Juniorprofessur für Mikrosoziologie und techno-soziale Interaktion
Seit November 2019 hat Susann Wagenknecht die Juniorprofessur für Mikrosoziologie und techno-soziale Interaktion am Institut für Soziologie der TU Dresden inne.
Die Juniorprofessur stellt sich vor
Die Juniorprofessur widmet sich der mikrosoziologischen Grundlagenforschung in einer Weise, die besonderes Augenmerk auf die sozialwissenschaftliche Technikforschung legt und sich mit den technologischen Herausforderungen der Gegenwart auseinandersetzt. Digitalisierung und Energiewende, zum Beispiel, sind aufwendige Vorhaben, die in spannungsreichen Kooperationen gestaltet werden – und die in den kommenden Jahren tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringen.
Vor diesem Hintergrund nimmt die Juniorprofessur in den Blick, was Menschen mit- und gegeneinander tun, wie sie dabei Techniken und Technologien gebrauchen und von diesen gebraucht werden. Dabei versteht die Juniorprofessur „Technik“ relational – als Bezugnahme, die in besonderer Art und Weise auf Artefakte, Körper und Materialien rekurriert: sie be- und abnutzt, aber auch repariert, wartet, designt, testet und zerstört; sie als Natur konfrontiert, als Ressource verbraucht oder als Infrastruktur verschleißt. Insofern als technische Bezugnahmen zweckmäßig sein sollen, setzt sich Technik immer ihrer Prüfung und Bewertung aus. Wie handlich, nützlich, funktionsfähig oder nachhaltig ist die Technik? Wo und wie können diese Bewertungen vorgenommen werden, und wie wirken sie sich aus? Wie können sich Technologien diesem Bewertungsanspruch entziehen?
Aus dieser Perspektive leitet die Juniorprofessur zunächst zwei Arbeitsschwerpunkte ab, die sich mit der Materialität und der praktischen Normativität Technik-bezogener Interaktionen beschäftigen. So geht die Juniorprofessur der Frage nach, wie und in welchen Situationen sich Infrastrukturen in ihrer spezifischen Materialität (etwa in den Bereichen Energie und Verkehr) entwerfen, unterhalten, bewerten und verändern lassen. Und umgekehrt: Wie gestalten diese Infrastrukturen Interaktionen zwischen NutzerInnen, PlanerInnen, TechnikerInnen, PolitikerInnen, AnwohnerInnen etc.? Welche Wertungen nehmen NutzerInnen dabei vor, auf welche Werte verlassen sich TechnikerInnen? Welche Standards kommen infrage, welche Maßstäbe setzen bestehende Infrastrukturen? Welche Bewertungen schlagen Algorithmen vor? Wie drückt sich die Wertschätzung etwa von AnwohnerInnen aus? Die Juniorprofessur beobachtet, wie sich im unebenen Spannungsfeld heterogener Wertigkeiten „etwas tut“ – wie sich dort Praktiken etablieren, die Technik (nicht) funktionieren und Interaktion gelingen (oder scheitern) lassen.
Die Juniorprofessur untersucht die skizzierten Fragestellungen empirisch und greift auf die Methoden der qualitativen Sozialforschung, insbesondere ethnografische Methoden, zurück.
In der Lehre widmet sich die Juniorprofessur der Mikrosoziologie, der mikrosoziologisch orientierten Techniksoziologie sowie den Science and Technology Studies (STS). Die Juniorprofessur lehrt die Grundlagen der Mikrosoziologie und fokussiert in vertiefenden Seminaren insbesondere auf die Rolle von artefaktischen Arrangements in der Herstellung von Handlungsträgerschaft und Interaktion. Das Anliegen der Juniorprofessur ist es, mit Studierenden die Vielfalt jener praktischen Verhältnisse zu erforschen, in denen Menschen, Materialien, Techniken und Technologien sich zueinander verhalten und miteinander konstituieren.