Jul 04, 2022
Workshopbericht: „Der Terminator im Einsatz für gerechten Frieden“ – Zur Ethik von autoregulativen Waffensystemen mit Nicole Kunkel
Am 30.06.2022 war die Dipl.-Theologin Nicole Kunkel zu Gast im Schaufler Kolleg@TU Dresden. In Ihrem Workshop „Der Terminator im Einsatz für gerechten Frieden. Zur Ethik von Waffensystemen mit autoregulativen Funktionen“ berichtete sie über aktuelle Forschungserkenntnisse aus ihrem Promotionsprojekt am Institut für Systematische Theologie (Lehrstuhl für Ethik und Hermeneutik) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Unser Kollegiat Philipp Preußger befasst sich im Rahmen seiner Dissertation „Visionen eines smarten Krieges? Bild und Ethik autonomer Waffensysteme“ ebenso mit ethischen Perspektiven auf autonome Waffensysteme, allerdings nicht aus einer friedensethischen, sondern einer künstlerisch orientierten Warte.
Im Kern des Workshops stand die Verbindung von Friedensethik mit dem Einsatz von letalen autonomen Waffensystemen (lethal autonomous weapon systems, LAWS). LAWS wurden entwickelt, um militärische Ziele selbstständig zu identifizieren und anzugreifen. Es handelt sich jedoch nicht um komplett autonome Systeme, vielmehr sind einzelne Funktionen dieser Waffensysteme automatisiert.
Innerhalb des Workshops stand insbesondere zur Diskussion, inwiefern der Begriff „Autonomie“ für KI-geleitete Waffensysteme anwendbar ist. Nicole Kunkel plädiert alternativ für die Nutzung von „Autoregulation“, um sich von der stark philosophisch geprägten (insb. Kant) Begrifflichkeit der Autonomie abzugrenzen und zu betonen, dass Autonomie von Menschen und Maschinen kaum gleichzusetzen sei.
Friedensethik befasst sich im Wesentlichen mit den Motiven, Bedingungen und Folgen der Herstellung und des Erhalts von Frieden. Mit Bezug auf den Einsatz von LAWS stellt sich in der Friedensethik die Frage, inwiefern die autoregulativen Funktionen in Waffensystemen dem (gerechten) Frieden zuträglich sein können und somit auch deren Nutzung zu legitimieren sei. Im internationalen Diskurs stehen sich hierbei Argumente der (potenziellen) Rationalität und Präzision von LAWS und Fragen nach Verantwortung und dem Umgang mit Menschenwürde gegenüber. Zum aktuellen Zeitpunkt liegt jedoch der Schluss nahe, dass u.a. technische Hürden von LAWS, fragliche Verantwortungszuordnung im Konflikteinsatz und unberechenbares Risiko für zivile Ziele einen Einsatz von LAWS aus friedensethischer Perspektive nicht rechtfertigen. In der Debatte um die Nutzung autoregulativer Waffensysteme wurde daher das Konzept der „meaningful human control“ diskutiert, welches vorsieht, dass Menschen in letzter Instanz die Kontrolle für diese Systeme und damit auch die moralische Verantwortung für deren Operationen behalten sollten.
Wir bedanken uns bei Nicole Kunkel für Ihren Vortrag und die angeregte Diskussion.
Bericht: Gina Glock