Leaky Earth“ am 21. März der künstlerischen Auseinandersetzung mit Wissenschaft und Technologie und stellt die Film- und Live-Performance-Arbeiten der renommierten Künstlerinnen Rosa Barba, Kat Austen, und Dongjoo Seo vor.

Kristiane Fehrs mit Thao Phan
Link zum Book of Abstracts:
https://datashare.tu-dresden.de/s/34ppe8J4oDz5qdX
Link zum Call for Papers:
https://datashare.tu-dresden.de/s/2onaLQRsaYE2gfn
Organisator:innen in alphabetischer Reihenfolge:
Sandra Buchmüller, Michaela Büsse, Kristiane Fehrs, Moritz Ingwersen, Anja H. Lind, Johanna Mehl, Judith Miggelbrink, Nora Molinari, Michelle Pfeifer, Susann Wagenknecht

ssting